Voerde. . In Möllen gehen im Frühjahr 2017 die größeren Blöcke vom Netz. 110 Mitarbeiter betroffen. Steag hat eigener Aussage zufolge noch keine Entscheidung getroffen.

Das, was sich seit Monaten abzeichnete, ist für einen Teil der Belegschaft am Kraftwerksstandort der Steag in Möllen jetzt traurige Gewissheit: Die beiden größeren, zum Kraftwerk „Voerde“ gehörenden Blöcke A und B werden in nicht einmal einem Jahr stillgelegt. Dies bestätigte RWE gestern auf Anfrage der NRZ. Dieser Schritt, von dem 110 Mitarbeiter betroffen sind, soll zum Ende des ersten Quartals 2017 vollzogen werden, wie ein RWE-Sprecher ankündigte. Das Unternehmen hatte die Stilllegung der Blöcke A und B seit Monaten gefordert. Begründung: Durch die Marktsituation sei für das Kraftwerk „Voerde“ keine Wirtschaftlichkeit mehr gegeben und die Anlage könne auch in den kommenden Jahren ihre Vollkosten nicht mehr decken. Die wirtschaftlichen Folgen daraus habe allein RWE zu tragen, „da wir das alleinige Strombezugsrecht für die gesamte Kraftwerksproduktion haben, während Steag für den operativen Betrieb zuständig ist“. Zwischen RWE und Steag hätten vor diesem Hintergrund „intensive Gespräche“ stattgefunden, die nun zum „Abschluss gebracht werden konnten“. Die Entscheidung über die Stilllegung sei der Bundesnetzagentur und dem Übertragungsnetzbetreiber angezeigt und nach den Regeln über die Integrität und Transparenz des Energiegroßhandelsmarkts (REMIT) am Mittwoch dieser Woche öffentlich bekannt gemacht worden.

Noch ist offen, wie die Steag nun mit Blick auf die beiden verbleibenden Blöcke 1 und 2 des Kraftwerks „West“ verfahren wird. Entscheidungen dazu seien noch nicht getroffen, konstatierte ein Unternehmenssprecher, erklärte aber, dass es grundsätzlich ein „Auslaufszenario“ gebe. Mit der im nächsten Jahr geplanten Stilllegung der Blöcke A und B könnte das Aus für den gesamten Kraftwerkstandort bedrohlich nahe rücken. Im Herbst 2015 war von Seiten der Steag zu hören, dass der Standort in Möllen mit nur zwei Blöcken schwerlich weiterbetrieben werden könne – auch da RWE bislang und momentan noch allein für den Verkauf des Stroms zuständig ist. Vor wenigen Tagen allerdings war zu vernehmen, dass Steag nicht automatisch nachziehe, sollte RWE seinen Bereich stilllegen. Das Unternehmen könnte weiter in Möllen Strom produzieren und ihn eigenständig vermarkten.

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Von einer Stilllegung des Kraftwerks „West“ wären 70 Mitarbeiter betroffen. Sollten wesentliche Entscheidungen fallen, würden diese darüber umgehend informiert. Für die 110 Beschäftigten des Kraftwerks „Voerde“ sei ein Interessenausgleich in Vorbereitung, für die knapp 100 Mitarbeiter der Abteilung Instandhaltung werde nach anderen Einsatzmöglichkeiten gesucht.

Bürgermeister Dirk Haarmann sprach der Belegschaft gestern seine Solidarität aus. Der Voerder Verwaltungschef ist dabei, ein Schreiben an die Landesregierung und das Bundeswirtschaftsministerium mit der Bitte zu verfassen, einen Runden Tisch in Anbetracht dieser Entwicklung zu bilden. Im schlechtesten Fall müsse man mit einer Komplettschließung rechnen. „Wir müssen uns auf alle Szenarien vorbereiten.“ Ziel müsse es sein, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten und, wenn der schlechteste Fall eintritt, zu schauen, welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten es für das Kraftwerksgelände in Möllen gibt.