Mülheim. 47 Jahre alt ist HSG-Torhüter Tim Justen. Warum er 2015 vor dem Karriereende stand und wann ihm seine Freundin einen Rollator ans Bett stellt.
Beim 26:20-Erfolg der HSG Mülheim/Styrum über den TV Ratingen war Torwart-Routinier Tim Justen der Match-Winner. Warum er mit seinen 47 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt.
Tim Justen blickt mittlerweile auf eine lange Karriere im Handball-Tor zurück. Dabei hatte „Kelly“, den Spitznamen trägt er dank einer früheren Langhaarfrisur, eigentlich mal ganz andere Pläne.
HSG Mülheim/Styrum: Sein harter Wurf brachte ihn ins Tor
Dass er dann zwischen den Pfosten landete, war mehr aus der Not geboren. Denn in der Jugend spielte er noch auf der Mittelposition, war dort sogar sehr erfolgreich und hat es bis in die Niederrheinauswahl geschafft. „Aber dann habe ich unserem Torwart mit meiner Mordsklebe den Finger gebrochen“, erinnert sich Justen schmunzelnd zurück.
Weitere Berichte zum Handball in Mülheim
- 36:28 – HSV Dümpten findet immer die richtigen Antworten
- Entlassener André Fuhr bei MTG-Niederlage in Mülheim dabei
- Drei Tore in 30 Minuten: Heißen verzweifelt an Torhüterin
Also stellte ihn sein Vater, der damals sein Trainer war, einfach ins Tor. „Und das hat offenbar so gut funktioniert, dass ich gar nicht mehr raus wollte“, grinst er. Bis in die Regionalliga zum TV Krefeld-Oppum hat es der Keeper später geschafft.
HSG Mülheim/Styrum: Torwart profitiert von seiner Erfahrung
Mittlerweile in den Diensten des Landesligisten HSG Mülheim/Styrum profitiert Justen vor allem von seiner langjährigen Erfahrung im Tor, von seinem Auge und gutem Stellungsspiel. Auf die Frage, was für ihn einen guten Torhüter ausmacht, sagt er: „Du braucht auch eine gewisse Ausstrahlung und Ruhe. Du kannst da nicht nur Abgehen wie ein HB-Männchen.“ Nicht umsonst ist sein großes sportliches Vorbild die Torwart-Legende Andreas Thiel gewesen. Der Hexer beendete seine Karriere allerdings damals „schon“ mit 40 Jahren.
Ans Aufhören denkt Justen dagegen noch lange nicht. Auch wenn ihm seine Freundin manchmal einen aufblasbaren Rollator neben das Bett stellt, wenn er sich am Montag nach einem anstrengenden Spiel hochquälen muss. „Ich habe immer gesagt, dass ich so lange weitermache, wie ich einer Mannschaft noch helfen kann“, so Justen.
2015 stand die Karriere von Tim Justen auf der Kippe
So zuletzt geschehen am vergangenen Wochenende. Einen Moment gab es aber doch, wo der Torhüter dachte, er müsste seine Schuhe an den Nagel hängen. Das war 2015 nach seiner schweren Knieverletzung beim SC Bottrop. Justen erinnerte sich noch genau an den Moment, als er den Siebenmeter rechts unten hielt, bevor im Knie quasi alle Bänder gerissen sind. „Ich habe auch sofort geweint, weil ich dachte, das war es jetzt.“
Mit dem „Totalschaden“ war Justen 13 Monate außer Gefecht gesetzt. Aber der Keeper erholte sich wieder und überlegte dann nicht lange als Daniel Hellenbrandt anrief, um ihn zur HSG Mülheim (damals noch Verbandsliga) zu holen.
Anfänge beim RSV Mülheim – Hunde kommen mit in die Halle
Seine ersten Schritte auf dem Handballfeld machte Justen übrigens beim ehemaligen RSV Mülheim. Dort, wo auch sein Vater Klaus aktiv war. Handball ist für den Torhüter eben auch ein Familiending. Sein sieben Jahre älterer Bruder Bert hat damals auch schon gespielt. „Also war ich eigentlich schon immer in der Halle und beim Training dabei“, erklärt Justen. Auch später stand er noch mit seinem Bruder gemeinsam auf der Platte, bei der DJK VfR Saarn. Für Justen war das rückblickend mit die schönste Zeit, sagt er.
Die Geselligkeit ist auch das, was Justen an „seinem Sport“ so schätzt. Deswegen verbringt er auch weiterhin einen großen Teil seiner Freizeit in der Halle. Manchmal dürfen sogar auch seine beiden Hundedamen, Waltraut und Hildegart, mit. Am Samstag allerdings zum nächsten Heimspiel der HSG Mülheim/Styrum gegen die DJK Winfried Huttrop (18.30 Uhr, Von-der-Tann-Straße) wird Justen nicht dabei sein.