Duisburg/Dinslaken. . Gerichtsmediziner fanden auch nach langer Zeit noch zahlreiche Spuren von Gewaltanwendung an der Leiche der ermordeten Dagmar E. aus Dinslaken.

Vor dem Landgericht Duisburg wurde am Mittwoch der Prozess gegen vier junge Männer fortgesetzt, die sich für die Ermordung der 58-jährigen Dinslakenerin Dagmar E. verantworten müssen. Im Mittelpunkt stand der Vortrag eines Gerichtsmediziners, der über das Auffinden der Leiche und die anschließende Obduktion berichtete.

Wichtigstes Ergebnis: Es gibt keinen Hinweise darauf, dass die Frau vergiftet wurde. Genau das hatte einer der Angeklagten, der 19-jährige Abenezer E., in der vergangenen Woche überraschend berichtet: Der Sohn der Getöteten, der wegen Totschlags auf der Anklagebank sitzende Alexander E. (25), habe seiner Mutter am 30. September 2014 eine Pille in ein Getränk getan. Die sei daraufhin sanft entschlafen.

Todesursache war Ersticken

Eine Darstellung, die vom Spurenbild, das der Obduzent bei der Leichenöffnung vorfand, nicht gestützt wird: Rückstände irgendwelcher Gifte gab es im Körper der Toten nicht. Todesursache war Ersticken, daran hat der Gerichtsmediziner keinen Zweifel.

Und Dagmar E., die zwei der Angeklagten festgehalten und ihr so lange Mund und Nase zugehalten haben sollen bis sie tot war, während ihr eigener Sohn teilnahmslos zugeschaut haben soll, starb offenbar nicht ohne Gegenwehr: Trotz der verhältnismäßig langen Zeit, die zwischen dem Verscharren der Leiche in einem Waldstück bei Hünxe bis zu dem Tag im April 2015 verging, an dem Alexander E. die Polizei zu der Stelle führte, waren für die Experten Spuren von Gewaltanwendung zu erkennen: An zahlreichen Stellen des Körpers fanden sich Unterblutungen der Haut, die auf stumpfe Gewaltanwendung schließen lassen.

Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Einlassungen von zwei Angeklagten stehen noch aus.

Prozessauftakt im Mordfall Dagmar E.

