Voerde. . Voerder SPD-Fraktionsvorsitzender Uwe Goemann fordert schnelle Abstimmung. Betriebsräte des Konzerns kommen nächste Woche zusammen.
Die Stilllegung der beiden großen Blöcke am Voerder Kohlekraftwerk der Steag zum Ende des ersten Quartals 2017 und das damit bedrohlich nahe gerückte komplette Aus für den Standort sieht Voerdes SPD-Fraktionschef Uwe Goemann einer „verfehlten Energiepolitik“ geschuldet. Es sei richtig, dass die regenerativen Energien auf den Markt kommen, man brauche aber eine Versorgungssicherheit. Und die hält auch Goemanns CDU-Ratskollege Georg Schneider durch die regenerativen Energien alleine für nicht gegeben.
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Für den Christdemokraten ist die Entwicklung nicht nachvollziehbar. In Voerde stehe ein „ganz modernes Kraftwerk“, und die Auflagen für Kohlekraftwerke würden immer größer. Angesichts des eingeschlagenen Weges bei der Energiepolitik stellt sich für Schneider die Frage, welche Alternative es gibt. Wenn Strom benötigt werde, hole sich Deutschland den künftig aus Belgien, und an die Menschen würden derweil Jodtabletten verteilt, lautet sein bitterer Kommentar. Deutschland macht sich seiner Ansicht nach völlig abhängig von anderen Ländern. Darüber hinaus gehe viel Know-How im Bereich der Kraftwerkstechnik verloren.
Schneider hofft, dass es am Ende nicht zu einer kompletten Aufgabe des Kraftwerkstandortes kommen wird. Noch ist offen, ob nach der Entscheidung von RWE, die größeren Blöcke A und B im Frühjahr 2017 vom Netz gehen zu lassen, die Steag mit den zwei kleineren verbleibenden Blöcken nachziehen wird. SPD-Fraktionsvorsitzender Uwe Goemann befürchtet, dass es so kommen wird. Er fordert von der Steag zu der Frage zeitnah eine Entscheidung. Mit Blick auf die betroffenen Mitarbeiter erklärt der Sozialdemokrat, dass keiner „ins Bergfreie“ fallen dürfe und eine „sozialverträgliche“ Lösung angestrebt werden müsse.
CDU: Konsortium bilden
Für die Beschäftigten und ihre Familien sei die Stilllegung eine Katastrophe, ebenso für die gesamte heimische Wirtschaft, konstatiert CDU-Fraktionschef Georg Schneider, der sich die Bildung eines Konsortiums wünschen würde, damit so viel wie möglich erhalten bleibt.
Die SPD wolle so schnell wie möglich mit dem Steag-Vorstand und der Landesregierung schauen, was an dem Kraftwerkstandort entwickelt werden und wodurch sich eine Perspektive für die Mitarbeiter bieten könnte. Das große Gelände sieht Goemann durch dessen direkte Anbindung auch an Schiene und Wasser mehr als gut gelegen.
Bodo Wilms, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), verweist darauf, dass die Steag noch keine Entscheidung getroffen hat, wie es mit den kleineren Blöcken weitergeht. „Es ist bedauerlich, dass es wieder um die Gestaltung von einem Arbeitsplatzabbau geht“, umschreibt er die Rolle der Gewerkschaft. „Dass wir es tun werden, ist glasklar.“
In der nächsten Woche kommen die Gesamtbetriebsräte der Steag zu einer turnusmäßigen Sitzung zusammen. Dabei werden alle Standorte vertreten sein und man werde darüber sprechen, wo man Mitarbeiter des Kraftwerks in Voerde unterbringen kann. Aus seiner Sicht müsse nun nicht befürchtet werden, dass andere Steag-Kraftwerke betroffen werden. Beispiel Walsum: Für dieses relativ neue Kraftwerk gibt es langfristige Lieferverträge.
Hintergrund
Die rund 300 Mitarbeiter am Kraftwerkstandort Möllen sind allesamt bei der Steag beschäftigt. In den Blöcken A und B des Kraftwerks „Voerde“, für die RWE in dieser Woche die Stilllegung im Frühjahr 2017 besiegelt hat, arbeiten 110 Menschen. Um die Blöcke 1 und 2 des Kraftwerks „West“, zu denen die Steag nach eigener Aussage noch keine Entscheidung getroffen hat, kümmern sich 70 Mitarbeiter. Knapp 100 Beschäftigte gehören zur Abteilung Instandhaltung.
Im Moment ist es noch so, dass die Steag den Betrieb aufrecht erhält und für die Instandhaltung sorgt. RWE vermarktet den in Voerde produzierten Strom und zahlt einen Betrag X an die Steag. Der Konzern RWE begründet die Stilllegung der Blöcke A und B damit, dass durch die Marktsituation für das Kraftwerk „Voerde“ keine Wirtschaftlichkeit mehr gegeben sei und die Anlage auch in den kommenden Jahren ihre Vollkosten nicht mehr decken könne.