Oberhausen. Der Abbruch in der Regionalliga hat praktische keine Auswirkungen bei RWO. Finanzen und Zuschauer sind mehr von der Corona-Verordnung abhängig.

„Es ändert sich ja nichts.“ RWO-Präsident Hajo Sommers kommentiert den Abbruch der Regionalliga- Saison nach dem Außerordentlichen Verbandstag des Westdeutschen Fußballverbandes lakonisch. „Es ist genau das eingetreten, was ein kluger Vereinspräsident schon am 18. März gesagt hat.“ (Anm. d. Red.: er selbst). 114 von 118 Delegierten hatten für diese überfällige Entscheidung plädiert, die dem Verband vor allem Rechtssicherheit verschafft.

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Der SC Verl geht in die Aufstiegsrelegation. Absteiger gibt es nicht, weil der Verband mögliche Regress-Verfahren damit umgehen kann. Bereits vor Wochen hatten sich 16 Regionalligisten für den Abbruch ausgesprochen.

Drei Monate verschenkt

RWO hatte diese Entwicklung tatsächlich vor bereits drei Monaten erkannt und genau diese Entscheidung eingefordert. Sommers bemängelt, dass den Vereinen durch diese Phase des Stillstandes viel Zeit zum Planen genommen wurde.

Der Beginn der neuen Saison ist für das erste September-Wochenende vorgesehen. Die scheinbare Planungssicherheit jedoch trügt gewaltig. Denn Verband und Vereine können nur mit dem arbeiten, was die Infektionslage und die daraus folgenden Vorschriften für den Spielbetrieb bedeuten. Am 1. Juli gibt es eine neue Corona-Schutzverordnung, die sicherlich die Fallzahlen in Gütersloh berücksichtigen muss. Dennoch gilt weiter: Sommers wie sein Essener Kollege Marcus Uhlig sind vehement gegen Geisterspiele, da allein Zuschauer in der Regionalliga Umsätze bescheren.

Keine Geisterspiele

Sommers zur möglichen Entwicklung mit Saisonbeginn (wann auch immer): „In unseren Verbandsstatuten steht, dass Geisterspiele kein Thema sind. Da sind sich alle Regionalligisten einig. Jetzt müssen wir uns gedulden und abwarten, was die Politik entscheidet und was das für den Sport bedeutet. Klar ist, dass wir im September kein Derby gegen Rot-Weiss Essen vor 14.000 Zuschauern bestreiten werden.“

Problem Dauerkarten

Daher haben sich Sommers und seine Vorstandskollegen ein Hygienekonzept überlegt, wie im Stadion vor Zuschauern gespielt werden könnte. Damit wird der Verein in der kommenden Woche an die Stadt herantreten und diesen Plan von Verwaltung und Krisenstab prüfen lassen. Sommers: „Es ist völlig unklar, ob Stehplatz-Belegung überhaupt erlaubt ist.“ Wie sind die Sitzplätze zu belegen?“

Er hofft, dass sich in den Sommerferien nichts an der Infektionslage ändert und der Club dann mit verlässlichen Daten Richtung September arbeiten kann.

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„Denn unser Problem ist hauptsächlich der Dauerkartenverkauf. Wie viele personalisierte Dauertickets dürfen wir verkaufen? Das ist für unsere finanzielle Lage eine elementare Frage, das ist unsere Liquiditätsplanung. Ich hoffe, dass die Stadt schnell Antworten geben kann. Wir werden die Zeit parallel dazu nutzen, noch 30, 40 offene Sponsoren abzuklappern, um nachzuhören, ob sie weiter machen wollen. Auch hier wären Fakten eine große Hilfe.“

Wie groß wird die neue Regionalliga?

