Dinslaken. . Mord-Vorwurf ist zwar vom Tisch, doch dem Sohn der getöteten Dinslakenerin Dagmar E. droht nun eine Verurteilung wegen aktiver Beteiligung an der Tat.

Der Prozess um den Tod der 58-jährigen Dinslakenerin Dagmar E., die am 30 September 2014 in ihrer Wohnung - möglicherweise mit einer Drahtschlinge - erwürgt wurde, strebt dem Ende zu. Am nächsten Verhandlungstag, dem 21. März, will die Jugendkammer des Landgerichts Duisburg die langwierige Beweisaufnahme formal schließen und zu den Schlussvorträgen überleiten.

Am 12. Verhandlungstag am Freitag gab das Gericht einen rechtlichen Hinweis, demzufolge für Alexander E. (25), Abenezer E. (21) und Kalab E. (19) auch eine Verurteilung wegen gemeinschaftlichen Totschlags in Betracht kommt. Israel E. (26) könne auch wegen Anstiftung zum Totschlag verurteilt werden.

Im Klartext heißt das: Der ursprüngliche Mordvorwurf gegen die drei Brüder E. ist vom Tisch. Offenbar sieht die Kammer den Anklagevorwurf, die von ihrem Bruder angestifteten beiden jüngsten Angeklagten hätten Dagmar E. heimtückisch von hinten angegriffen als nicht erwiesen an.

Mahnungen der Staatsanwälte an die Angeklagten

Allerdings halten die Richter wohl auch die Version des Angeklagten Alexander E., er habe der Tötung seiner Mutter starr vor Angst nur zugesehen, für widerlegt. Statt wie ursprünglich angeklagt nur wegen Totschlags durch Unterlassen, droht ihm nun eine Verurteilung wegen aktiver Beteiligung an der Tat. Mahnungen der Staatsanwälte an die Angeklagten, ihre bisherigen Einlassungen noch einmal zu überdenken, stießen allerdings auf taube Ohren.

Zuvor hatte die Jugendkammer großen Aufwand betreiben müssen, um Aufklärung auf einem Nebenschauplatz zu erhalten, den ein Beweisantrag der Verteidigerinnen von Abenezer E. eröffnet hatte. Sie hatten einen 82-jährigen Nachbarn der Getöteten vorladen lassen, um zu beweisen, dass Alexander E. nach der Tat die Eigentumswohnung seiner Mutter rasch zu Geld habe machen wollen.

Prozessauftakt im Mordfall Dagmar E.

