Dinslaken. Das Lichtburg-Center bietet Popcorn derzeit im Außer-Haus-Verkauf an. So wird die „Kinofamilie“ unterstützt. Die Kunden schätzen nicht nur das.
Ein schmaler Streifen ist mit Premierenband vom breiten Bürgersteig in Dinslaken abgesperrt. Ein verführerischer Duft weht aus dem Gebäude. Dennoch herrscht gähnende Leere, es scheint niemand eine zweite Auflage der in der vergangenen Woche stattgefundenen Premiere an der Lichtburg zu wünschen. Oder? „Im Gegenteil“, widerspricht Ordner Stefan. „Um Punkt 14 Uhr kamen schon die ersten Gäste, um sich ihr vorbestelltes Popcorn zu sichern.“ Und wie um die Wahrheit seiner Worte zu unterstreichen, geht es jetzt Schlag auf Schlag.
Zwar reihen sich die Besucherschlangen nicht mehr bis zur Parfümerie Douglas, doch kontinuierlich streben die Popcornliebhaber zum Kino. Sobald einer mit seinem Eimer voll knackigem Süß den Kinoeingang verlassen hat, verlangt schon der Nächste danach. „Weil es einfach lecker ist“, antworten Leon und Selina auf die Frage, warum um Himmels willen sie an einem Freitagnachmittag zu Corona-Zeiten zum Kino kommen, um sich mit geröstetem Mais zu versorgen. „Wir haben von der Aktion über Facebook erfahren und finden sie klasse. Einerseits lieben wir Popcorn, andererseits wollen wir damit das Kino in dieser Corona-Krise unterstützen.“
Das „Filmzubehör“ gibt es in vier Größen
In vier Größen gibt es das beliebte „Filmzubehör“: klein, mittel, groß und eimerweise. Frisch geröstet und verpackt, kann es gleich mitgenommen werden. Für den Nachschub sorgt Jana, für den Verkauf Marvin und für die Ordnung vor dem Kino sorgen in Corona-Zeiten Stefan und Dirk.
Hintergründe
Das Coronavirus breitet sich auch in Dinslaken, Voerde und Hünxe aus. Diese Artikel aktualisieren wir ständig:
„Habt ihr noch eine große Portion?“, wird Marvin gefragt. „Im Moment nicht.“ „Na dann nehme ich einen Eimer voll. Schließlich muss ich für zwei essen, heute genieße ich einen letzten Filmabend mit Popcorn, bevor es in den nächsten Tagen zur Geburt ins Krankenhaus geht“, lässt eine Hochschwangere wissen. Das Kino fehle ihr, da muss halt das Fernsehen reichen. Ab geht’s, Platz machen für den nächsten Kunden. Christina sorgt für den Geburtstag ihres Mannes Uwe vor. „Da wir durch die Kontaktsperre nicht groß feiern können, haben wir uns als Überraschung ein Kino-Feeling ausgedacht. Wir werden es uns heute Abend mit den Kindern vor dem Fernseher gemütlich machen und einen netten Film einlegen. Als weiteres Geschenk gibt es einen Kinogutschein für später.“ Die Lichtburg einfach nach Hause bringen, meint Christina, und das Kino auf andere Weise unterstützen.
Mirko ist gerade Vater geworden. Seiner Frau will er heute mit „dem besten und leckersten Popcorn der Welt“ eine kleine Freude machen.
Aktion kommt Mini-Jobbern zugute
Eine schöne Aktion, da sind sich alle Popcornliebhaber einig. Und sie hat noch etwas Gutes, sie kommt nämlich den Mini-Jobbern des Kinos zugute und Marvin, zur Zeit in Kurzarbeit, kann sich etwas nebenher verdienen. „Wir mussten unsere Leute in Kurzarbeit schicken, uns blieb nichts anderes übrig. In einem Kino gibt es bei einer Schließung einfach nichts zu tun, die Kosten aber laufen weiter“, erklärt Heidrun Grießer den Hauptgrund für die Aktion.
Als 2012 Schäden am Haus festgestellt wurden und das Kino damals ebenfalls außerplanmäßig schließen musste, hatten sie erstmals eine Popcorn-Aktion ins Leben gerufen. Sie lief mäßig. „Damals war es eine andere Situation“, meint die Kino-Chefin. „Nur wir waren von der Schließung betroffen, unsere Kunden orientierten sich an anderen Events. Heute aber sind alle von der Krise betroffen und freuen sich über alles, was ein wenig Abwechslung bringt.“
Kino-Betreiberinnen hätten nicht mit solch großem Ansturm gerechnet
Und so waren auch Heidrun Grießer und ihre Tochter Heike vom Erfolg der vergangenen Woche überrascht. „Mit einem solch großen Ansturm hätten wir nicht gerechnet“, sagen sie dankbar. Es freut die beiden Frauen, dass sie mit dem Erlös ihre „Kinofamilie“ unterstützen können. „Schön ist es auch, dass es in dieser Krise an guten, umsetzbaren Ideen vieler nicht fehlt“, erzählt Heidrun Grießer weiter. So habe sie mit Det’s Burger & Grill eine Kooperation geschlossen. Bei jeder Bestellung dort gibt es eine Portion Popcorn. „Wenn jetzt auch noch Gutscheine gekauft würden, wäre mir leichter ums Herz“, gibt die Kinochefin zu.
Zwar sei die Soforthilfe der Regierung bereits eingetroffen, das Geld gehe aber sofort wieder raus. Rücklagen sind gebildet, sicher, doch das war als Baugeld für das neue Kino gedacht. „Wie sich alles weiterentwickeln wird, das weiß heute noch niemand“, so Grießer. Doch Mutter und Tochter lassen sich nicht unterkriegen. „Das Kino und wir sind seit Generationen krisenerprobt.“
Und weil dies so ist, denkt sie nicht nur an ihr eigenes Geschäft, sondern auch an die vielen Helfer in den Krankenhäusern. 23 Kilo Mais wurden zu Popcorn geröstet und ans evangelische Krankenhaus in kleinen Portionen für das Personal geliefert. In der kommenden Woche sollen weitere Popcorn-Päckchen ans St. Vinzenz-Hospital gehen. Alles natürlich hygienisch einwandfrei und kontaktlos.