Oberhausen. Younes Mouadden beschreibt, wie es sich im Team „FC Bavarian Clique“ in der Liga von Toni Kroos spielt. Drei Niederlagen trüben die Stimmung.
Diese Atmosphäre wird er nicht vergessen: Als Younes Mouadden Anfang September in der ausverkauften Kölner Lanxess-Arena einläuft und gegen den Ball kickt, schauen ihm 20.000 Zuschauer vor Ort und über 200.000 per Stream zu. Der Grund: Die neue „Icon League“, eine von Toni Kroos, amtierender Deutschlands Fußballer des Jahres, gegründete Kleinfeld-Liga. Als wäre das nicht schon aufregend genug, sind seine Teamkollegen unter anderem der frühere FC Bayern-Star Franck Ribéry und der langjährige Bundesliga-Profi von Mainz 05, Daniel Brosinski. „Das werde ich noch meinen Kindern und Enkelkindern erzählen, das sind Erfahrungen fürs Leben“, schwärmt der Oberhausener.
Passend zu seiner Heimatstadt und der Postleitzahl läuft Mouadden mit der Rückennummer 46 auf. Teamchef seiner bayerischen Truppe ist übrigens mit Anton „ViscaBarca“ Rinas ein bekannter YouTuber, Streamer und Influencer. Rinas spielt allerdings nicht mit – im Gegensatz zum „König von Bayern“, wie Ribéry früher häufiger bezeichnet wurde.
Mit Moritz Stoppelkamp und Tanju Öztürk
„Wegen ihm war es mein Wunsch, in dieses Team zu kommen, er war früher mein großes Idol“, sagt der 24-jährige Mouadden über die langjährige Nummer 7 vom FC Bayern. „Ich war gespannt, wie er so drauf ist. Auch wenn er wenig redet, ist er ziemlich cool. Wir haben dafür beim Warmmachen gegenseitig viel den Ball hochgehalten, insgesamt ist er locker drauf.“ Vor allem sei sich der 41-jährige Franzose nicht zu schade, in die Zweikämpfe zu gehen.
Aber wie kam Mouadden, der neben Moritz Stoppelkamp und Tanju Öztürk von RWO (spielen im Team B2B-United) der dritte Oberhausener Vertreter in der „Icon League“ ist, überhaupt dort rein? „Es gab nach der Bewerbungsphase, bei der mehr als Tausende Meldungen eingingen, zwei Scouting Days in Berlin und Frankfurt am Main, mit jeweils 100 Leuten. In Berlin war ich dabei“, erinnert sich der Offensivspieler. „Dort musste man rennen, dribbeln, schießen. Letztendlich wurde ich dann zu den Draft Days eingeladen.“ Hier wurden insgesamt 42 Feldspieler und 14 Torhüter von den insgesamt 14 Teams der Liga ausgewählt – von den Teamchefs wurden bereits vorher viele Ex-Profis zugeteilt.
Einer seiner „unbekannten“ Mannschaftskollegen kommt aus Bayern, zwei spielen bei Oberliga-Vereinen im Kölner Raum. Mouadden selbst war noch vereinslos, als die Zusage zur „Icon League“ kam. Nach einem Jahr beim FC Cosmos Koblenz (Oberliga Rheinland-Pfalz/ Saar) und dem knapp verpassten Klassenerhalt, wollte er wieder zurück in die Nähe der Heimat.
Ende Juli machte der Oberligist FC Büderich aus Meerbusch die Verpflichtung des schnellen und trickreichen Akteurs offiziell. „Es war mir wichtig, einen Verein zu finden, der meine Teilnahme an der Liga akzeptiert. Sie waren damit einverstanden, es kollidiert auch nicht mit den Trainingszeiten“, erläutert der Oberhausener. Spieltage sind montags in Düsseldorf. Kurioserweise sorgte Mouadden mit drei Treffern mit dafür, dass der FC Büderich in der ersten Runde des Niederrheinpokals die Truppe von Sterkrade 72 um Coach Patrick Wojwod mit 10:2 an der Erlenstraße abgeschossen hat.
Die Unterschiede zwischen Vereinsfußball und der Kleinfeld-Liga hat er schnell ausgemacht: „Es ist definitiv anders als im Klub. Ein anderer Platz, alles viel kleiner, die Spieleranzahl mit vier Leuten plus Torwart, schnelle Spielerwechsel. Man ist hier nicht so im alltäglichen Rhythmus.“
Dennoch hat er nach eigenen Angaben sehr viel Bock auf die neuen Erfahrungen: „Ich komme aus dem Straßenfußball, habe viel auf Kleinfeldern, Spielplätzen oder Gummiböden gespielt. Als ich von der ‚Icon League‘ gehört habe, wollte ich unbedingt dabei sein und mich mit den Besten messen.“ Das Konkurrenzprodukt, die „Baller League“, gegründet von Lukas Podolski und Mats Hummels und bereits in der zweiten Saison aktiv, habe übrigens für ihn zeitlich nicht gepasst.
Nun bekommt er aber ein Festgehalt – über die Höhe darf er keine Angaben machen – sowie Prämien für Spiele und Siege. Beim „Final 8“-Turnier Mitte Dezember werden neben einem Pokal auch Preisgelder in Höhe von 500.000 Euro ausgespielt. Gespielt wird dann im brandneuen SAP Garden in München.
Immerhin ein Tor ist Younes Mouadden schon gelungen
Ob die „Bavarian Clique“ dann dabei ist? Die ersten drei Spiele gingen mit 0:2, 2:8 und 4:6 verloren – Younes Mouadden konnte sich immerhin in die Torschützenliste eintragen. „Leider machen wir zu viele Fehler. Die Qualität der anderen Teams ist sehr hoch, da wird so etwas schnell bestraft“, ist der junge Oberhausener selbstkritisch. „Wir sind enttäuscht über die Niederlagen, aber wir schauen nach vorne. Wenn wir die richtigen Schlüsse ziehen, werden wir unsere Ziele erreichen.“
Diese sind logischerweise erst einmal genügend Punkte zu sammeln, um das Finalturnier zu erreichen – um dann vielleicht am Ende ganz oben zu stehen. „Wenn ich irgendwo mitmache, will ich auch gewinnen, ich bin nicht nur aus Spaß dabei. Jedoch möchte ich alles erstmal genießen und gesund bleiben, der Rest wird sich zeigen“, ist Mouadden zuversichtlich.