Mülheim. Der HTC Uhlenhorst ist nicht mehr der Gejagte, sondern der Jäger. Die Gründe für den enttäuschenden Saisonverlauf und wie es jetzt weitergeht:
Nach getaner Arbeit stellten sich alle Spieler und Verantwortlichen des HTC Uhlenhorsts am Samstag zum gemeinsamen Gruppenfoto auf. Dabei soll die mit dem gewonnenen Spiel gegen München abgeschlossene Saison eigentlich gar nicht groß in Erinnerung bleiben. Die Teilnahme an einer Abstiegsrunde gehört nicht zum Selbstverständnis des deutschen Hockeyrekordmeisters. Doch es gibt Gründe.
Mehrere Jahre lang gehörte der HTCU fest zum Repertoire des Final Four um die Deutsche Meisterschaft. Nach der Halbfinal-Teilnahme 2017, den beiden Titeln 2018 und 2019 standen die „Uhlen“ auch in der Corona-Saison 2021 noch einmal im Endspiel – und unterlagen Rot-Weiss Köln mit 0:1.
Doch schon das Viertelfinal-Aus gegen Polo Hamburg im vergangenen Jahr zeigte, dass es für die Mülheimer kein Selbstläufer mehr ist, unter die besten vier zu kommen. Eine schwache Hinrunde kostete ihnen in dieser Spielzeit sogar den Platz unter den besten acht.
Stralkowski beklagt ein Seuchenjahr: Viele personelle Ausfälle
Bei der Analyse darf freilich auch die personelle Situation nicht außen vor gelassen werden. „2022 war ein echtes Seuchenjahr“, meinte auch Trainer Thilo Stralkowski nach dem Sieg gegen München. Beim Viertelfinalaus vor einem Jahr fehlten Kapitän Lukas Windfeder, Stürmer Timm Herzbruch und Mittelfeldspieler Jan Schiffer. Herzbruch verpasste auch die komplette Hinrunde dieser Saison, die die anderen beiden Genannten „nur ganz stückchenweise“ absolvieren konnten, wie es der Coach formuliert. Dazu kam der Abgang von Niklas Bosserhoff nach Hamburg.
„Das sind extrem wichtige Leute, die können wir halt nicht kompensieren“, sagt Stralkowski. Seiner Mannschaft fehlt es letztlich an der Breite, denn die Uhlenhorster haben nicht die Möglichkeiten, in jedem Sommer einen ausländischen Top-Star zu verpflichten.
Auffangen konnten die Mülheimer dies in der Vergangenheit immer dadurch, dass Jahr für Jahr Top-Talente aus dem eigenen Nachwuchs nachrückten. Aber die Zeiten, in denen der HTCU bei den DM-Endspielen der Jugend zeitweise im Dreierpack die Titel abräumte, sind vorbei. In den vergangenen beiden Jahren ging der männliche Nachwuchs der Mülheimer komplett leer aus. Die letzte Meistermannschaft war die männliche A-Jugend 2019.
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Dennoch stützt sich Stralkowskis Hoffnung genau auf die jungen Spieler in seinem Kader. „Wir haben einige Spieler echt gut entwickelt bekommen“, sagt der Coach trotz des unbefriedigenden Saisonergebnisses. Er denkt dabei in erster Linie an Dennis Holthaus, Philipp Noertersheuser oder den erst 17-jährigen Max Stahmann. „Wir haben das Zeug in der Mannschaft, da wieder hinzukommen“, findet Stralkowski mit Blick auf mindestens eine Teilnahme an den Viertelfinal-Playoffs.
„Die Zeiten, wo wir Meister oder Vizemeister werden, sind erstmal vorbei“, weiß aber auch der Coach und sagt: „Wir sind wieder der Jäger und nicht der Gejagte.“ Die deutlich bessere Rückrunde macht Stralkowski dabei Mut. „Wir haben nur ein Spiel verloren beim UHC und einmal unglücklich unentschieden gegen Köln gespielt. Das waren die Dinger, die gefehlt haben“, meinte der Trainer rückblickend.
Er hofft, dass die beiden Neuseeländer Oliver MacIntyre und Harry Miskimmin noch ein weiteres Jahr am Uhlenhorst bleiben. Daneben hofft der Coach auf einen wichtigen Neuzugang aus den eigenen Reihen: Jan Schiffer. „Er ist natürlich unsere zentrale Figur im Mittelfeld“, sagt Stralkowski über den DM-Siegtorschützen von 2018, der nach seiner Kreuzband-Operation alsbald zurückkehren soll. Gleiches gilt für Jonas Seidemann, der zum Masterstudium in England weilt.
Darüber hinaus hofft Stralkowski noch auf einen oder zwei Neuzugänge. „Das werden wie immer keine Top-Weltstars sein. Aber vielleicht kriegen wir noch ein oder zwei junge Spieler“, so der Coach. Ansonsten möchte Stralkowski junge Spieler wie Jannik Enaux oder Alec von Schwerin auf das nächste Level hieven. „Wir wollen weiter unsere eigenen Jungs entwickeln.“
Damit diese in naher bis mittlerer Zukunft wieder neue Erfolgsgeschichten schreiben.
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