Das sind die Felder, die der Vorstand beackert, die Sportliche Leitung stellt derweil die Mannschaft für die kommende Saison zusammen, wann immer die auch beginnen mag. Patrick Bauder zum Abbruch der Saison: „Dem Verband ist kein Vorwurf zu machen. Er mussten so handeln, um sich rechtlich abzusichern. Es war klar, dass diese Entscheidung fällt.“

Wichtig ist für ihn vor allem, wie groß die Liga wird. Gerüchteweise denkt Haltern über einen Rückzug nach, wer kommt aus der Dritten Liga neben Münster noch herunter? „Ungeachtet dessen, es wird eine große Herausforderung. Die vielen Spiele erfordern eine genaue Trainingssteuerung. Ich prognostiziere, dass es bei der zu erwartenden Belastung deutlich mehr Verletzungen als bisher geben wird. Die Spiele werden einfach durchgepeitscht.“

In intensiven Gesprächen befindet sich Bauder mit Philipp Eggersglüß, Dominik Reinert und Cihan Özkara, deren Verträge ausgelaufen sind. Für die Innenverteidigung haben sich die Kleeblätter einen gestandenen sowie einen jungen Spieler ausgeschaut. Namen nennt Bauder nicht. Für die Sechserposition sieht er Rot-Weiß mit Bastian Müller und Kofi Twumasi gut aufgestellt. Jerome Propheter könnte hinten zentral oder auch davor spielen. Für die Außenbahnen beginnt die konkrete Suche jetzt. „Der Markt war wegen der ausgesetzten Saison bisher sehr ruhig. Wir haben noch genug Zeit“, bleibt er gelassen.

Ohne Zuschauer: RWO kann Insolvenz drohen

Das ist Sommers angesichts der Doppelbelastung als Chef des Ebertbades und des Fußballvereins RWO erstaunlicherweise auch. Für das Ebertbad gilt: „Wenn ich nur vor 100 Leuten spielen darf, geht das nicht. Wenn die Stadt sagt, 250 könnten gehen, geht es bei mir hoch verschuldet weiter.“ Auf den Verein gemünzt sagt er: „Wenn wir bis zum Jahresende gar keine Fans reinlassen dürften, dann könnten wir die kommende Saison sowieso abblasen.“

Das wäre die Insolvenz, im günstigesten Fall noch die selbstverwaltete, in die sich aktuell der Drittligist 1. FC Kaiserlautern geflüchtet hat. Sommers: „Das würde für RWO bedeuten, dass der Jugendbereich weiter laufen kann.“

Fan-Container und Rebellion Oberhausen: 10.000 Euro an den Verein gespendet

Vertreter des Fanclubs „Rebellion Oberhausen“ haben dem Regionalligisten RWO eine Spende von 10.000 Euro übergeben. Möglich gemacht hat das die Kleeblätter-Retter-Shirt-2.0-Aktion, die das Team des RWO-Fancontainers ins Leben gerufen und abgewickelt hat.

Allein durch den Verkauf der Shirts und separater Spenden einiger RWO-Sympathisanten wurden 7500 Euro erwirtschaftet, 715 Shirts dabei verkauft.

Die Summe wurde durch den Fanclub Rebellion im Nachgang auf 10.000 Euro aufgestockt und an den Verein übergeben. „Wir haben es probiert und sind stolz, wie eng die RWO-Familie auch in schlechten Zeiten zusammenstehen kann“, sagt Mitorganisator Manuel Everbeck und ergänzt: „Es war ein gehöriger Aufwand, den unsere Jungs für die Beantwortung der Mails, das Nachhalten der Käufe, die postalische und vor allem persönliche Zustellung innerhalb Oberhausens zur Kostenminimierung und schlussendlich den ‚Drive in‘ am Stadion investiert haben, um das bestmögliche Ergebnis herauszuholen. Wir sind froh, dass so eine große Summe zusammen gekommen ist und wir dem Verein helfen können.“

RWO-Präsident Hajo Sommers: „Das ist ein echter Hammer! Wenn man weiß, wieviel Schweiß und Herzblut man in so eine Aktion stecken muss, bis sie fruchtet, kann man den Einsatz aller Beteiligten nicht hoch genug hängen. Ich ziehe meinen Hut und danke allen.“ RWO ist stolz, so treue Fans zu haben.

Für diejenigen, die ihr Shirt noch nicht abholen konnten und dieses vor dem ersten Spieltag erhalten wollen: Nachricht an info.fancontainer@online.de oder via Facebook an Fancontainer Oberhausen.