Dinslaken. Bis die Nordtangente fertig ist, ist Lohberg in zwei Stadtteile geteilt, fürchten Bürger. Bürgerversammlung fordert Beruhigung der Hünxer Straße.

Die Hünxer Straße ist eine der Hauptverkehrsstraßen in Dinslaken. 16.000 Autos und 500 Laster am Tag quälen sich durch Lohberg. Das wollen die Menschen dort nicht mehr hinnehmen. Das „Verkehrsproblem Hünxer Straße“ war am Dienstag bereits zum dritten Mal Thema einer Bürgerversammlung im Ledigenheim. Das Forum Lohberg, das auf Bitten von Bürgern zu der Versammlung eingeladen hat, hat das Problem schon beim Bürgermeister, beim Planungsdezernenten, bei Straßen NRW und bei mehreren Parteien vorgetragen. Passiert ist bislang: nichts.

Das ist das Problem

Die Lärmbelastung ist nur ein Problem – im Rahmen der Lärmaktionsplanung der Stadt im Jahr 2014 wurden bereits 2014 durchschnittlich 67,5 db(A) tagsüber und 57,9 db(A) nachts gemessen. „Um die Gesundheit zu schützen“, sollte laut Umweltbundesamt ein durchschnittlicher von 65 dB(A) am Tage und 55 dB(A) in der Nacht nicht überschritten werden.

Die Nordtangente soll die Hünxer Straße irgendwann entlasten.
Die Nordtangente soll die Hünxer Straße irgendwann entlasten. © PR | STADT DINSLAKEN

Das andere Problem ist die teilende Wirkung der Straße. „Wir wollen nicht irgendwann zwei Stadtteile in Lohberg haben“, sagt Gilla Schrör vom Forum Lohberg. Die Straße sei schon für Erwachsene schwer zu überqueren, für Fahrradfahrer seien die Querungshilfen zu schmal und für Kinder sei das Ganze ein lebensgefährliches Unterfangen. Auf keinen Fall könne man Kinder aus dem alten Stadtteil über die Hünxer Straße zum Spielplatz im Bergpark laufen lassen, andersherum sollen doch eigentlich die Kinder aus dem Neubaugebiet die Lohberger Grundschule, die aktuell aufwändig saniert wird, besuchen können.

Schon im ersten Integrierten Handlungskonzept für Lohberg 2008 wurde die „Trennwirkung“ der Hünxer Straße als Problem erkannt: „Die Hünxer Straße weist durch die hohe Verkehrsbelastung eine erhebliche Trennwirkung auf und stellt ein großes Hindernis für die räumliche Verknüpfung der Zechensiedlung mit dem Zechenareal dar“ heißt es in der Fortschreibung des Handlungskonzepts.

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Das ist bisher passiert

In der Fortschreibung des Handlungskonzepts für Lohberg von 2015 unter dem Titel „Lohberg und die Halde werden EINS“ wird eine Entlastung der Hünxer Straße als Ziel genannt. Dafür sollte die Straße umgebaut, Querungshilfen geschaffen, die Haupteingangsbereiche aufgepflastert und das Tempolimit reduziert werden, heißt es dort. Außerdem sollte die Nordtangente – also die Verlängerung der 2016 fertiggestellten Ober-Lohberg-Allee vom neuen Kreisverkehr hinter dem Zechengelände bis zur Dinslakener Straße in Bruckhausen – als Umgehung die Hünxer Straße entlasten.

Weil die Straße auf Dinslakener und Hünxer Gebiet verlaufen soll, sollten beide Kommunen im vergangenen Jahr den Bebauungsplan verabschieden. Hünxe lehnte das aber – für Dinslaken überraschend – ab. Bevor der Nordtangente zugestimmt werde, solle erst deren weiterer Verlauf in Richtung B8 (also die L4n) festgelegt werden. Darüber konnten sich Dinslaken und Hünxe nicht einigen. Der Dialog- und Planungsprozess dazu soll bis etwa 2025 dauern. Zu spät, hieß es bei der Bürgerversammlung. „Jetzt muss etwas geschehen!“

Das ergab das Gespräch

Die Aktiven des Forums Lohberg haben ein Gespräch mit der Stadtspitze und Straßen NRW geführt. Beide hätten das Problem erkannt, sähen sich aber nicht in der Lage, etwas daran zu ändern, berichtet Wilfried Faber-Dietze vom Forum. Straßenbaulastträger ist das Land, die Stadt ist also nicht handlungsbefugt.

Die stark befahrene Hünxer Straße ist schwer zu überqueren, kritisieren Bürger.
Die stark befahrene Hünxer Straße ist schwer zu überqueren, kritisieren Bürger. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Da es sich um eine Landesstraße handele, müsse der Verkehr fließen, „und zwar möglichst schnell“ sei die Auskunft von Straßen NRW zum Thema Tempolimit gewesen. Es habe, so hieß es zudem auf die Frage nach einer zusätzlichen Ampel „in den letzten Jahren keine signifikante Anzahl von Unfällen gegeben“. Ampeln seien zudem teuer und ein geeigneter Standort unklar. Die Querungshilfen seien „mehr als ausreichend“, Zebrastreifen kontraproduktiv und auf Landstraßen nicht zugelassen. Straßen NRW habe dem Forum Lohberg geschrieben, dass „von dieser Seite nichts unternommen wird, dass sie aber auch nichts dagegen haben, wenn Dinslaken etwas unternimmt“, so Faber-Dietze.

Das sagt die Stadt

Tatsächlich könne die Stadt „aktuell an der Situation leider nicht viel ändern“, so Stadtsprecher Marcel Sturm: „Die Straße gehört nicht der Stadt, sondern dem Land.“ Ziel sei, die Straße durch die Nordtangente zu entlasten. „Das ist aber leider nicht von jetzt auf gleich zu verwirklichen.“

Immer wieder sei von einer Verkehrsberuhigung die Rede gewesen, sagen Menschen in Lohberg. Davon redet nun niemand mehr, zumal an der Hünxer Straße ein Supermarkt entstehen soll.

Zurzeit gebe es in dem Bereich in Lohberg zwei Querungshilfen sowie eine Fußgängerampel, so Sturm. „Unsere Verkehrsplaner haben sich mit der Idee befasst, eine weitere Fußgängerampel etwa im Bereich der Blauen Bude zu installieren“, so Sturm. Das habe Straßen NRW abgelehnt. Ebenso wie eine weitere Querungshilfe. „Zurzeit warten wir auf eine Info von Straßen NRW, ob wir die Erlaubnis bekommen, auf eigene Kosten eine Querungshilfe im Bereich der Blauen Bude zu installieren,“ so Sturm.