Essen. Rot-Weiss Essen steht nach dem erschreckend schwachen Auftritt in Aachen unter Zugzwang. Trainer Uwe Koschinat wird einige Änderungen vornehmen.
Es waren sehr klare Worte, die Uwe Koschinat nach dem Spiel am Sonntag bei Alemannia Aachen während der Pressekonferenz gewählt hatte. Der 53-jährige Cheftrainer des akut abstiegsbedrohten Drittligisten Rot-Weiss Essen suchte keine Ausreden für die enttäuschende Darbietung seiner Mannschaft im Duell der Traditionsvereine, das RWE hochverdient mit 0:2 verloren hatte. Die Körpersprache seiner Mannschaft habe er als „nicht positiv“ wahrgenommen, seine Mannschaft seit „nicht bereit gewesen, den Fight anzunehmen.“ Für seine aufrichtige Analyse erhielt Koschinat in sozialen Netzwerken viel Zuspruch, auch von Aachener Fans.
In der prekären Lage, in der die Essener stecken, waren das nichtsdestotrotz Aussagen, die jedem RWE-Sympathisanten die Sprache verschlagen hat. Koschinat hofft, dass er mit seiner scharfen Kritik eine Reaktion seiner Spieler erwirkt. Einen Misserfolg gegen die U23 von Hannover 96 kann sich seine Mannschaft als Tabellenvorletzter in einem Duell gegen einen Konkurrenten aus dem Tabellenkeller nicht mehr erlauben, dann würde die Stimmung an der Hafenstraße schon nach dem ersten Heimspiel des Jahres kippen.
Rot-Weiss Essen war in Aachen extrem harmlos
Koschinat geht es in dieser Woche aber nicht nur darum, auf emotionaler Ebene zu arbeiten. Das Training am Donnerstag an der Essener Hafenstraße deutete an, dass RWE über einen Systemwechsel nachdenkt. In den beiden Testspielen während der Winter-Vorbereitung und am Sonntag in Aachen ließ Koschinat in einem 4-2-3-1-System agieren. Beim Abschlussspiel der ersten von zwei Einheiten am Donnerstag ließ er seine vermeintliche Startelf in einer 3-5-2-Formation gegen eine Viererkette auflaufen.
+++ RWE macht Druck bei der Stürmersuche - es gibt einen Favoriten +++
Mit einer Viererkette war Hannovers U23 am vergangenen Freitag gegen Erzgebirge Aue (2:1) erfolgreich. Es ist denkbar, dass Koschinat zu einem Systemwechsel greift, um der harmlosen Offensive mehr Impulse zu verleihen. Essens neuer Stürmer Dominik Martinovic hing am Tivoli komplett in der Luft und war gegen Aachens Abwehrkante Patrick Nkoa auf verlorenem Posten. Auf den offensiven Flügelpositionen ging ebenfalls nichts. Die einzige RWE-Chance des Spiels durch Ahmet Arslan war eher dem Zufall geschuldet, da ein verletzter Aachener Verteidiger das Abseits aufhob. In einem 3-5-2-System sollen sich für die Essener im eigenen Stadion mehr Anspielstationen im Zentrum ergeben.
Zu der vermeintlichen Startelf für den kommenden Sonntag zählten gleich drei Innenverteidiger: Kapitän Michael Schultz, José-Enrique Rios Alonso und Tobias Kraulich, der in Aachen 90 Minuten auf der Bank saß. Zentral vor der Abwehr spielten Tom Moustier, der am Sonntag auf seine alte Mannschaft trifft, und Torben Müsel. Der Mittelfeldspieler dürfte nach überstandenen Rückenproblemen den Vorzug gegenüber Jimmy Kaparos erhalten, der am Tivoli nicht überzeugen konnte. Demnach dürften sich Müsel und Moustier auch die Aufgaben von Klaus Gjasula teilen, denn der neue Sechser der Essener ist nach wie vor krank und droht am Sonntag erneut auszufallen.
Rot-Weiss Essen: Matti Wagner soll Lucas Brumme Druck machen
Auf den Schienenpositionen agierten der gesetzte Julian Eitschberger und Neuzugang Matti Wagner. Der 19-Jährige hat seine muskulären Probleme überstanden und ist wieder voll einsatzfähig. Ob Lucas Brumme, der dem vermeintlichen A-Team nicht angehörte, deshalb ein Platz auf der Bank droht, bleibt abzuwarten. Bei Wagner dürfte es auch darum gegangen sein, ihn in wichtige Abläufe zu integrieren. Klar ist jedoch, dass Brumme in Aachen maßlos enttäuscht hat und Koschinat das eine oder andere Zeichen setzen muss. Ein fitter Wagner soll dem in dieser Saison nicht überzeugenden Brumme auf der linken Seite Druck machen. Möglicherweise schon am Sonntag.
In der Offensive ist Winter-Zugang Martinovic gesetzt, auch Ahmet Arslan hat auf der Zehner-Position noch eine Einsatzgarantie. Neben Martinovic stürmte am Donnerstag der in Aachen schwache Joseph Boyamba. Ramien Safi kehrte nach überstandener Erkältung zurück, das letzte Wort im Angriff dürfte in Sachen Aufstellung noch nicht gesprochen sein.
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