Voerde. Jörg Rütten soll neuer Beigeordneter in Voerde werden. Der 55-Jährige, der von allen Fraktionen unterstützt wird, kommt über einen Umweg dorthin.

Dieses Bild hat in Voerde Seltenheitswert: Vertreter ausnahmslos aller Fraktionen im Stadtrat sitzen an einem Tisch, um ein gemeinsames Anliegen öffentlich zu machen. SPD, CDU, Grüne, Wählergemeinschaft (WGV) und FDP haben sich bei der Neubesetzung der Beigeordnetenstelle für Soziales, Jugend, Bildung, Sport und Kultur nach einem Umweg auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigt. Jörg Rütten soll den Posten übernehmen. Die Wahl am 20. August in einer Sondersitzung des Stadtrates gilt angesichts der breiten Unterstützung als reine Formsache. Zum 1. Oktober nimmt Rütten seinen Dienst in Voerde auf.

Der gebürtige Krefelder wechselt von Düsseldorf in die Kommune am Unteren Niederrhein. Der 55-Jährige, der mit seiner Familie in Neuss lebt und pendeln wird, bringt in fast allen Themenbereichen, die er künftig in Voerde verantworten wird, viel Erfahrung mit. In den 39 Jahren, die er am 1. August bei der Stadtverwaltung Düsseldorf voll macht, hat er nach seiner Ausbildung für den mittleren Dienst im Einwohnermeldeamt gearbeitet und danach dann seine Ausbildung für den gehobenen Dienst absolviert. Im Anschluss daran ging es für 13 Jahre in das Sozialamt, bevor ihn der weitere Weg in das Schulverwaltungsamt führte.

Gebürtiger Krefelder war zehn Jahre im Schulverwaltungsamt der Stadt Düsseldorf tätig

In den zehn Jahren dort war er Sachgebietsleiter für die Grundschulen und unter anderem mit der Einführung der Offenen Ganztagsschule befasst, dann kam die Sachgebietsleitung für die Gesamtschulen und Gymnasien und die Entwicklung des Ganztages im Sekundarbereich 1. Parallel folgte ab 2013 die kommissarische Sachgebietsleitung für die Haupt-, Real- und Förderschulen. Rütten war in Düsseldorf mit allen Schulformen befasst. Im November 2014 schloss sich etwa ein Jahr als Fachreferent der SPD-Ratsfraktion in Düsseldorf für Gesundheit und Soziales, Schule, Sport, Bäder, Finanzen und Bezirksvertretungen an. Seit Januar 2016 ist Rütten im Büro des Düsseldorfer OB Fachreferent für Schule, Jugend, Soziales, Arbeit, Senioren, Integration und Gesundheit.

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Nach vier, fünf Jahren in begleitender Funktion tätig, wollte er wieder gestalten können. Mit Interesse habe er das Stellenangebot in Voerde gelesen – die darin beschriebenen Themenfelder deckten zu 80, 90 Prozent das ab, wo er bereits gearbeitet habe. Das Pfund an Erfahrung ist es, das die WGV auf Anhieb von Rütten überzeugte: „Die stärkste Lösung kommt nach Voerde“, sagte Fraktionschef Christian Garden, der von großen Fragestellungen und Herausforderungen sprach, auf die die Verwaltung Antworten finden müsse. Wie er nannte Ingo Hülser die Entwicklung der Gesamtschule. Der CDU-Fraktionschef stellte die Frage in den Raum, wie sich diese noch besser am Markt platzieren lasse, so dass weniger Voerder Kinder auswärtige Schulen besuchen.

Erster Wunschkandidat hatte kurz vor seiner Wahl einen Rückzieher gemacht

Zunächst hatten sich CDU, SPD, Grüne und FDP auf einen anderen Bewerber verständigt, der dann aber kurz vor der Wahl einen Rückzieher machte. Die Fraktionschefs Uwe Goemann (SPD) und Ingo Hülser (CDU) bekräftigten erneut, dass beide Bewerber „gleichwertig“ gewesen seien. Was beim Favoriten zog, seien das Alter (Anfang 30) und die Absichtserklärung, nach Voerde ziehen zu wollen, gewesen. Davon trat der Kandidat zuerst zurück, wenig später kam die Absage. Auf den Umweg angesprochen, gab sich Rütten diplomatisch-professionell, räumte ein, dass es „geradlinigere“ Bewerbungsverfahren gebe. Dieses sei nach wie vor offen gewesen. Er habe keine Absage bekommen, der Weg sei für ihn vollkommen in Ordnung. SPD-Fraktionschef Goemann zitierte Rütten dahingehend, dass er „über eine Umleitung zum Ziel“ gekommen sei.

Ingrid Hassmann (Grüne) attestierte Rütten, über eine hohe Kompetenz zu verfügen und in der Voerder Verwaltung „auf den Punkt einsetzbar“ zu sein. „Wir haben jemanden gewonnen, der über sehr große Erfahrung verfügt“, sagte FDP-Fraktionschefin Michaela Niewerth.

Jörg Rütten schaut mit Spannung auf die Aufgaben, die auf ihn in Voerde warten: Die Umsetzung von Präventionsketten in der Kinder- und Jugendhilfe, die Erarbeitung des Bäderkonzeptes oder die Realisierung des „Digitalpakts Schule“ sind einige Punkte, die er nennt.

Mit dessen Antritt der Stelle zum 1. Oktober ist der Voerder Verwaltungsvorstand wieder komplett. Einen Monat vorher wird Nicole Johann als Erste und Technische Beigeordnete und damit Nachfolgerin von Wilfried Limke ihren Dienst bei der Stadt Voerde aufnehmen.