Mülheim. SV Heißens Carolin Härling spielte in der Bundesliga für Lok Leipzig und den MSV Duisburg. Wie ein Fotograf zu einem Wechsel verhalf.
Ab und an gebe es doch Tage, in denen sich Wehmut breitmache, gibt Carolin-Sophie Härling zu. „Natürlich gibt es Momente, in denen ich traurig bin, wenn ich ins Stadion gehe, zugucke, und alle noch kenne, aber weiß, dass ich nicht mehr dazugehöre“, so die 33-jährige Fußballerin. „Aber“, sagt Härling, „aufgrund des Alters und der beruflichen Veränderung war es sinnvoll, kürzer zu treten.“
Machte Härling einst 40 Partien in der Bundesliga für Lokomotive Leipzig und den MSV Duisburg, spielt sie heute für den SV Heißen in Mülheim in der Niederrheinliga. Natürlich sei das etwas ganz anderes als früher.
„In der Bundesliga hast du eine viel engere Bindung zum Team und Verein, bist 24 Stunden, sieben Tage in der Woche zusammen, hast jeden Tag Training, fährst durch ganz Deutschland, spielst gegen die besten Fußballerinnen“, sagt Härling.
Aber die Entscheidung, 2023 vom VfL Bochum zum SV Heißen zu wechseln, habe sie völlig bewusst getroffen und auch nie bereut: „Es ist keine Bauernliga, aber auch kein Leistungssport. Vom Niveau her ist es okay, vom Spaßfaktor und dem Aufwand sehr gut“, so Härling lachend.
Bei Carolin Härlings erstem Bundesligaspiel traf Alexandra Popp gegen sie
Sie sei glücklich beim aktuellen Tabellenachten der Niederrheinliga. „Ich bin happy, alles passt. Man kann auch mal ein Wochenende wegfahren und hat nicht die vertraglichen Verpflichtungen. Ich hatte auch Angebote aus der Schweiz, aber ich trainiere in Duisburg beim ETuS Bissingheim noch eine Kindermannschaft. Das müsste man dann wieder aufgeben und beruflich kürzertreten, das möchte ich nicht“, sagt Härling, die daher auch schon ihre Zusage für die kommende Saison in Heißen gegeben hat und sich im südlichen Ruhrgebiet ihren neuen Lebensmittelpunkt aufgebaut hat.
Auch interessant
Denn Härling kommt eigentlich aus Leipzig und machte deshalb auch dort ihre ersten Schritte im Profifußball. Nachdem sie in der Regionalliga beim Leipziger FC spielte, ging es zum großen FC Lokomotive. Härling spielte erst in der zweiten Liga, dann in der 1. Bundesliga. Ihr Debüt in der Beletage gab sie am 21. August 2011 gegen den FCR Duisburg – Endstand 1:2, Torschützung für den FCR: Alexandra Popp.
„Ich habe damals eine sehr gute Leistung abgeliefert, wodurch ich in den Strudel reingekommen bin. Das war schon etwas Besonderes. Oder auch die Spiele gegen den VfL Wolfsburg oder später Bayern München, denen wir ein 2:2 ablocken konnten“, erinnert sich Härling.
Ein Fotograf verhalt zum Wechsel aus Leipzig ins Ruhrgebiet
Trotz ordentlicher Leistungen ging es für sie zunächst nach nur einer Spielzeit als Bundesliga-Torhüterin wieder zurück in die Regionalliga – erst zum SV Eintracht Leipzig-Süd, dann zum 1. FFC Fortuna Dresden. „Ich hatte keine Lust mehr auf das Tor“, gibt Härling unumwunden zu. Schon in der Jugendzeit habe sie eigentlich immer Stürmerin gespielt. Erst am Ende half sie auch im Tor aus. „Ich habe dann immer parallel beide Positionen gespielt,“ sagt sie.
Die Zeit in der Regionalliga – Härling traf in 104 Spielen 67 Mal – sei für sie eher ein Spielen auf Hobbyniveau gewesen. Doch dann erinnerte sich ein Fotograf, der die Torhüterstürmerin in ihrem ersten Bundesligaspiel gegen den FCR Duisburg gesehen hatte, an Härling.
„Er hatte mich angeschrieben, weil der MSV Duisburg eine Torhüterin suchte. So kam ich in Kontakt mit Thomas Gerstner und wurde für beide Positionen zum MSV geholt. Aufgrund der Verletzung von Meike Kämper hat es sich dann so eingependet, dass ich im Tor gespielt habe“, sagt Härling.
Für den MSV Duisburg machte Carolin Härling 20 Bundesliga-Spiele
20 Spiele machte sie in drei Spielzeiten für den MSV in der Bundesliga, der jüngst aus der Bundesliga abgestiegen ist, während andere Ruhrgebiets-Vereine wie Borussia Dortmund und Schalke 04 immer weiter nach oben streben. Härling selbst sieht darin Vor- und Nachteile für den Frauenfußball: „Gerade für junge Spielerinnen ist es cool, gegen Schalke, Dortmund oder RB Leipzig zu spielen. Klar, den kleinen Vereinen wird es dadurch nicht so gut gehen, aber umso mehr Geld in den Frauenfußball fließt, umso mehr gibt es die Möglichkeit, Profifußballerin zu sein und nicht neben noch nebenbei Geld verdienen zu müssen.“
Für sie selbst kommt das aber nicht mehr in Frage. Nach der Zeit beim MSV spielte sie beim VfL Bochum in der Regionalliga und nun in Mülheim. Dort steht sie allerdings nicht mehr im Tor. Das ist das Gebiet von Joana Gutke. Und im Sturm trifft vor allem Julia Kirsten. Härling selbst steht bei fünf Saisontreffern. „Im Tor wollte ich wenn dann nur auf einem hohen Niveau spielen. AKtuell muss ich oft in der Innenverteidigung oder auf der Sechs aushelfen. Da schießt man natürlich nicht so viele Tore“, so Härling lachend.
Mehr zum Amateurfußball in Mülheim
- Top-Elf: Andre Panz wählt einen „ganz verrückten Vogel“
- Bruder ist U23-Nationalspieler: Speldorf holt nächsten Neuen
- 15 Fotos: Frauen des Mülheimer SV gewinnen Verfolger-Duell gegen den TS Rahm II
Weitere Berichte aus dem Lokalsport in Mülheim lesen Sie hier!