Oberhausen. U19-Trainer Philipp Schwierske startet mit Arminia Klosterhardt in die Vorbereitung. Dabei hat er nicht nur die sportliche Entwicklung im Blick.

Im Mai 2017 waren knapp 2000 Zuschauer im Estadio Zeuge eines kleinen Fußball-Wunders: Die U19 von Arminia Klosterhardt stieg durch ein 1:0 gegen den FC Kray sensationell in die Bundesliga auf. Zwar blieb es letztlich bei dieser einen Saison in der Eliteklasse, doch der Arminia-Nachwuchs hat sich seitdem in der Niederrheinliga etabliert. Zuletzt zwei Jahre unter Timo Kleer, der aber aus privaten Gründen sein Amt niederlegte. Mit Philipp Schwierske geht nun ein neuer Trainer am Hans-Wagner-Weg ins Rennen, der mit seinem Team am kommenden Montag in die Vorbereitung einsteigt.

Dabei hatte der 32-Jährige bereits im Mai die ersten Trainingseinheiten geleitet, als so gut wie feststand, dass die Saison abgebrochen wird: „Diese Zeit war enorm wichtig, um sich kennenzulernen. Somit fangen wir jetzt nicht bei Null an.“ 26 Mann, 23 Feldspieler und drei Torhüter, umfasst der Kader, der durch den sechsten Platz in der abgebrochenen Saison bereits sein Ticket für die Niederrheinliga sicher hat. Im September werden dann durch Qualifikationsspiele die restlichen Teilnehmer ermittelt.

Schalkes Norbert Elgert als Vorbild

U19-Trainer Philipp Schwierske (l.) im Gespräch mit Reporter Sebastian Stachowiak.
U19-Trainer Philipp Schwierske (l.) im Gespräch mit Reporter Sebastian Stachowiak. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

„Natürlich sind da noch einige offene Fragen, auch, ob die Liga zweigeteilt wird“, muss sich Schwierske auf eine deutliche längere Vorbereitungszeit als sonst einstellen. „Für uns gilt es in den nächsten Wochen, die richtige Mischung zu finden, inzwischen die Spannung hochzuhalten, aber auch Ruhephasen einzulegen. Wir können ja nicht zwei Monate ans Limit gehen.“

Schwierske selbst, der seine Fußball-Laufbahn wegen eines Kreuzbandrisses früh beenden musste, machte seine Traineranfänge im Jugendbereich des TuS Medebach. Danach ging es für den gelernten Verwaltungsfachangestellten in die Nachwuchsleistungszentren von RWO, vom MSV Duisburg und vom FC Schalke 04, wo er sich auch mit U19-Trainer Norbert Elgert austauschen konnte. „Für mich ein Vorbild, der über so viele Jahre immer noch genauso für seine Arbeit brennt wie am ersten Tag.“

„Mit wieviel Leidenschaft man kickt, ist eine persönliche Einstellung“

Wie Schwierske selbst, so waren auch viele seiner jetzigen Spieler schon in einem NLZ. „Den Unterschied, ob jemand vorher im NLZ war oder nicht, kann man so pauschal nicht erkennen. Sicherlich ist die Qualität und Quantität des Trainings dort anders. Aber mit wieviel Leidenschaft man kickt, ist eine persönliche Einstellung.“ Dabei räumt Schwierske durchaus ein, dass in einem Nachwuchsleistungszentrum der Druck hoch sein kann. „Das System ist darauf ausgelegt, auszusortieren. Und das ist oft schwer für Spieler zu akzeptieren, wenn sie es nicht schaffen.“

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Als Rückschritt, so Schwierske, sollten die Nachwuchsspieler den Wechsel zu Arminia Klosterhardt aber nicht verstehen. „Mit einem oder zwei guten Jahren bei uns kann man sich auch für höhere Aufgaben empfehlen. Dafür gibt es viele Beispiele. Genauso gibt es genügend Fälle, wo auch Spieler, die U19-Meister wurden, nicht über die Landesliga hinauskamen.“ Im Fußball seien viele Faktoren entscheidend, die den Unterschied zwischen Profi- und Amateurfußball ausmachen.

„Uns steht eine spannende Saison bevor“

Deshalb wünscht sich Schwierske, dass junge Spieler nicht allein auf den Fußball setzen, sondern zweigleisig denken: „Die Jungs befinden sich in einer ganz spannenden Phase in ihrem Leben mit Schule, Ausbildung, Studium, erster Freundin. Sich ganz allein auf den Fußball zu fokussieren, kann den Blick aufs Wesentliche nehmen.“

Dabei würden Beispiele wie der Hype um BVB-Wunderkind Youssoufa Moukoko den Spielern eher schaden. „Wenn die Jungs so ein Talent sehen, fangen sie an zu zweifeln. Doch Moukoko ist einer unter einer Million, man muss das in Relation sehen. Es muss nicht immer höher, schneller, weiter gehen.“ Mehr an den Stärken arbeiten, als ausschließlich die Schwächen abzubauen, so lautet deshalb die Devise von Schwierske.

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Neben der Persönlichkeitsentwicklung verfolgt Schwierske aber natürlich auch sportliche Ziele. In einer Saison, in der kein NLZ-Team in der Niederrheinliga spielen wird. „Wenn wir alle ans Maximum kommen, muss man auch mal so forsch sein und sagen, es ist ein gutes Jahr, um nach oben zu schielen“, so die Ansage des Arminia-Trainers, der aber genau weiß, dass Team wie der TSV Meerbusch, der KFC Uerdingen oder der VfR Fischeln ähnlich denken. „Und gerade deshalb glaube ich, steht uns eine sehr spannende Saison bevor.“