Düsseldorf/Duisburg. Die Finals an Rhein und Ruhr sind beendet. Sie hatten viele Stärken und einige Schwächen. Nun legt das XXL-Event eine Pause ein.

Das Ende ähnelte sich doch sehr. Egal, ob in Duisburg, in Düsseldorf, Kassel oder in Berlin. Am Ende eines Wettbewerbs wurden Arme in die Luft gerissen und Jubelschreie ausgestoßen. So tat es Timo Schulze nach seinem Sieg im Rampenparcours auf dem BMX-Rad im Duisburger Landschaftspark. So tat es Darja Varfolomeev nach jedem ihrer fünf Erfolge in der Rhythmischen Sportgymnastik im Düsseldorfer PSD Bank Dome. So tat es Sprintkönigin Gina Lückenkemper nach ihrem 100-Meter-Triumph in Kassel und auch Schwimmerin Isabel Gose nach dem Sieg über 400 Meter Freistil in Berlin. Nur Olympiasieger Max Lemke war am Sonntagmittag einfach zu fertig zum obligatorischen Jubel, als er im Duisburger Innenhafen als Deutscher Meister im Einer-Kajak gefeiert wurde. „35 Grad bei so einem Rennen – das war schon hart.“

Finals 2023: Vierte Auflage des Multisport-Events

Das waren sie also, die Finals 2023. Eine wahre Hitze- und Medaillenschlacht, die am Sonntag mit dem 200-Meter-Finale der Leichtathletik-Frauen endete. Vier Tage dauerte die vierte Auflage des Multisport-Events, bei dem in 18 Sportarten 159 nationale Meistertitel und noch viel mehr Medaillen vergeben wurden. Eine Art Mini-Olympia der Deutschen Meisterschaften. Organisator Hagen Boßdorf, Geschäftsführer der Finals GmbH, zeigte sich nach dem Abschluss begeistert: „Wir haben eine starke vierte Ausgabe der Finals erlebt. Sie werden künftig weiterwachsen, wir werden sie noch einmal weiterentwickeln.“

Stabhochsprung am Düsseldorfer Rheinufer.
Stabhochsprung am Düsseldorfer Rheinufer. © dpa

Höher, schneller, weiter: Was für Olympia gilt, hat auch für die Finals Gültigkeit. Seit 2019 gibt es das Event, bei dem mehrere Deutsche Meisterschaften in wenigen Tagen kompakt gesammelt statt über das Jahr zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Städten für sich ausgetragen zu werden. Die Idee dahinter: Auch den Randsportarten soll so eine größere mediale Aufmerksamkeit zugute kommen. Zum Auftakt waren es noch elf Sportarten, die Anzahl wuchs kontinuierlich. ARD und ZDF zeigten diesmal insgesamt knapp 25 Stunden live in den Hauptprogrammen und etwa 70 Stunden als Streaming-Angebot. Die Einschaltquoten waren jedoch ernüchternd. Am TV-Bildschirm punkteten die diesjährigen Finals nur bedingt – rund eine Million Zuschauer verfolgten die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen im Schnitt von Donnerstag bis Samstag, der Marktanteil bewegte sich häufig rund um zehn Prozent. Viel Aufwand, mäßiger Ertrag für ein Event, das in erster Linie als TV-Ereignis konzipiert wurde.

Und vor Ort selbst? An Rhein und Ruhr feierten die Besucher die „Exoten“ in rasanten BMX-Wettbewerben, auf dem Wasser im Kanu-Polo und beim Stand-up-Paddling oder an der Kletterwand. Sie kamen zahlreich zu den kostenlosen Wettkämpfen im Stabhochsprung, 3x3 Basketball oder Breaking. Auch die Leichtathleten rannten und sprangen vor einer größeren Kulisse als noch im vergangenen Jahr, als die DM im Berliner Olympiastadion einem Geisterspiel glich. Selbst das Gewitter am Sonntag tat der Stimmung keinen Abbruch, die Organisatoren reagierten und strafften den Zeitplan. Hätte die Hitze der jüngsten Tage nicht viele ins Freibad getrieben, wäre wohl eine noch höhere Zuschauerzahl möglich gewesen.

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Allerdings: Landschaftspark, Rheinufer, Innen- und Medienhafen sind auch ohne die Finals beliebte Ausflugsziele. Ein wahrer Indikator für den Erfolg der Finals sind die Sportarten, die nicht unmittelbar an den Hotspots ausgetragen wurden. Hier überraschte beispielsweise das Turnen mit gefüllten Rängen im Düsseldorfer Dome. Und hier zeigte sich auch, dass beispielsweise das Düsseldorfer Castello doch etwas zu weit abgelegen ist. Die Wettbewerbe im Karate, Taekwondo und Judo fanden nur vor Fachpublikum statt, Laufkundschaft gab es im Stadtteil Reisholz nicht. Selbst viele Düsseldorfer würden die Halle ohne Google Maps wohl kaum finden.

Finals: Nächste Auflage in zwei Jahren

Die nächsten Finals werden in Dresden stattfinden. Wegen der Olympischen Spiele im kommenden Sommer und des dadurch engen Terminkalenders allerdings erst 2025. „Schade, dass nächstes Jahr Pause ist. Das hätte ich mir persönlich anders gewünscht“, sagte Alfons Hölzl. Der Präsident des Deutschen Turner-Bunds sah vor allem in der medialen Präsenz einen Mehrwert für seinen Verband. „Bei den vergangenen Finals hatten wir – angeführt von Turnen Frauen – mitunter die höchsten Einschaltquoten“, erinnerte sich Hölzl. Er teilte ohnehin nicht die Befürchtung einiger Skeptiker, dass die Turn-Wettbewerbe in der Fülle der Sportarten untergehen würden. Das Gegenteil war nämlich der Fall: Mit mehr als 11.000 Besuchern an den vier Wettkampftagen verzeichnete das Turnen einen durchaus beachtlichen Zuspruch. Hölzl: „Die Gemeinschaft der Sportarten ist die Kraft. Die Finals sind für den Sport ein Format, das Zukunft hat.“

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Ob künftig auch wieder die Leichtathletik-Wettbewerbe, die in Kassel zwei Tage lang ein mit jeweils 13.000 Zuschauern ausverkauftes Auestadion verzeichneten, zentral an einem Ort mit den anderen Sportarten ausgetragen werden, ist offen. „Ich glaube, dass wir die Finals weiter begleiten werden. Aber es gibt noch ein paar Rahmenbedingungen zu klären“, sagte Idriss Gonschinska, Vorstandschef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Dann könnten sie wieder alle zusammen jubeln: Leichtathleten, Kanuten und BMX-Fahrer.