Der Schicksal der getöteten Dagmar E. hat viele Menschen bewegt. Monate nach ihrem Verschwinden fanden die Ermittler ihre Leiche vergraben im Hünxer Wald. Der 25-Jährige ist einer der vier Angeklagten, die sich seit Dienstag vor dem Duisburger Landgericht für die Tat verantworten müssen.
Der Schicksal der getöteten Dagmar E. hat viele Menschen bewegt. Monate nach ihrem Verschwinden fanden die Ermittler ihre Leiche vergraben im Hünxer Wald. Der 25-Jährige ist einer der vier Angeklagten, die sich seit Dienstag vor dem Duisburger Landgericht für die Tat verantworten müssen. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Die 58-jährige Kosmetikerin, die im Dinslakener Bruch lebte, war am 30. September 2014 zuletzt lebend gesehen und anschließend von ihrem Sohn als vermisst gemeldet worden.
Die 58-jährige Kosmetikerin, die im Dinslakener Bruch lebte, war am 30. September 2014 zuletzt lebend gesehen und anschließend von ihrem Sohn als vermisst gemeldet worden. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Der Sohn gab an, sie am Abend zuletzt in der Wohnung gesehen zu haben.
Der Sohn gab an, sie am Abend zuletzt in der Wohnung gesehen zu haben. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Lange suchte die Polizei nach den angeblichen Internetkontakten der Frau, bis der Sohn ins Visier der Ermittler geriet.
Lange suchte die Polizei nach den angeblichen Internetkontakten der Frau, bis der Sohn ins Visier der Ermittler geriet. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Der heute 25-Jährige war es auch, der die Polizei Ende April dieses Jahres zu der Leiche seiner Mutter führte.
Der heute 25-Jährige war es auch, der die Polizei Ende April dieses Jahres zu der Leiche seiner Mutter führte. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Angeklagt sind außerdem drei Brüder im Alter von 19, 21 und 26 Jahren, die mit dem Sohn von Dagmar E. befreundet waren.
Angeklagt sind außerdem drei Brüder im Alter von 19, 21 und 26 Jahren, die mit dem Sohn von Dagmar E. befreundet waren. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Die jüngeren beiden Geschwister müssen sich wegen gemeinschaftlichen Mordes, der Älteste wegen Anstiftung zum Mord verantworten.
Die jüngeren beiden Geschwister müssen sich wegen gemeinschaftlichen Mordes, der Älteste wegen Anstiftung zum Mord verantworten. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Der Sohn des Opfers ist wegen Totschlags angeklagt.
Der Sohn des Opfers ist wegen Totschlags angeklagt. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Bei ihm sieht die Anklage das Mordmerkmal „Heimtücke“ nicht erfüllt, so ein Sprecher des Landgerichts.
Bei ihm sieht die Anklage das Mordmerkmal „Heimtücke“ nicht erfüllt, so ein Sprecher des Landgerichts. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Laut Anklageschrift spielte sich der Tathergang nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen so ab: Die beiden jüngeren Brüder sollen im Auftrag des Älteren Dagmar E. in ihrer Wohnung in Dinslaken getötet haben, indem sie die Frau von hinten angriffen, ihr Mund und Nase zuhielten und sie zu Boden rissen.
Laut Anklageschrift spielte sich der Tathergang nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen so ab: Die beiden jüngeren Brüder sollen im Auftrag des Älteren Dagmar E. in ihrer Wohnung in Dinslaken getötet haben, indem sie die Frau von hinten angriffen, ihr Mund und Nase zuhielten und sie zu Boden rissen. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Der Sohn hat sich demnach im gleichen Raum aufgehalten, ohne aktiv einzugreifen.
Der Sohn hat sich demnach im gleichen Raum aufgehalten, ohne aktiv einzugreifen. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Laut Anklage soll er von den Mordabsichten des Trios gewusst und die Tat nicht verhindert haben.
Laut Anklage soll er von den Mordabsichten des Trios gewusst und die Tat nicht verhindert haben. © Lars Heidrich / Funke Foto Services
Die Ankündigung will er nach eigenen Angaben zunächst nicht ernst genommen haben.
Die Ankündigung will er nach eigenen Angaben zunächst nicht ernst genommen haben. © dpa
Im Prozess wird auch die Frage der Schuldfähigkeit des Sohnes eine Rolle spielen.
Im Prozess wird auch die Frage der Schuldfähigkeit des Sohnes eine Rolle spielen. © dpa
Der entscheidende Hinweis auf die mutmaßlichen Täter und das Mordmotiv kam schließlich von einer Freundin des Opfers, die sich an ein Telefongespräch am Tag vor der Tat erinnerte.
Der entscheidende Hinweis auf die mutmaßlichen Täter und das Mordmotiv kam schließlich von einer Freundin des Opfers, die sich an ein Telefongespräch am Tag vor der Tat erinnerte. © dpa
Sie wusste, dass Dagmar E. dem älteren der Brüder 6000 Euro geliehen hatte und die Rückzahlung der Summe verlangte.
Sie wusste, dass Dagmar E. dem älteren der Brüder 6000 Euro geliehen hatte und die Rückzahlung der Summe verlangte. © dpa
Daraufhin überprüften die Ermittler die Handydaten der Verdächtigen und hörten ein Gespräch ab, in dem es möglicherweise darum ging, an den Platz zurückzukehren, an dem die Leiche vergraben lag und Spuren zu beseitigen.
Daraufhin überprüften die Ermittler die Handydaten der Verdächtigen und hörten ein Gespräch ab, in dem es möglicherweise darum ging, an den Platz zurückzukehren, an dem die Leiche vergraben lag und Spuren zu beseitigen. © dpa
Verteidiger Markus Horstmann mit drei der Angeklagten.
Verteidiger Markus Horstmann mit drei der Angeklagten. © dpa
Der Vorsitzende Richter Ulrich Metzler leitet den Prozess. Für das Verfahren sind zwölf Verhandlungstage angesetzt. Ende Februar wird das Urteil erwartet.
Der Vorsitzende Richter Ulrich Metzler leitet den Prozess. Für das Verfahren sind zwölf Verhandlungstage angesetzt. Ende Februar wird das Urteil erwartet. © dpa
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