Dinslaken. Ein Zeuge im Mordprozess um Dagmar E. aus Dinslaken wurde mit einem Angeklagten in einem Bus aus der JVA zur Verhandlung nach Duisburg gefahren.
Zu Beginn des neunten Verhandlungstages im Mordprozess um Dagmar E. vor dem Duisburger Landgericht am Donnerstag musste der Vorsitzende der Jugendkammer eine peinliche Panne bekannt geben: Obwohl er Einzeltransport angeordnet hatte, waren Alexander E. (25) – einer von vier mutmaßlichen Tätern im Alter zwischen 19 und 26 Jahren – und ein in anderer Sache in Haft sitzender Zeuge von den Beamten der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf am Morgen des Verhandlungstages gemeinsam in einen VW-Bus gesetzt worden, der sie nach Duisburg transportierte.
Der Zeuge hatte angeblich Entlastendes für den Sohn der Getöteten aussagen sollen. Er soll in der JVA mit Alexander E. und einem weiteren Angeklagten über den Mord an der 58-Jährigen gesprochen haben und diente sich daraufhin der Justiz als Zeuge an – was er auch in der Vergangenheit schon im Zusammenhang mit anderen Strafprozessen getan haben soll. Doch seine Aussage war nach der morgendlichen Panne nur noch von bedingtem Wert.
Auch interessant
Energisch hatte eine Verteidigerin der Verwertung der Angaben des Zeugen zuvor widersprochen, womit sie den Trend von Teilen der Verteidigung fortsetzte, den anderen Verfahrensbeteiligten mit unsinnigen Beweisanträgen die Zeit zu stehlen.
Drei weitere Prozesstage wurden angesetzt
Im Mittelpunkt des gestrigen Verhandlungstages standen Tonaufnahmen, die die Polizei wenige Tage gemacht hatte, bevor Alexander E. Ende April 2015 einknickte und die Ordnungshüter zu dem Waldstück führte, wo die Leiche seiner Mutter verscharrt worden war. Die Aufnahmen aus dem verwanzten Auto, mit dem E. und seine Kumpane unterwegs waren, scheinen zu widerlegen, dass der 25-Jährige sich durch die Mitangeklagten unter Druck gesetzt fühlte oder nach eigenen Angaben sogar Todesangst hatte. Die Stimme von Alexander E. ist zu hören: „Bruder, wenn die Bullen uns abhören würden, was die nicht tun, müssten wir uns die ganze Zeit nur streiten. Natürlich sind wir Freunde.“ Über seine Mittäter sagt Alexander E.: „Sie haben ja nichts gemacht.“
Ob man das so verstehen könne, dass sie gar keine Täter gewesen seien, wollte der Vorsitzende von Alexander wissen. Der bestreitet das. Und will auch weiterhin überrascht gewesen sein, als zwei der jungen Männer am 30. September 2014 seine Mutter angriffen. Die Tat sei ihm zwar angekündigt worden, so Alexander E. „Aber ich habe das für einen schlechten Scherz gehalten.“
Für das Verfahren sind über die ursprünglichen 12 Sitzungstage hinaus inzwischen bereits drei zusätzliche Prozesstage bis zum 22. März festgelegt worden.