Voerde. Am Montag wollten CDU, SPD, Grüne und FDP den von ihnen bevorzugten Bewerber für die Beigeordnetenstelle präsentieren. Der sprang kurzfristig ab.
Paukenschlag am Sonntagabend: Der Kandidat für die vakante zweite Beigeordnetenstelle, auf den sich die Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP im Vorfeld der ursprünglich am Dienstag, 9. Juli, im Stadtrat anstehenden Wahl verständigt hatten und den sie am Montagmorgen bei einem Pressetermin im Rathaus hatten präsentieren wollen, hat nicht einmal 24 Stunden vorher einen Rückzieher gemacht. Die Vorsitzenden der den Bewerber unterstützenden Fraktionen wurden von Bürgermeister Dirk Haarmann darüber in Kenntnis gesetzt.
Für SPD-Fraktionschef Uwe Goemann ist kurzfristiger Rückzug „ein Unding“
SPD-Fraktionschef Uwe Goemann, der nicht dafür bekannt ist, ein Blatt vor den Mund zu nehmen, machte im Gespräch mit der NRZ denn auch aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Ich bin stinkesauer. Das ist ein Unding“, wetterte der Sozialdemokrat. Goemann wertet die Absage seines Parteifreundes – der Bewerber ist Genosse – auch als „Rückschlag für die Glaubwürdigkeit“ der Partei. Dem Vernehmen nach soll die Antwort auf die Kandidatenfrage innerhalb der Voerder SPD-Fraktion nicht so einhellig gewesen sein, wie die am Ende mit CDU, Grünen und FDP erzielte Einigung und die geplante gemeinsame Kandidaten-Präsentation offenbar glauben machen sollten. Im Laufe des Verfahrens hatten sich in den Fraktionen drei Bewerber vorgestellt (die NRZ berichtete). Einer davon soll einem Teil der SPD mehr zugesagt haben, am Ende kam es zur großen Verständigung.
CDU-Fraktionsvorsitzender Ingo Hülser spricht von „schlechtem Stil“
CDU-Fraktionschef Ingo Hülser sprach angesichts des Sinneswandels des präferierten Anwärters auf die Beigeordnetenstelle davon, „persönlich schwer enttäuscht“ zu sein, und hält ihm „schlechten Stil“ vor. Hülsers Urteil: „Am Ende hat er uns geblendet.“
Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Stefan Meiners erklärte, über diese Entwicklung „zutiefst verwundert“ zu sein. Seine Kollegin von der FDP, Michaela Niewerth, sagte, dass man damit selbstverständlich nicht zufrieden sein könne, den Schritt letztendlich aber akzeptieren müsse.
Einladung zum Pressetermin wurde am Freitagmittag verschickt
Am Freitagmittag hatten die Fraktionen über das Ratsbüro der Stadt die Presse zu der gemeinsamen Präsentation ihres Kandidaten am Montag einladen lassen. Einen Tag später wäre dessen Wahl durch den Rat nur noch reine Formsache gewesen. Am frühen Freitagabend noch gab es nach NRZ-Informationen von Seiten des zu dem Zeitpunkt designierten Beigeordneten noch eine schriftliche Information darüber, dass sich sein Wechsel nach Voerde wegen seiner aktuellen beruflichen Verpflichtungen womöglich um einige Monate nach hinten verschieben könnte – mit der Frage, ob die ihn unterstützenden Fraktionen bei ihrem positiven Votum bleiben würden. 48 Stunden später schließlich folgte die Absage. Knackpunkt für ihn soll, so ist zu hören, gewesen sein, dass er mit Antritt der Stelle seinen Status als Landesbeamter hätte aufgeben müssen. Beigeordnete sind für acht Jahre auf den Posten gehievte Wahlbeamte, eine Garantie, dass sie nach Ablauf ihrer Amtszeit wiedergewählt werden, gibt es naturgemäß nicht.
Hoffnungen ruhen nun auf zweitem Bewerber
Nunmehr ruhen die Hoffnungen darauf, dass der andere, auch von einem Teil der SPD zunächst präferierte Kandidat überzeugt werden kann, trotz der ihm erteilten Absage als Beigeordneter nach Voerde zu wechseln. CDU-Fraktionschef Hülser spricht von „zwei absolut gleichwertigen Bewerbern“, Grünen-Fraktionschef Meiners sagt sinngemäß dasselbe. Anders als der Mann, auf den die Wahl am Ende fiel, bringt der nun wieder ins Spiel kommende Kandidat, wie zu hören ist, viel berufliche Erfahrung in dem Bereich mit, den er künftig in Voerde verantworten würde, wenn er denn dorthin wechselt. „Da ist der Bürgermeister gefordert, die erforderliche Überzeugungsarbeit zu leisten“, meint Hülser. Findet sich am Ende keine Lösung, müsste die Stadt die Stelle, die die Leitung der Fachbereiche Soziales und Jugend sowie Bildung, Sport und Kultur umfasst, neu ausschreiben. Damit wäre der wichtige Posten im Verwaltungsvorstand viele weitere Monate vakant.