Hünxe/Dinslaken. . Etwa 150 Bürger kamen zum Auftakt in die Gesamtschule Hünxe. Viele äußerten Zweifel am Bedarf der Trasse. Forum soll noch vor dem Sommer starten.

„Sie sagen, wir brauchen die L4n, weil immer mehr Autos kommen. Aber müssten wir nicht eigentlich versuchen, dass weniger Autos kommen? Wir haben doch schon den Klimawandel.“ So fasste die elfjährige Zoé bei der öffentlichen Auftaktveranstaltung des Dialogs zur L4n zusammen, was bei vielen Tenor im Raum war: die L4n am besten von der Liste streichen. Die Schülerin erhielt Applaus von den etwa 150 erwachsenen Besuchern, die in die Aula der Gesamtschule Hünxe gekommen waren. Viele Politiker, Vertreter der Initiativen aus beiden Kommunen, der Umweltverbände waren vor Ort, aber weniger Menschen als gedacht: Mit 300 Interessenten hatte die Gemeinde Hünxe gerechnet.

Verkehrsministerium: Die L4n wird gebaut

Dass die Planung zur L4n aber in der Schublade verschwinde, wie schon einmal geschehen weil sich Dinslaken und Hünxe nicht einig wurden – das sei diesmal ausgeschlossen, versicherte Michael Heinze (Leiter der Abteilung Straßeninfrastruktur im Verkehrsministerium) nachdrücklich. Die L4n komme. Die Querverbindung zwischen B8 und A3 stehe im Verkehrsbedarfsplan des Landes auf Stufe 1. Die Landesregierung habe gewechselt und entschieden. Die Bürger hätten nun die Möglichkeit, an der Planung der „bestmöglichen Variante“ mitzuwirken.

Straßen NRW: Hohes Nutzen-Kosten-Verhältnis

In der Nutzen-Kosten-Rechnung erreiche die Straße einen Faktor von 15 erläuterte Christoph Jansen (Leiter der Regionalniederlassung Mönchengladbach von Straßen NRW): „Ich kenne kaum Landesstraßen, die einen so hohes Nutzen-Kosten Verhältnis haben.“ Die Querspange werde benötigt. 10.000 Autos würden darauf erwartet, das werde vor allem die Straßen in Dinslaken „deutlich entlasten“. Das Hünxer Straßennetz werde dadurch „nur geringfügig tangiert“. Die Planung stehe ganz am Anfang, betonte er.

„Bedarf nicht nachvollziehbar“

Mehrere Redner kritisierten, die Planung sei bereits beim zweiten Schritt – der Linienfeststellung – und stellten den ersten, die Bedarfsfeststellung, infrage. „Für mich ist vollkommen unklar, warum diese Straße gebaut werden muss“, monierte etwa Günther Rinke vom BUND Kreis Wesel. „Der Bedarf ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar.“ Bürger aus Bruckhausen sorgen sich um künftige Verkehrsbelastungen, Bürger aus dem Dinslakener Bruch um das nahegelegene Naherholungsgebiet, Landwirte um ihre Grundstücke. Der Hammweg sei für 15.000 Autos ausgerichtet, 7500 würden ihn täglich nutzen, rechnete Helga Franzkowiak von der BI Kies wider Willen vor und bezweifelte ebenfalls die Notwendigkeit einer weiteren Querverbindung zwischen B8 und A3.

Bürgermeister zeigten sich dialogbereit

Besonders viel hätten Dinslaken und Hünxe bislang nicht miteinander geredet, war der Eindruck des Moderators Maik Bohne von der IFOK Gmbh. Das solle sich im Dialogprozess ändern.

Die Bürgermeister aus Dinslaken und Hünxe zeigten sich gesprächsbereit und zogen gemeinsam die Bürger, die am Dialog teilnehmen.
Die Bürgermeister aus Dinslaken und Hünxe zeigten sich gesprächsbereit und zogen gemeinsam die Bürger, die am Dialog teilnehmen. © Erwin Pottgiesser

Die Bürgermeister beider Kommunen betonten gleichmütig Gesprächsbereitschaft. Man wolle Argumente austauschen, „anstatt nur übereinander zu lesen“, so Dirk Buschmann (Hünxe) und sein Kollege Michael Heidinger aus Dinslaken pflichtete bei. Wenn keine gemeinsame Lösung gefunden werde, sagte er noch „kann man immer noch die normalen Beteiligungsverfahren starten. Wir geben nichts auf, haben aber die Chance, alle unsere Argumente zum Tragen zu bringen“, so Heidinger.

Diese Bürger machen mit

Am Ende zogen beide die Bürger der jeweils anderen Kommune, die am Dialogprozess teilnehmen dürfen, aus der Lostrommel - 47 hatten sich beworben, davon neun aus Hünxe. Aus Dinslaken sind dabei: Heike Pederiva, Norbert Ulrich, Heike Jung-Olland, Wolfgang Traud.Aus Hünxe sind dabei: Berthold Ellermann, Hans-Werner Kratz, Dirk Schulze-Hockenbeck, Sigrid Krüger. Die Bürger werden schriftlich benachrichtigt.

Das erste Treffen des Dialogforums – dazu gehören auch Initiativen, Umweltverbände,Wirtschaft, Vereine, Verwaltungen – soll noch vor der Sommerpause stattfinden. Die Linienführung, so umriss Christoph Jansen den Zeitplan, werde frühestens 2022 bestimmt, der Entwurf 2024 stehen, die Planfeststellung 2025 beginnen. Bis die Trasse fertig ist, ist Zoé wohl erwachsen.