Oberhausen. Auf den neuen Trainer der A-Junioren von RWO wartet eine Menge Arbeit. Doch Markus Kaya freut sich auf die neue Aufgabe an alter Wirkungsstätte.
18. Mai 2008, 36. Spieltag der Regionalliga Nord: Rot-Weiß Oberhausen muss beim SV Babelsberg antreten. Gerade hat Jens Robben das 1:0 für die Oberhausener erzielt, als nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff den Kleeblättern ein Freistoß auf Höhe der Mittellinie zugesprochen wird. Nachdem es von Dimitrios Pappas einen Zuruf Richtung Markus Kaya gibt, peilt dieser den Ball kurz an und haut ihn aus knapp 50 Metern in die Maschen. Nachdem Kaya kurz darauf unter den Jubelstürmen seiner Mitspieler buchstäblich begraben wird, gewinnt RWO das Spiel letztlich mit 4:1. Ein Meilenstein auf den Weg zum späteren Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Nun, knapp neun Jahre nach seinem letzten Spiel für die Rot-Weißen ist Markus Kaya an die Lindnerstraße zurückgekehrt, wo er die A-Jugend übernommen hat. „Ich freue mich wahnsinnig auf diese Aufgabe. Es ist genau der Schritt, den ich gehen wollte: als Cheftrainer ein Team übernehmen, das ich ständig weiter entwickeln kann.“ Dabei weiß der 40-Jährige genau, dass diese Entwicklung gerade erst begonnen hat und durch die Corona-Krise auch nicht in dem Tempo vonstatten gehen kann, wie in normalen Zeiten.
„Mein Telefon ist derzeit nur selten still“
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„Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns. Mein Telefon ist derzeit nur selten still“, ist Kaya gerade fleißig dabei, den Kader für die kommende Saison aufzubauen. Dabei ist ein Stamm aus drei Torhütern, zehn Spielern aus der abgebrochenen letzten Saison und zwei fest eingeplanten U17-Spielern bereits vorhanden. Vier weitere Spieler stehen kurz vor einer Unterschrift. „Ich werde mir jetzt am Wochenende noch weitere Spieler aus unserer U17 anschauen, und so wird dann Stück für Stück eine hoffentlich schlagkräftige Truppe zusammengestellt.“
Gemeinsam trainiert wird derweil auch schon, alles aber unter der Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln. „Das findet alles noch im sehr kleinen Umfang statt, kein Vergleich zu normalen Einheiten. Aber man merkt den Jungs einfach an, dass sie wieder Lust zu kicken haben.“ Dass durch die Corona-Krise die Entwicklung der Spieler gelitten hat, davon will Kaya aber nicht sprechen. „Natürlich hat jetzt über Wochen die Spielpraxis gefehlt, aber auch das werden wir bald alles nachholen. Zudem sind wir ja nicht der einzige Verein, der da im Rückstand ist.“
„Jede Saison ist anders“
Die Ende Mai abgebrochene U-19-Bundesliga-Saison hatten die Rot-Weißen unter der Regie von Dimi Pappas und Benjamin Weigelt auf einem respektablen achten Rang beendet. Überhaupt hatten sich die Jungkleeblätter in den vergangenen drei Jahren einen festen Platz in der Eliteklasse erarbeitet und waren nur selten in ernsthafte Abstiegssorgen geraten. Ein Weg, den auch Kaya weiter bestreiten möchte. „Jede Saison ist anders und gerade weil wir erst am Anfang stehen, ist es für Prognosen noch zu früh. Aber natürlich will ich die gute Arbeit der Vergangenheit fortsetzten.“
147 Spiele für die Kleeblätter absolviert
In seinen fünf Jahren bei Rot-Weiß Oberhausen erzielte Markus Kaya in insgesamt 147 Partien 26 Tore. Für seinen Weitschuss-Treffer gegen den SV Babelsberg im Mai 2008 erhielt der Mittelfeldstratege die Medaille für das Tor des Monats der ARD-Sportschau. 2007 war Kaya von der SSVg Velbert nach Oberhausen gewechselt. Er folgte damit Trainer Hans-Günter Bruns, der RWO schließlich zum doppelten Aufstieg führen sollte.
In den vergangenen Jahren war Kaya im Rahmen der NRW-Traditionsmasters in Mülheim gleich mehrmals auf seine RWO-Kollegen getroffen. Beim Budenzauber hatte er im Trikot seines Jugendvereins Schalke 04 gespielt, dem er auch weiterhin treu bleiben möchte. „Nein, auf dieser Position gibt es keinen Wechsel zu RWO“, so Kaya mit einem Lachen, der bis vor kurzem noch in Diensten der Knappenschmiede tätig war.
Dies bedeutet, so schnell wie möglich die Klasse zu sichern und die Spieler an den Seniorenbereich heranzuführen. „Das ist ja quasi der letzte Schritt vor dem großen Ziel. Da kommt es oft auf Kleinigkeiten an“, weiß Kaya, der dies gemeinsam mit seinem „Co“ René Lewejohann angehen will, der zuletzt beim Oberligisten Hammer SpVg in der Verantwortung stand.
Im ständigen Austausch mit Dimi Pappas
Wobei der gebürtige Berliner das Wort „Co“ nicht so gerne in den Mund nimmt. „Also vom einfachen Hütchenaufsteller ist René meilenweit entfernt. Er war mein Wunschkandidat und wird mir gleichberechtigt mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das war mir von Anfang an sehr wichtig.“
Dass auch der Austausch mit dem Cheftrainer der Regionalliga-Mannschaft Dimi Pappas und Mike Terranova, Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, sehr eng sein wird, dürfte nicht zuletzt aufgrund der gemeinsamen Erlebnisse auf dem Fußballrasen niemanden verwundern. „Der Kontakt zwischen Terra und Dimi war ja immer sehr eng. Besonders mit Dimi, mit dem ich nicht nur zusammenarbeite, sondern auch praktisch Tür an Tür lebe. Jetzt wird sich halt noch mehr über Fußball unterhalten.“