Der Schicksal der getöteten Dagmar E. hat viele Menschen bewegt. Monate nach ihrem Verschwinden fanden die Ermittler ihre Leiche vergraben im Hünxer Wald. Der 25-Jährige ist einer der vier Angeklagten, die sich seit Dienstag vor dem Duisburger Landgericht für die Tat verantworten müssen.
Der Schicksal der getöteten Dagmar E. hat viele Menschen bewegt. Monate nach ihrem Verschwinden fanden die Ermittler ihre Leiche vergraben im Hünxer Wald. Der 25-Jährige ist einer der vier Angeklagten, die sich seit Dienstag vor dem Duisburger Landgericht für die Tat verantworten müssen. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Die 58-jährige Kosmetikerin, die im Dinslakener Bruch lebte, war am 30. September 2014 zuletzt lebend gesehen und anschließend von ihrem Sohn als vermisst gemeldet worden.
Die 58-jährige Kosmetikerin, die im Dinslakener Bruch lebte, war am 30. September 2014 zuletzt lebend gesehen und anschließend von ihrem Sohn als vermisst gemeldet worden. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Der Sohn gab an, sie am Abend zuletzt in der Wohnung gesehen zu haben.
Der Sohn gab an, sie am Abend zuletzt in der Wohnung gesehen zu haben. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Lange suchte die Polizei nach den angeblichen Internetkontakten der Frau, bis der Sohn ins Visier der Ermittler geriet.
Lange suchte die Polizei nach den angeblichen Internetkontakten der Frau, bis der Sohn ins Visier der Ermittler geriet. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Der heute 25-Jährige war es auch, der die Polizei Ende April dieses Jahres zu der Leiche seiner Mutter führte.
Der heute 25-Jährige war es auch, der die Polizei Ende April dieses Jahres zu der Leiche seiner Mutter führte. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Angeklagt sind außerdem drei Brüder im Alter von 19, 21 und 26 Jahren, die mit dem Sohn von Dagmar E. befreundet waren.
Angeklagt sind außerdem drei Brüder im Alter von 19, 21 und 26 Jahren, die mit dem Sohn von Dagmar E. befreundet waren. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Die jüngeren beiden Geschwister müssen sich wegen gemeinschaftlichen Mordes, der Älteste wegen Anstiftung zum Mord verantworten.
Die jüngeren beiden Geschwister müssen sich wegen gemeinschaftlichen Mordes, der Älteste wegen Anstiftung zum Mord verantworten. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Der Sohn des Opfers ist wegen Totschlags angeklagt.
Der Sohn des Opfers ist wegen Totschlags angeklagt. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Bei ihm sieht die Anklage das Mordmerkmal „Heimtücke“ nicht erfüllt, so ein Sprecher des Landgerichts.
Bei ihm sieht die Anklage das Mordmerkmal „Heimtücke“ nicht erfüllt, so ein Sprecher des Landgerichts. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Laut Anklageschrift spielte sich der Tathergang nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen so ab: Die beiden jüngeren Brüder sollen im Auftrag des Älteren Dagmar E. in ihrer Wohnung in Dinslaken getötet haben, indem sie die Frau von hinten angriffen, ihr Mund und Nase zuhielten und sie zu Boden rissen.
Laut Anklageschrift spielte sich der Tathergang nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen so ab: Die beiden jüngeren Brüder sollen im Auftrag des Älteren Dagmar E. in ihrer Wohnung in Dinslaken getötet haben, indem sie die Frau von hinten angriffen, ihr Mund und Nase zuhielten und sie zu Boden rissen. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Der Sohn hat sich demnach im gleichen Raum aufgehalten, ohne aktiv einzugreifen.
Der Sohn hat sich demnach im gleichen Raum aufgehalten, ohne aktiv einzugreifen. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Laut Anklage soll er von den Mordabsichten des Trios gewusst und die Tat nicht verhindert haben.
Laut Anklage soll er von den Mordabsichten des Trios gewusst und die Tat nicht verhindert haben. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Die Ankündigung will er nach eigenen Angaben zunächst nicht ernst genommen haben.
Die Ankündigung will er nach eigenen Angaben zunächst nicht ernst genommen haben. © dpa
Im Prozess wird auch die Frage der Schuldfähigkeit des Sohnes eine Rolle spielen.
Im Prozess wird auch die Frage der Schuldfähigkeit des Sohnes eine Rolle spielen. © dpa
Der entscheidende Hinweis auf die mutmaßlichen Täter und das Mordmotiv kam schließlich von einer Freundin des Opfers, die sich an ein Telefongespräch am Tag vor der Tat erinnerte.
Der entscheidende Hinweis auf die mutmaßlichen Täter und das Mordmotiv kam schließlich von einer Freundin des Opfers, die sich an ein Telefongespräch am Tag vor der Tat erinnerte. © dpa
Sie wusste, dass Dagmar E. dem älteren der Brüder 6000 Euro geliehen hatte und die Rückzahlung der Summe verlangte.
Sie wusste, dass Dagmar E. dem älteren der Brüder 6000 Euro geliehen hatte und die Rückzahlung der Summe verlangte. © dpa
Daraufhin überprüften die Ermittler die Handydaten der Verdächtigen und hörten ein Gespräch ab, in dem es möglicherweise darum ging, an den Platz zurückzukehren, an dem die Leiche vergraben lag und Spuren zu beseitigen.
Daraufhin überprüften die Ermittler die Handydaten der Verdächtigen und hörten ein Gespräch ab, in dem es möglicherweise darum ging, an den Platz zurückzukehren, an dem die Leiche vergraben lag und Spuren zu beseitigen. © dpa
Verteidiger Markus Horstmann mit drei der Angeklagten.
Verteidiger Markus Horstmann mit drei der Angeklagten. © dpa
Der Vorsitzende Richter Ulrich Metzler leitet den Prozess. Für das Verfahren sind zwölf Verhandlungstage angesetzt. Ende Februar wird das Urteil erwartet.
Der Vorsitzende Richter Ulrich Metzler leitet den Prozess. Für das Verfahren sind zwölf Verhandlungstage angesetzt. Ende Februar wird das Urteil erwartet. © dpa
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Der gesundheitlich schwer angeschlagene Zeuge, der bei einer normalen Vernehmung vor den zahlreichen Verfahrensbeteiligten und Zuschauern möglicherweise einen Zusammenbruch erlitten hätte und in Gegenwart der Angeklagten schon überhaupt gar nichts sagen wollte, wurde nach langen Beratungen der Verfahrensbeteiligten schließlich per Video-Technik aus dem gegenüber liegenden leeren Gerichtssaal vernommen. Und seine Aussage konnte das Beweisthema in keiner Weise stützen.