Dinslaken. . RAG, Prozent, Caritas und Freilicht AG informierten bei IG BCE-Tagung über Wasserhaltung, Vermarktung, Pflegeschule, Kita und Zechenwerkstatt.
Um die Zukunft des Zechengeländes ging es am Freitag bei der Regionaltagung der IG BCE in der alten Lohnhalle der Zeche Lohberg. IG BCE-Regionalforumsleiter Thomas Giezek hatte ehemalige Bergleute eingeladen, noch einmal dort zu Gast zu sein, wo viele von ihnen einst gearbeitet haben. Aus erster Hand erfuhren die Tagungsteilnehmer, wie es auf dem Gelände weitergeht: Markus Roth (RAG) stellte die Wasserhaltung auf dem Gelände vor, Bernd Lohse (RAG MI) berichtete vom aktuellen Vermarkungsstand, Matthias Höyng und Lea Eickhoff erzählten von den Plänen der Freilicht AG mit der Zechenwerkstatt, Walburga Wüster (ProZent) stellte die Planungen für die Kita an Stelle der Heizzentrale vor, Michael van Meerbeck (Caritasdirektor) berichtete vom Planungsstand zur Pflegeschule im Gebäude der Lohnhalle.
Wasserpumpen in 680 Meter Tiefe
Dinslaken soll einer der sechs zentralen Wasserhaltungsstandorte in NRW werden. Derzeit wird die Grubenwasserhaltung zum Schutz der Bergwerke betrieben. Nach dem Ende der Förderung werden Grubenwasserhaltungsstandorte reduziert und zu Sicherungsstandorten umgebaut. Das Wasser soll ab Ende 2021 nicht mehr in die Emscher eingeleitet werden, die ja renaturiert wird. „Das Wasser fällt aber trotzdem weiterhin an und steigt an“, so RAG-Bereichsleiter Markus Roth.
35 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich würden untertägige Fließwege nutzen und langfristig Richtung Lohberg fließen. Auch wegen „oberflächennaher Trinkwasserhorizonte“ darf das Wasser nicht unkontrolliert steigen, sondern „wir wollen es auf einem unschädlichen Niveau halten“. Dieses Niveau liegt bei 680 Metern. Aus dieser Tiefe soll das Wasser in Lohberg ab 2030 abgepumpt werden.
Dafür werden die beiden Schächte umgebaut, mit Rohren versehen und mit Beton verfüllt. Nach 2021 werden – ebenso wie in Walsum – über zehn Meter große Wasserpumpen über den Schächten installiert und zwei Betriebsgebäude errichtet. Da der Lohberger Förderturm über Schacht 2 denkmalgeschützt ist, bleibt er erhalten und wird aktuell mit Korrosionsschutz versehen (die NRZ berichtete).
Das 30 Grad warme Wasser soll über Leitungen in den Rhein fließen. Wo diese Leitungen liegen sollen, ist noch nicht klar, der Lohberger Leitgraben ist eine mögliche Trasse. Ebenfalls offen ist, ob das Wasser zuvor geklärt werden muss. Zwischen dem Wohnquartier und Bruckhausen sind Flächen für eventuelle Klärbecken reserviert. Mit Geruchsbelästigung wie an einer üblichen Kläranlage müssen die Anwohner nicht rechnen, so Roth. „Es würde wenn überhaupt darum gehen, Eisen oder Feststoff abzutrennen. Das ist aber eine geruchslose Anlage“. Faulig, so Roth, werde es „definitiv nicht“ riechen.
Die 680 Meter langen Rohre müssen einmal im Jahr gezogen und gereinigt werden. Das sei „nicht ganz geräuschlos“, aber die Emissionswerte würden eingehalten. Die Pumpe selbst sei von außen nicht hörbar, sagt er mit Blick auf die künftige Kita.
Kita wird eventuell gedreht
Der Standort der dreigruppigen Kita auf dem Gelände der Heizzentrale, die gerade abgerissen wird, ist zwar gesichert. Es könnte aber sein, dass die Position auf dem Gelände noch geändert werden muss, so Walburga Wüster. Grund: Der Parkplatz der Pflegeschule soll direkt an der Kita liegen, was die Architekten nicht optimal fänden.
Caritas bangt um Fördergelder
Die Caritas will den ersten Bauabschnitt der Pflegeschule (1,5 Mio. Investitionskosten) möglichst schnell realisieren, sagte Michael van Meerbeck mit Blick auf die undichte Decke, aus der das Wasser auch während der Tagung auf den Boden der Lohnhalle tropfte. Allerdings seien die Immobilien bislang nicht Teil des Integrierten Handlungskonzepts Zeche Lohberg. Somit, fürchtet van Meerbeck, gäbe es auch keine Fördermittel.
Kohlenmischhalle wird nicht verkauft
Die Grundstücke des Wohnquartiers sind zu 90 Prozent verkauft, berichtete Bernd Lohse (RAG MI). Auch im Gewerbecluster seien nur noch die Grundstücke unter der Hochspannungsleitung zu haben. Von der Kohlenmischhalle wolle sich die RAG nicht trennen. Sie habe sich als Veranstaltungsort bewährt und werde nur vermietet.
Konzept für Zechenwerkstatt
Dafür möchte die Freilicht AG die Zechenwerkstatt, die aktuell gemietet ist, kaufen und sanieren. Ein Team von Ehrenamtlern – u.a. Architekten – arbeitet gerade an Unterlagen für die Fördermittelqualifizierung und an einem Nutzungskonzept. Die Freilicht AG rechnet mit Kosten von sechs bis acht Millionen Euro, die auch durch Sponsoren gedeckt werden sollen. Neben Veranstaltungen solle es auch Raum für die Kreativwirtschaft und für Lernwerkstätten geben. „Ein Ort für Kultur, soziales Leben und die Tradition der Bergleute“, so Lea Eickhoff.