Hamburg. Bayern München geht am Freitag in Hamburg als klarer Favorit in die Rückrunde. Doch ausgerechnet um Franck Ribéry gibt es Irritationen.

Zwischendurch gähnt Franck Ribéry, und dann ist es fast so, als langweile ihn das alles hier, als habe er jetzt keine Lust, über dies und das zu reden. Franck Ribéry mag Pressegespräche nicht besonders. So ganz ohne Ball, ganz ohne Rasen. „Es wird so viel über mich gesprochen und geschrieben”, sagt er, „aber das ist mir egal”, und das ist es wirklich. Franck Ribéry ist keiner, der sich Gedanken macht, wie die Leute ihn finden. Er tut eben, worauf er Lust hat. Und sagt, was er denkt. Auch vor dem Rückrunden-Start der Bayern heute Abend beim Hamburger SV (20.30 Uhr, live in der ARD).

Ribery nimmt es gelassen: „C'est moi” - so bin ich

Natürlich muss man noch einmal reden über die Sache mit dem Elfmeter am Dienstagabend. Beim Stand von 2:0 im Pokalspiel der Bayern beim VfB Stuttgart - die Münchner gewannen grandios 5:1 und schockten die Konkurrenz kurz vor dem Rückrundenstart regelrecht - da also hat er beim Elfmeter versucht, den Ball lässig in die Tormitte zu lupfen, Torwart Jens Lehmann aber blieb stehen und fing den Ball.

Uli Hoeneß muss da ein Stich ins Herz gefahren sein, der Manager des FC Bayern ist ein konservativer Mensch, er mag solche Tricksereien nicht. „Das ist Cirque de soleil”, sagte Hoeneß nach dem Spiel, er blickte sehr ernst. Cirque de soleil, das ist eine Artistentruppe, die neulich auch in München im Deutschen Theater aufgetreten ist - aber auf dem Fußballplatz? „Franck muss sich das abgewöhnen, das wollen wir nicht sehen”, sagte Hoeneß.

Ribéry? Nimmt das gelassen. „Ich habe zu Lehmann danach gesagt: Bravoo”, erzählt er. Er verstehe den Manager schon, aber wenn er mal wieder Lust habe, so was zu machen, dann mache er es einfach. „C'est moi", sagt Ribéry. Er nimmt vieles gelassen, er ist ja überhaupt nur so gut, weil er so gelassen ist. Luca Toni sagt: „Die Bayern haben Riesenglück, dass Franck bei ihnen spielt.”

Uli Hoeneß weiß das. Aber er weiß auch: Wenn er es zulässt, dass einer seine goldene Regel bricht, unterwandert er sie. Die Regel lautet: Der FC Bayern steht über allem. Über dem Trainer, über dem Manager, über dem Präsidenten, und sogar über Franck Ribéry. Es ist nicht gut für den FC Bayern und diese Regel, wenn seine Angestellten anfangen, sich öffentlich über die Personalpolitik Gedanken zu machen.

Wunschlisten sind nicht erwünscht

Soeben hat Ribéry der französichen Sportzeitung L'Equipe gesagt: „Ich weiß, dass das Team verstärkt werden muss, damit es in allen Wettbewerben und vor allem in der Champions League das notwendige Niveau hat. ” Namen hat er früher schon genannt, Yoann Gourcuff (Girondins Bordeaux), oder Jeremy Toulalan (Olympique Lyon). Das hat ihm Rüffel eingebracht von Bayner-Boss Karl-Heinz Rummenigge, aber auch das ficht Ribery nicht an: „Ich tue das ja nicht für mich, ich tue das für das Wohl des Clubs.”

Es ist ein schmaler Grat, den Hoeneß und Kollegen bewandern müssen: Franck Ribéry ist ihr Bester, ihr Star, sie haben ihn geholt, damit er anders ist als die anderen; deshalb müssen sie ihn hofieren, ihn gewähren lassen, einerseits. Aber Fußballer sind schnell neidisch, zumal in einer Truppe wie der des FC Bayern - sie müssen zugleich aufpassen, dass das Hofieren nicht zu extrem wird. Dass ihnen Ribéry nicht entgleitet.

Doch noch ist es nicht so weit. Ribéry wird sich zwar nicht unterordnen, das nicht, er hat auch gerade erst wieder über seine Zukinft gesagt, er wisse nicht, was passieren werde. Aber er ist keiner, der das Wohl der Mannschaft gefährdet. Auch er weiß, dass er mithelfen muss, die Gleichung „Mannschaft = Erfolg = Spaß” in der Balance zu halten. Wenngleich das etwas Egozentrik nicht ausschließen muss.

„Wenn es gegen Hamburg einen Elfmeter gibt”, sagt Ribéry, „dann schieße den natürlich ich.” (NRZ)