Dinslaken/Voerde/Hünxe. Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners bedeutet nicht nur Arbeit, sondern kostet auch Geld. Das haben Dinslaken, Voerde, Hünxe ausgegeben.
Seit einiger Zeit stellt der Eichenprozessionsspinner (EPS) keine Gefahr mehr dar. Aus den Raupen sind Schmetterlinge geworden. Doch bei den Kommunen sorgt er weiter für Arbeit, für Diskussionen.
Die Situation in Hünxe
So zum Beispiel in Hünxe: Ausgangspunkt war ein SPD-Antrag, indem gefordert wird, dass sich die Gemeinde über „natürliche Methoden zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners“ informiere und einen Maßnahmenplan unter Einbeziehung dieser Methoden erarbeitet.
Die Verwaltung Hünxe hat sich bereits Gedanken über andere Methoden gemacht, vielleicht auch, weil in diesem Jahr bislang rund 60.000 Euro für die EPS-Bekämpfung ausgegeben wurden. „Für 2020 werden die Mittel sicherlich aufgestockt werden müssen“, heißt es in der Vorlage, die die Verwaltung für den Haupt- und Finanzausschuss erstellt hat.
In der Vorlage der Verwaltung, die für den Haupt- und Finanzausschuss erstellt worden war, heißt es, dass der Befall der Eichen in diesem Jahr deutlich zugenommen hatte. Ebenso häuften sich die Mitteilungen über dadurch hervorgerufene Allergien, Haut- und Atemwegsreizungen sowie Juckreiz. Die Bekämpfung sei mit einem Spritzmittel nur innerhalb eines kleinen Zeitfensters und dann auch nur bei guten Wetterbedingungen möglich.
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Fazit der Verwaltung: In diesem Frühjahr wurde das Spritzmittel an den bekannten Stellen mit dem Hubschrauber großflächig ausgebracht. Die Wirksamkeit ist unterschiedlich zu beurteilen, das es an einigen der beflogenen Stellen zu starkem Befall mit EPS kam, an anderen Stellen zu keinem Befall.
Vor diesem Hintergrund fanden bereits im Juli in der Verwaltung Gespräche zu dieser Thematik statt. Für 2020 wird eine Befliegung alleine als nicht ausreichend angesehen. Es gibt Überlegungen zu weiteren Maßnahmen: Eine davon ist, dass mit den Schulen gesprochen wird, damit diese im Rahmen von Projekten Nistkästen bauen und so Meisen angelockt werden. Die Grundschule in Drevenack habe die Anregung positiv aufgenommen, so die Verwaltung. Denkbar wäre, dass die Gemeinde die Materialkosten übernimmt und die Schüler die Nistkästen bauen und nach Absprache aufhängen. Aktuell kommt auch die Möglichkeit hinzu, Fallen aufzustellen. Diese Möglichkeit prüft die Verwaltung ebenfalls. Auf den ersten Blick komme vermutlich nur ein punktueller Einsatz in Frage.
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Fallen und Nistkästen werden aus Sicht der Verwaltung aber nicht ausreichen, um auf den Einsatz eines Spritzmittels verzichten zu können. Dazu wird über die Beschaffung eines Spritzgerätes für den Bauhof oder eine Kooperation mit örtlichen Landwirten nachgedacht, um eine Bekämpfung von unten durchführen zu können.
Die Situation in Dinslaken
Wie die Stadt mitteilt, tritt der Eichenprozessionsspinner seit 2008 auch in Dinslaken auf. In diesem Jahr hat die Raupe Gesamtkosten in Höhe von knapp 53.000 Euro verursacht, im Jahr zuvor waren es noch knapp 40.000 Euro. Für die Zeit davor liegen der Verwaltung keine Vergleichszahlen vor. Dafür verweist Pressesprecher Marcel Sturm darauf, dass in diesem Jahr die Mitarbeiter über 760 Stunden mit der EPS-Bekämpfung verbracht haben und im Jahr 2018 fast 570 Stunden. Vergleicht man das mit der Einsatzzeit in 2017, damals fielen gerade einmal sieben Arbeitsstunden an, dann sehe man, dass im vergangenen Jahr die Belastung durch den EPS sprunghaft und massiv angestiegen sei. In 2019 sind 643 Baume als befallen registriert worden. Im vergangenen Jahr waren es 368.
Die Option der Nistkästen komme aus Sicht des Fachdienstes Grünflächen für Dinslaken eher nicht in Frage, wie Marcel Sturm sagt. Zum einen sollte sich das Anbringen von Nistkästen für die in Frage kommenden (EPS-verzehrenden) Arten wie Meisen nach dem geeigneten Nist-Ort richten und nicht nach der Erscheinung des EPS. Zum anderen müssten die Nistkästen regelmäßig kontrolliert werden. Jeder Nistkasten müsste mindestens zweimal im Jahr angefahren werden, um ihn inhaltlich zu begutachten, aber auch, um seine Aufhängung zu kontrollieren.
Die Situation in Voerde
In Voerde haben haben die städtischen Mitarbeiter etwa 1200 Nester beseitigt, teilt die Verwaltung mit. Sie waren mit einer Kolonne sechs Wochen im Einsatz. Die Kosten belaufen sich auf etwa 29.000 Euro. Bei einer Reaktionszeit von null bis zwei Tagen habe eine Beseitigung an den gemeldeten Objekten wie Schulen und Kindergärten sehr zeitnah durchgeführt werden können.
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Dies habe, so die Voerder Verwaltung, zur Folge gehabt, das die Beeinträchtigungen sehr gering gehalten wurden. An manchen Objekten – wie zum Beispiel der Janusz-Korczak-Schule in Möllen – sei das Team sechsmal zeitlich versetzt im Einsatz gewesen.
Generell wurden in Voerde keine Spritzmittel eingesetzt sondern die Nester mechanisch mit einem Industriestaubsauger abgesaugt. Das Anbringen von Nistkästen hält die Fachwelt für nicht alleinig zielführend, die Verwaltung folgt dieser Ansicht. Bekannt sei, dass der Pirol und auch der Kuckuck sich von EPS ernähren. Dies aber nur in einem begrenzten Maße.
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Der starken Population des EPS könne man damit nicht direkt begegnen, glaubt die Stadt Voerde, zumal der Befall in zeitlich begrenzten Intervallen auftritt. „Weitere Gespräche dazu werden aber noch mit Fachleuten geführt“, sagt Bürgermeister Dirk Haarmann. Man spräche davon, dass die Population des EPS über fünf bis sechs Jahre ansteige und dann wieder nachlasse. „Momentan befinden wir uns nach eigener Einschätzung jetzt im letzten Bereich des Anstieges“, sagt Haarmann.