Augsburg. Beim 0:1 in Augsburg präsentiert sich der VfL widerstandsfähiger als zuletzt. Der Glaube an den Klassenerhalt aber schwindet. Besonders bei den Fans.
Dieter Hecking war die Verärgerung deutlich anzusehen. Mit verkniffenem Gesicht und den Händen tief in den Taschen, und das nicht nur, weil es in Augsburg kalt war, schritt er über den Platz der WWK-Arena.
Der Trainer des VfL Bochum hatte von außen alles versucht, um seine sichtbar verunsicherte Mannschaft zu unterstützen, ihr zu helfen, ihr Wege aus der nächsten Niederlage zu zeigen. Er hatte gestikuliert, angetrieben, hatte auch gemeckert, hatte sogar die Gelbe Karte gesehen. Geändert hat er beim VfL Bochum zwar einiges, aber offenbar noch nicht genug.
Der VfL Bochum bleibt Bundesliga-Tabellenletzter und ohne Sieg. Der VfL Bochum verliert zwar nicht mehr so hoch, er verliert aber weiter. Der Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz beträgt nach zwölf Spielen ohne Sieg bereits neun Punkte.
Der VfL Bochum ist unter Hecking widerstandsfähiger
„Wir sind widerstandsfähiger als die Wochen vorher“, sagte Hecking dennoch nach dem 0:1 (0:1) beim FC Augsburg. Es sehe jeder, dass die Mannschaft alles versuche, den Fuß noch in die Tür zu kriegen, in die Saison noch reinzukommen.
Klar zu sehen war indes auch, dass Hecking die Mannschaft zwar defensiv mit einer Dreierkette stabilisiert hat. Augsburg kam nur zu wenigen Chancen. Für die Offensive aber hat Hecking noch nicht den richtigen Schlüssel, beziehungsweise die richtigen Spieler gefunden.
Dem VfL Bochum fehlt im „letzten Drittel“ die Überzeugung
Im sogenannten „letzten Drittel“ fehlt seinem Team weiter Überzeugung, Durchsetzungskraft, Abschlussstärke, schlicht das Selbstvertrauen. Trotz einiger Chancen in der Schlussphase gelang kein einziger gefährlicher Schuss auf das Tor.
So euphorisch alle rund um den VfL Bochum nach Spiel eins unter Hecking und dem 1:1 gegen Leverkusen waren, so ernüchtert sind inzwischen alle wieder. Der Hecking-Effekt ist noch nicht komplett verpufft, aber auch der erfahrene Trainer kann eben nicht in kürzester Zeit alle Probleme des VfL Bochum nur durch seine Anwesenheit und durch Hand auflegen beseitigen. Zumal auch in Augsburg Dinge passierten, die gefühlt nur Teams passieren, die im Tabellenkeller stehen. Beim VfL Bochum läuft es - rückwärts und bergab.
Nach couragiertem Start hatte sein Team das entscheidende Tor der Augsburger im ersten Abschnitt „vorbereitet“: Nach einer unglücklichen Kopfballabwehr von Ivan Ordets kam Philipp Hofmann im eigenen Strafraum gegen Alexis Claude-Maurice zu spät und brachte ihn zu Fall.
Phillip Tietz bescherte Augsburg mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 38. Minute im fünften Heimspiel den ersten Sieg gegen den VfL Bochum, der mit nur zwei Punkten aus den ersten zwölf Partien den zweitschlechtesten Saisonstart in der Bundesligageschichte hinlegten. Nur die SpVgg Greuther Fürth begann 2021 noch schlechter - und stieg am Ende als abgeschlagener Letzter ab.
Nach der neuerlichen Niederlage ist die Enttäuschung beim VfL Bochum groß
Die Enttäuschung nach der zweiten Niederlage im dritten Spiel unter seiner Leitung war bei Hecking entsprechend groß. „Klar, dass die Köpfe erstmal unten sind“, sagte er. „Das Erfolgserlebnis fehlt im Moment. Wir hoffen, dass wir nicht allzu lange warten müssen, sonst ist die Post abgefahren.“
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Der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz ist inzwischen auf neun Punkte angewachsen. In den verbleibenden drei Spielen vor der Winterpause gegen Werder Bremen, bei Union Berlin und gegen den 1. FC Heidenheim muss der VfL endlich dreifach punkten.
„Das sind Mannschaften, die normalerweise auf Augenhöhe sind“, sagte Abwehrspieler Felix Passlack, der noch am gefährlichsten auf das Tor geschossen hatte. Alle drei Gegner haben allerdings schon deutlich mehr Zähler auf dem Konto.
VfL Bochum: Medic muss nach Zweikampf runter
Verärgert war Hecking aber vor allem über ein Foul des bereits verwarnten Augsburgers Steve Mounie, der VfL-Verteidiger Jakov Medic bei einem Zweikampf mit dem Ellbogen im Gesicht traf. Der Verteidiger konnte nicht weiterspielen, Bochum konnte nicht mehr wechseln. „Ich denke, das wäre eine Gelb-Rote Karte gewesen“, sagte Hecking. „Dann hätten wir noch mal zehn Minuten die Chance gehabt, in Überzahl zu spielen.“ Medic wurde mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht. Hecking: „Eine Verletzung im Gesicht ist zu befürchten.“
Zu befürchten ist vor allem aber, dass das Team die Bindung zu den Fans und dann auch die Unterstützung verliert. Nach der Niederlage in Augsburg gab es keine Pfiffe der VfL-Fans aus dem Block. Vielleicht war das aber auch schon ein Stück Resignation. Während des Spiels hatten die Fans wie immer intensiv versucht, ihr Team zu pushen, anzufeuern, so gut wie möglich zu unterstützen.
Bei den Fans des VfL Bochum schwindet der Glaube an den Klassenerhalt
Aber auch bei ihnen schwindet so langsam der Glaube daran, dass ihr Team es auch in ein fünftes Jahr Bundesliga in Reihe schafft. Leise Hoffnung liegt auf der Winterpause, auf gute Transfers, auf eine besonders bemerkenswerte Rückrunde.
So sagte es auch Hofmann: „Ich sage es jede Woche und es hört sich blöd an. Aber wir müssen weiterarbeiten, müssen dran glauben. Irgendwann wird der erste Sieg kommen und mit einem Erfolgserlebnis kommt auch das Selbstvertrauen wieder. Wir müssen bis Weihnachten die Spiele so gut wie möglich gestalten und müssen dann eine überragende Rückrunde spielen und dürfen jetzt den Abstand nicht zu groß werden lassen.“