Kiel. Der VfL Bochum hat in Kiel eine große Chance verpasst, Trainer Hecking ist angefressen. VfL-Chef Kaenzig will ihn halten - auch für die 2. Liga. Ein Kommentar.
Eiskalt blies der Wind in Kiel, sorgte für eine gefühlte Temperatur weit unter Null. Frostig bleibt auch die Lage des VfL Bochum. Wieder kein Auswärtssieg, nur 2:2 beim Aufsteiger Holstein Kiel. Zu wenig.
Der Abstieg aber war das am Ende gerechte Remis beim Vorletzten noch lange nicht. Bochum, seit Anfang Oktober Schlusslicht der Liga, hat nur drei Punkte Rückstand auf den FC Heidenheim, zwei auf Kiel. Bestätigt das DFB-Bundesgericht das Urteil des Sportgerichts, wertet das 1:1 bei Union Berlin nach dem Feuerzeugwurf mit 2:0 für Bochum, ist der VfL vielleicht nur ein Tor in der Nachspielzeit entfernt vom Relegationsrang.
Dieter Hecking hat die Mitarbeiter des VfL Bochum schnell mitgenommen
Dieter Hecking hat den VfL mit nur einem Punkt aus den ersten neun Spielen übernommen. Der Trainer-Routinier hat die Mannschaft stabilisiert, die Hoffnung auf die Rettung zurückgebracht. Dass VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig ihn länger halten will, hat er nun vor der Partie in Kiel erstmals öffentlich gesagt. Gespräche dazu soll es bald geben - und zwar unabhängig von der Liga.
Das macht Sinn.
Hecking nimmt alle Mitarbeiter in Bochum mit: „der Dieter“
Der 60-jährige Hecking hat Spieler und Mitarbeiter mit seiner Ausstrahlung, seiner klaren Kante mitgenommen. Alle im Klub nennen ihn „Dieter“. Hecking macht keinen Unterschied zwischen Chefs, hochbezahlten Spielern oder Honorarkräften.
Hecking ist ein Typ Mensch, der geradeaus denkt und authentisch handelt. Wenn er gut drauf ist, kann er wunderbar aus dem Nähkästchen plaudern. Wenn er sauer ist, sagt er das auch. Oder auch nur das, was die Höflichkeit ihm gebietet in der Öffentlichkeit. Wie am Sonntag nach dem 2:2 in Kiel: So wortkarg war Hecking, offenbar tief gefrustet, noch nie.
Kein Laptop-Trainer: Hecking kommt mit klarer Art an
Als Trainer spricht er Tacheles, lobt und tadelt. Die Spieler wissen, woran sie sind. Daten fließen in seine Arbeit ein, spielen aber nicht die Hauptrolle. Hecking ist kein Laptop-Trainer, Charakter und Einsatz sind deutlich bedeutender. Man könnte fast sagen: Er wirkt altmodisch. Aber das im positiven Sinne. Der VfL Bochum stellt gerne die Tradition gegen die Moderne heraus, ohne sich dem Neuen zu verschließen. So wie Hecking.
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Kurzum: Hecking passt als Typ zum VfL Bochum, zum Revier, zu seinen Fans, dem Großteil von ihnen jedenfalls.
Vertrauen und Kontinuität: Beim VfL Bochum oft gesagt, zuletzt nicht gelebt

Soll Hecking längerfristig bleiben, selbst in der 2. Liga? Das mag zunächst seltsam klingen in einem Geschäft, in dem nach ein paar Niederlagen fast jeder Trainer zur Debatte steht - und ein „Absteiger“ kaum für Neuanfang stehen kann. Oder doch?
Der VfL und Hecking würden ein Zeichen setzen, dass eine gemeinsame Überzeugung auch Talfahrten überwinden kann. Dass Kontinuität und Vertrauen nicht nur daher gesagt sind, sondern gelebt werden.
Beim VfL Bochum sollte dies Leitbild sein. Es war in den letzten Monaten aber das Gegenteil der Fall.
Hecking kann Neuanfang erst kommende Saison beeinflussen
Hecking hat ein Team am Abgrund übernommen, hat aufgeräumt, im schwierigen Wintertransferfenster mitgewirkt - einen echten Neuanfang kann er erst nächste Saison selbst beeinflussen.
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Der VfL muss längst die kommende Saison planen. Auch und gerade für die 2. Bundesliga. Ein neuer Sportgeschäftsführer ist noch nicht da, soll im März präsentiert werden. Das Präsidium steht vor Neuwahlen im Juni.
Kandidaten für den Sportchef-Posten wissen nicht, wer ihr Boss in der kommenden Saison sein wird. Auf ein starkes Duo Kaenzig und Hecking könnte der neue Sportgeschäftsführer zählen. Kaenzig und Hecking haben Strahlkraft - mehr als alle anderen Verantwortlichen im Klub zurzeit zusammen.
Gewiss: Der neue Sportchef müsste, andersherum, den Trainer natürlich ebenfalls als den richtigen Mann einschätzen, bevor er in Bochum unterschreibt.
Sportgeschäftsführer muss auch von Trainer Hecking überzeugt sein
Mag sein, dass die Kandidatenliste damit etwas kleiner wird. Letztlich aber ist es entscheidend für die nähere Zukunft des Klubs, dass die beiden Geschäftsführer und der Trainer wieder als Einheit auftreten, dass dieses Trio Hand in Hand arbeitet, mit einer gemeinsamen Strategie und Perspektive. Und dies tatsächlich: ligaunabhängig.
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