Dinslaken/Voerde/Hünxe. Erste Vereine in Dinslaken und Voerde haben ihre Schützenfeste abgesagt. Der Rheinische Schützenbund rechnet mit einem Sommer ohne Schützenfeste.

Die ersten Schützenvereine in Dinslaken und Voerde haben ihre Schützenfeste aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus bereits abgesagt. Und wahrscheinlich werden es nicht die einzigen bleiben. „Es ist zu befürchten, dass wir einen Sommer ohne Schützenfeste bekommen“, sagt der Geschäftsführer des Rheinischen Schützenbundes, Uwe Pakendorf, auf Anfrage der NRZ. Ausgehend von der aktuellen Situation um die Corona-Pandemie sei „noch mindestens zwei Monate mit harten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit“ zu rechnen – die Schützenfestsaison, beginnt jedoch bereits in einem Monat, Ende April.

Pakendorf gibt zu bedenken, dass selbst wenn es gelänge, die Infektionszahlen zu senken, das öffentliche Leben „erst in langsamen Schritten“ wieder normalisiert werde: „Öffentliche Großveranstaltungen wie Schützenfeste und Schützenumzüge werden genauso wie der Fußball zuletzt wieder eine Genehmigung erhalten, wieder stattfinden zu dürfen“, prophezeit er.

Schützenfeste und Coronavirus: Erste Absagen aus Voerde und Dinslaken

Bei den Schützenvereinen im Kreis Wesel steht der Betrieb aktuell still: Versammlungen, Wettbewerbe, Trainings und gemeinschaftliche Aktionen, wie etwa Osterfeuer, sind bis mindestens nach den Osterferien eingestellt. Teilweise haben erste Vereine aber auch schon ihre Schützenfeste für die Sommermonate abgesagt.

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Der erste Verein in der Region wäre der Bürgerschützenverein Germania Voerde gewesen: Am 30. April sollte in den Mai getanzt, am zweiten und dritten Mai das Schützenfest gefeiert werden. Bereits am 16. März hatte der Verein das Fest auf seiner Internetseite abgesagt. Besonders traurig für die Voerder: In diesem Jahr wären sie im Rahmen ihres Schützenfests auch Ausrichter des Verbandsfests gewesen – das passiert nur alle sechs Jahre, da die Vereine sich untereinander abwechseln. Außerdem sollten zwei Jubilare für ihre 70-jährige Vereinsmitgliedschaft geehrt werden.

Frühe Absage: Vertragspartner sind verständnisvoll

„Hinter der Maßnahme als solches steh ich voll“, bekräftigt der Vorsitzende Alexander Neuhaus auf Anfrage der NRZ, wenngleich es für einen Schützenverein traurig sei, wenn das Schützenfest ausfällt: „Das ist der absolute Jahreshöhepunkt. Aber wir sind uns der Verantwortung bewusst und haben auch keine Sekunde gezögert.“

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Die ‚Germanen‘ haben Glück im Unglück. Zelt, Kapelle, Stargast – alles war bereits gebucht und musste nun abgesagt werden. „Bei allen Vertragspartnern bin ich auf Verständnis gestoßen“, so Neuhaus weiter. Hätte der Verein zahlen müssen, ohne das Fest ausrichten zu können „wäre es kritisch geworden“. Nun aber wurden einfach neue Verträge für 2021 geschlossen.

Schützen in Drevenack: "Wenn wir absagen, dann sagen wir sicher alle ab"

Neben Germania Voerder haben auch der Bürgerschützenverein Spellen (Juli) und der Bürgerschützenverein Dinslaken-Feldmark (August) ihre Schützenfeste gekippt. Auch der Bürgerschützenverein Dinslaken sieht sich gezwungen auf sein Schützenfest Mitte Juni zu verzichten, doch hier gibt es noch Hoffnung unter den Mitgliedern: „Sollte sich die Pandemielage zum angedachten Schützenwochenende deutlich bessern, behält der Vorstand sich vor, an Stelle des Schützenfestes ein Sommerfest – in deutlich kleinerem Ausmaß – auszurichten“, heißt es auf der Vereinswebsite.

Ebenso möchte der Schützenverein Drevenack sein Schützenfest (Mitte Mai), zumindest jetzt noch nicht, verloren geben: „Das wäre sehr, sehr traurig“, sagte Präsident Olaf Winterboer auf Anfrage. Eine Absage habe es seit dem zweiten Weltkrieg nicht gegeben und noch wolle sich der Verein alle Optionen offen halten. Eine Entscheidung erwartet der Präsident um Ostern herum. Darüber hinaus gebe es einen kontinuierlichen Austausch mit den Nachbarvereinen: „Wenn wir absagen, dann sagen wir sicher alle ab.“

Finanziell sei eine Absage des Schützenfests, so sie denn kommen sollte, „für den Verein nicht das K.O.“, erläutert der Präsident weiter. „Wir sind selbst Veranstalter. Wenn keiner käme, wäre das finanzielle Risiko genauso hoch.“

Längeres Veranstaltungverbot brächte Vereine in Not

Sollte nun aber länger andauerndes Veranstaltungsverbot – über den Sommer oder sogar bis zum Jahresende – geben, würde es einige Vereine „wirtschaftlich an den Rand der Existenz“ bringen, glaubt Uwe Pakendorf. Denn dann fielen neben den Schützenfesten auch Einnahmen aus anderen Veranstaltungen und Vermietung der Schützenhallen weg. Etwa jeder zweite Verein im Verband wäre davon betroffen, schätzt er.

Zudem sei mit Mitgliederschwund zu rechnen, wenn das Vereinsleben längere Zeit nicht stattfinden kann und auch, falls sich die wirtschaftliche Lage der Mitglieder durch eine Wirtschaftskrise verschlechtern sollte. Das würde allerdings nicht nur Schützenvereine treffen. Deshalb hofft Uwe Pakendorf auf Unterstützungsmaßnahmen für die Vereine von Seiten der Politik, beispielsweise durch einen Hilfsfond.