Duisburg. Der „Kaiser“ hat in Duisburg seine Spuren hinterlassen. Bernard Dietz erinnert sich an viele Treffen mit der Fußball-Legende.

Der Tod von Franz Beckenbauer macht Erinnerungen wieder lebendig. Brigitte Vos, die Witwe des ehemaligen MSV-Trainer Friedhelm Vos, schickte der Redaktion ein Foto von ihrem Mann und eine Autogrammkarte des bereits in Ehren ergrauten Kaisers. Friedhelm Vos und Franz Beckenbauer hatten in der Vorbereitung eines Benefizspiels für den damals schon finanzschwachen Spielverein im Jahr 1985 so etwas wie gute Bekanntschaft geschlossen.

Die Vizemeistermannschaft von 1964, angeführt und organisiert von Günter Preuß, Dieter „Pitter“ Danzberg und Friedhelm Vos, spielte damals gegen die Größen des deutschen Fußballs. Beckenbauer gehörte natürlich dazu (und wurde mit der Hilfe einer Polizeieskorte vom Stadion zum Fußball-Platz gebracht). 230.000 Mark kamen für das darbende Zebra zusammen. 16.000 Zuschauer waren an einem Sonntagmorgen ins Wedau-Stadion gekommen. Daran erinnert sich Günter Preuß, der einen lächelnden Spielführer Beckenbauer freundlich auf dem Platz begrüßte.

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Ein Kollege aus der Redaktion berichtete, dass er mit Beckenbauer bei der Beerdigung des 1996 verstorbenen MSV-Präsidenten Dieter Fischdick am Grab gestanden habe. Beckenbauer war damals Chef der Bayern und erwies seinem Kollegen im Amt die letzte Ehre. Thomas Wittenschläger, ein ehemaliger Redakteur dieser Zeitung, teilte seine Erinnerung aus den 1990er Jahren, als Franz Beckenbauer nach Duisburg kam, weil man ihm Geld für seine Kinderstiftung zugesagt hatte. Rainer Zimmermann, früher Leiter der Duisburger NRZ-Redaktion und Chefredakteur bei Radio Duisburg, habe den Franz interviewt und sei ganz angetan gewesen von dem Bayern-Chef.

„Pitter“ und der „Kaiser“: Dieter Danzberg zeigte der Redaktion im Jahr 2005 das Bayern-Mannschaftsfoto von 1964 mit ihm und Franz Beckenbauer.
„Pitter“ und der „Kaiser“: Dieter Danzberg zeigte der Redaktion im Jahr 2005 das Bayern-Mannschaftsfoto von 1964 mit ihm und Franz Beckenbauer. © Tanja Pickartz | Tanja Pickartz

Zebra-Dokumentarist Michael Wildberg weiß die Geschichte von „Pitter“ Danzberg zu erzählen. Danzberg, der den MSV 1963 in die Bundesliga schoss, hatte ein besonderes Verhältnis zu Franz Beckenbauer. Er habe seinen Aufstieg praktisch erst möglich gemacht. Danzberg habe diese Geschichte immer gern erzählt. Denn der MSV-Aufstiegsheld war 1964 zu den Bayern gewechselt. Er spielte auf der Position, die später Beckenbauer zu höchsten Weihen führte. Danzberg hatte sich verletzt. So wurde der Posten frei. Beckenbauer übernahm und blieb der Abwehrchef. „Pitter“ Danzberg, im Dezember 2019 gestorben, hat auch Jahrzehnte immer gern „der Franz“ gesagt. Und wenn er es sagte, dann schwang großer Respekt und noch mehr Anerkennung mit.

Bernard Dietz denkt gern an Franz Beckenbauer zurück

Petra Dietz, die Ehefrau von Bernard Dietz, erinnert sich ebenfalls mit großer Freude an den wohl bekanntesten deutschen Fußballer. Sie hat sogar ein Erinnerungsstück. Petra Dietz hat einmal eine Uhr von ihm geschenkt bekommen. Zum 50. Geburtstag von Beckenbauer. Da waren sie und ihr Mann Bernard eingeladen, in München den Ehrentag zu feiern. Für die Damen gab es eine Uhr mit Gravur geschenkt.

Bernard Dietz‘ Ehefrau Petra hat ein Geschenk von Franz Beckenbauer erhalten.
Bernard Dietz‘ Ehefrau Petra hat ein Geschenk von Franz Beckenbauer erhalten. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Ihr Mann Bernard kannte „den Franz“ vielleicht am Besten in Duisburg. Ab Herbst 1974 spielte Dietz für die Nationalmannschaft. Beckenbauer war Deutschlands Kapitän und Weltmeister. Bis 1977 sahen sie sich regelmäßig, wenn Deutschland am Ball war. Hat er auf den Jungen aus Duisburg herabgeblickt? „Nein. Ich wurde herzlich aufgenommen. Nie hat man mich spüren lassen, dass ich von der grauen Maus MSV kam“, erinnert sich Dietz.

Handschlag an der Wedau: Franz Beckenbauer vor einem Spiel bei den Zebras mit MSV-Kapitän Hartmut Heidemann.
Handschlag an der Wedau: Franz Beckenbauer vor einem Spiel bei den Zebras mit MSV-Kapitän Hartmut Heidemann. © imago/Horstmüller | imago sportfotodienst

Diese Sympathie musste erst erworben werden. Denn die erste Begegnung mit Beckenbauer hinterließ einen ärgerlichen Kaiser. Am letzten Spieltag der Saison 1970/71 traten die Bayern beim MSV an. Der Gast brauchte einen Sieg, um Meister zu werden. Die Zebras – mit dem damaligen Jungprofi Bernard Dietz als Linksaußen – spuckten den Bayern in die Suppe. Durch zwei Tore von Rainer Budde gewann der MSV mit 2:0. Borussia Mönchengladbach sicherte sich den Titel. „Beckenbauer war stocksauer“, berichtet Dietz. Damals verloren die Bayern noch regelmäßig im Wedau-Stadion.

Trotzdem, Beckenbauer verband mit der Arena durchaus positive Gedanken. Sein erstes Spiel für die A-Nationalmannschaft, Uwe Seeler war Kapitän, bestritt er am 16. Februar 1965 in Duisburg. Gegner des Probespiels war der FC Chelsea.

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Der Ärger über den verlorenen Titel verflog. „Der Kaiser“ war „Ennatz“ später sehr gewogen. 2018 schlug Beckenbauer vor, Bernard Dietz, den Europameister von 1980, zum Ehrenspielführer der Nationalmannschaft zu machen. „Beckenbauer hat damals erklärt, er habe diesen Titel gleich zweimal. Da gebe er sehr gerne einen davon an mich ab“, erzählt die Duisburger Fußball-Legende. Im Gegenzug sagt Dietz über die WM 1978 in Argentinien mit dem Ausscheiden nach der Zwischenrunde: „Mit dem Franz wären wir ins Endspiel gekommen.“

Immerhin ist Beckenbauer noch einmal zu Dietz nach Duisburg gekommen. Für sein Abschiedsspiel am 10. Mai 1988. Die Nationalmannschaft mit Teamchef Franz Beckenbauer spielte gegen das EM-Team von 1980. Der Kaiser erwies einem Jungen aus Bockum-Hövel lächelnd und respektvoll seine Referenz.