Duisburg. Die Auslosung im Niederrheinpokal ergab einen Duisburger Hit. Das letzte Pflichtspiel zwischen beiden Mannschaften ist lange her.
Ein besseres Händchen hätte Nico Wessel nicht an den Tag legen können. Der Fußballer, der gerade mit seinem Team von den Hannoverschen Werkstätten an der Deutschen Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen in der Sportschule Wedau teilnimmt, war ausersehen, die zweite Runde im Niederrheinpokal auszulosen – und er zog mit dem Derby zwischen Landesligist Hamborn 07 und Regionalligist MSV Duisburg einen eindeutigen Kracher.
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Löwen gegen Zebras – ein Duell mit großer Tradition, wobei sich die Wege beider Vereine naturgemäß in der jüngeren Vergangenheit nur noch auf freundschaftlicher Basis gekreuzt haben. Im Juli 2023 gastierte der MSV in der Vorbereitung auf die Drittliga-Saison bei den damals ebenfalls noch eine Klasse höher kickenden Hambornern. Mit 4:0 siegte das Team von Trainer Torsten Ziegner seinerzeit; die Gastgeber weihten mit dieser Partie ihre komplett neu gestaltete Tribüne auf der Anlage an der Westerwaldstraße ein. Es folgte ein Jahr, das für beide Seiten bekanntlich eines zum Vergessen wurde.
Während der MSV den Neustart in der Regionalliga mit vier Siegen erfolgreich gestaltet hat und auch in der ersten Runde des Niederrheinpokals mit dem 9:0 bei Landesligist Blau-Weiß Dingden nichts anbrennen ließ, setzten die Hamborner ihren Ligaauftakt am vergangenen Sonntag mit dem 0:2 gegen die Sportfreunde Lowick in den Sand. Das hätte sich auch Marcel Stenzel anders vorgestellt. Der junge Coach der Löwen hat eine Vergangenheit in Zebrastreifen: In der Drittliga-Aufstiegssaison 2014/15 gehörte er zum Kader von Trainer Gino Lettieri und bestritt zwei Profispiele.
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Eines davon war der 3:2-Sieg in der Schauinsland-Reisen-Arena gegen Energie Cottbus. Mit diesem Stadion könnte es ein Wiedersehen geben, denn schon kurz nach der Auslosung deutete sich an, dass die Hamborner womöglich nicht auf eigenem Platz spielen werden. „Wir sind mit dem MSV im Austausch, ob wir das Heimrecht tauschen sollen“, erklärte der Hamborner Vorsitzende Helmut Wille gegenüber der Sportredaktion. Die Gründe liegen auf der Hand: „Allein nach Gütersloh sind 6000 MSV-Fans mitgekommen. So viele Menschen fasst unsere Anlage gar nicht.“ Früher einmal wurde das Fassungsvermögen des Holtkamps mit etwa 5000 Personen angegeben; nach dem Umbau der Tribüne hat sich dieses aber auf etwa 4000 verringert.
Abgesehen davon, dass die Infrastruktur in Hamborn nicht gegeben ist, sei es mit Parkplätzen oder notwendigen Ordnern, stellt sich natürlich auch die Frage einer besseren finanziellen Bilanz. Ein Spiel in der Schauinsland-Reisen-Arena würde einen deutlich höheren Zuspruch erzielen. „Das wäre ein warmer Regen für uns“, so Helmut Wille. Angesichts der Zuschauerzahlen, die der MSV in seinen bisherigen Heimspielen zu verzeichnen hatte, ist auch gegen die Löwen von einem womöglich fünfstelligen Besuch auszugehen.
„Das wäre ein warmer Regen für uns.“
Natürlich werden bei diesen Überlegungen gleich Erinnerungen wach an die letzten Pflichtspiele, die es zwischen den ersten Mannschaften beider Vereine gab. Das war in der Zeit von 1986 bis 1989, als der MSV und Hamborn gemeinsam in der drittklassigen Oberliga Nordrhein kickten. In diesem Zeitraum gab es sechs Meisterschaftsvergleiche, die schon damals allesamt aus Kapazitätsgründen im alten Wedaustadion stattfanden – und die durchweg an den MSV gingen. Legendär ist dabei vor allem das Hamborner „Heimspiel“ in der Saison 1988/89, als beide Teams nach elf Spieltagen ungeschlagen gemeinsam an der Tabellenspitze standen und vor 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Wedaustadion aufeinander trafen. Die seinerzeit von Klaus Rach betreuten Löwen führten zur Pause durch ein Tor von Andreas Schüttemeyer mit 1:0, mussten aber unmittelbar vor dem Seitenwechsel eine umstrittene rote Karte gegen Frank Golomb durch Schiedsrichter Jürgen Jansen hinnehmen. In Überzahl drehte der MSV das Spiel durch Michael Tönnies sowie Michael Struckmanns Treffer in letzter Minute.
In derselben Saison trafen die beiden Lokalrivalen auch zum einzigen Mal in einem Pflichtspiel im Holtkamp aufeinander – auch damals schon im Niederrheinpokal. Die Hamborner wollten sich bei dieser Gelegenheit das Heimrecht nicht entgehen lassen, waren aber dennoch sportlich ohne Chance und verloren mit 1:4. Dies war das bis heute letzte Pflichtspiel zwischen den ersten Mannschaften beider Klubs vor einer Kulisse, wie sie der Holtkamp seitdem nicht mehr erlebt hat. Es waren wohl um die 3500 Besucher an jenem Abend. Der MSV gewann anschließend den Wettbewerb und durfte daher in der Folgesaison im DFB-Pokal antreten, wo erst im Viertelfinale gegen Kickers Offenbach Endstation war. Dort nach längerer Durststrecke im kommenden Jahr wieder vertreten zu sein, ist zweifelsohne ein Ziel von Trainer Dietmar Hirsch und seinem Team. Da möchte Marcel Stenzel seinem alten Klub aber gern ein Bein stellen: „Wir werden natürlich alles versuchen, weiterzukommen.“
Vorgesehener Termin für das Pokalspiel ist Sonntag, 8. September. Denkbar ist freilich, um den unterklassigen Spielen aus dem Weg zu gehen, eine Vorverlegung auf den Samstag. An diesem Tag sollte Hamborn in der Landesliga eigentlich daheim gegen den vorherigen MSV-Pokalgegner Blau-Weiß Dingden antreten; diese Partie wird aber auf jeden Fall verschoben werden.