Dinslaken/Hünxe/Duisburg. Der Sohn der getöteten Dagmar E. aus Dinslaken und drei mit ihm befreundete Brüder müssen sich ab Dienstag vor dem Landgericht Duisburg verantworten.

Der Schicksal der getöteten Dagmar E. hat viele Menschen in Dinslaken und Umgebung bewegt. Monate nach ihrem Verschwinden fanden die Ermittler ihre Leiche vergraben im Hünxer Wald - der Sohn des Opfers hatte die Ermittler an die Stelle geführt. Der 25-Jährige ist einer der vier Angeklagten, die sich ab kommenden Dienstag vor dem Duisburger Landgericht für die Tat verantworten müssen.

Die 58-jährige Kosmetikerin, die im Dinslakener Bruch lebte, war am 30. September 2014 zuletzt lebend gesehen und anschließend von ihrem Sohn als vermisst gemeldet worden. Er gab an, sie am Abend zuletzt in der Wohnung gesehen zu haben.

25-Jähriger führte Ermittler zur Leiche seiner Mutter

Lange suchte die Polizei nach den angeblichen Internetkontakten der Frau, bis der Sohn ins Visier der Ermittler geriet. Der heute 25-Jährige war es auch, der die Polizei Ende April dieses Jahres zu der Leiche seiner Mutter führte. Angeklagt sind außerdem drei Brüder im Alter von 19, 21 und 26 Jahren, die mit dem Sohn von Dagmar E. befreundet waren.

Die jüngeren beiden Geschwister müssen sich wegen gemeinschaftlichen Mordes, der Älteste wegen Anstiftung zum Mord verantworten. Der Sohn des Opfers ist wegen Totschlags angeklagt. Bei ihm sieht die Anklage das Mordmerkmal „Heimtücke“ nicht erfüllt, so ein Sprecher des Landgerichts.

Dagmar E. hatte einem der Angeklagten Geld geliehen

Laut Anklageschrift spielte sich der Tathergang nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen so ab: Die beiden jüngeren Brüder sollen im Auftrag des Älteren Dagmar E. in ihrer Wohnung in Dinslaken getötet haben, indem sie die Frau von hinten angriffen, ihr Mund und Nase zuhielten und sie zu Boden rissen. Der Sohn hat sich demnach im gleichen Raum aufgehalten, ohne aktiv einzugreifen. Laut Anklage soll er von den Mordabsichten des Trios gewusst und die Tat nicht verhindert haben.

Die Ankündigung will er nach eigenen Angaben zunächst nicht ernst genommen haben. Im Prozess wird auch die Frage der Schuldfähigkeit des Sohnes eine Rolle spielen. In einer Pressekonferenz im Mai hatte der Leiter der Mordkommission gesagt, der 25-Jährige habe „Wesenszüge, die ungewöhnlich sind“.

Der entscheidende Hinweis auf die mutmaßlichen Täter und das Mordmotiv kam schließlich von einer Freundin des Opfers, die sich an ein Telefongespräch am Tag vor der Tat erinnerte. Sie wusste, dass Dagmar E. dem älteren der Brüder 6000 Euro geliehen hatte und die Rückzahlung der Summe verlangte. Daraufhin überprüften die Ermittler die Handydaten der Verdächtigen und hörten ein Gespräch ab, in dem es möglicherweise darum ging, an den Platz zurückzukehren, an dem die Leiche vergraben lag und Spuren zu beseitigen.

Für das Verfahren sind zwölf Verhandlungstage angesetzt. Ende Februar wird das Urteil erwartet.