Kamp-Lintfort. Nach dem ärgerlichen 20:21 gegen Leipzig in der 2. Handball-Bundesliga schimpft Manager Ulrich Klein: Erwarte vom Team mehr Schlauheit.
Am Tag vor dem Fest wird der Blick auf die Tabelle der 2. Handball-Bundesliga durchaus für Genugtuung beim TuS Lintfort sorgen. Die Handballfrauen um Trainerin Bettina Grenz-Klein liegen bei 16:10 Punkten nach 13 Partien deutlich über dem Soll. Und dennoch gab es nach dem finalen Auftritt des Jahres in der Eyller Sporthalle Frust und Tränen. Die stimmungsvolle Saisonrekordkulisse von 500 Zuschauern hätte ein deutlich besseres Match und vor allem ein schöneres Spielende verdient gehabt. Mit dem Freiwurf in der Schluss-Sekunde von U17-Nationalspielerin Marlene Tucholke aufseiten des HC Leipzig war die Partie für Lintfort mit 20:21 (10:9) allerdings verloren.
TuS Lintfort: Gestohlener Sieg für HC Leipzig
Torfrau Norah Kothen, die mit einer starken Leistung eigentlich den Weg zum Glücksgefühl geebnet zu haben schien, puhlte sich unter Tränen die Tapestreifen von den Ringfingern. Trainerin Bettina Grenz-Klein war indes auf 180. Und das zurecht. Bei Ballbesitz in der Schlussminute und 20:20 hieß offenbar die Vorgabe, die Zeit runterzuspielen und den Lucky Punch zu probieren. Grenz-Klein hatte extra eine Auszeit genommen, um ihr Team auf diesen finalen Plan zu fixieren. Stattdessen gab es einen schnellen Risikopass von Pia Kühn an den Kreis, den Leipzig zum eigenen Ballbesitz und zur unverhofften Spielwende zu nutzen wusste. Die Gäste hatten nur bei 1:0 und eben bei 21:20 geführt. Viel glücklicher geht ein „gestohlener“ Sieg kaum.
„Wenn Ansagen nicht umgesetzt werden, bin ich raus“, zürnte TuS-Trainerin Grenz-Klein, während die Gäste auf dem Spielfeld tanzten. Dabei hatte Grenz-Klein sicher nicht nur den letzten Lintforter Angriff im Blick. Auch davor gab es schon unfassbare Fehler, die in der Endphase bei 18:15 und 19:16 die leicht mögliche Spielentscheidung zugunsten der Gastgeberinnen verhinderten. Linksaußen Lena Heimes, bisher beste TuS-Feldtorschützin der Saison, erwischte einen schwarzen Abend und blieb trotz bester Chancen an der Null in der Statistik kleben.
Rückraum des TuS Lintfort ohne Durchschlagskraft und Ideen
Auch der komplette Rückraum wirkte „langsam und pomadig“, wie Trainerin Grenz-Klein kritisierte. Spielmacherin Maxime Drent leistete sich ungewohnt grobe Fehler, Jule Samplonius biss sich an der Leipziger Abwehr im rechten Rückraum die Zähne aus. Prudence Kinlend passte sich in der Endphase einer gewissen Kopflosigkeit der Nebenleute an. Von der Bank waren Pia Kühn und Sophia Bücker auch keine wirklichen Hilfen. Unter dem Strich blieb eine starke Leistung von Torfrau Norah Kothen und ein beherzter Auftritt von Kreisläuferin Jana Willing übrig. Zu wenig gegen einen schlagbaren Gegner, der ebenfalls Fehler im Dutzend produziert hatte.
Das alles verfolgte auch Manager Ulrich Klein mit einer Portion Säuernis im Magen: „Es war ein ganz schlechtes Spiel von beiden Mannschaften. Unsere Dummheit ist am Ende bitter bestraft worden. Ich muss von Zweitliga-Spielerinnen erwarten können, dass sie sich schlauer anstellen.“ Überzeugungsarbeit können die Lintforterinnen erst im neuen Jahr leisten. Am 6. Januar geht es zum Tabellensiebten Füchse Berlin, ab 2. Januar wird auf ein Erfolgserlebnis in der Hauptstadt aktiv hingearbeitet.
TuS Lintfort mit sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz
TuS-Manager Klein mochte den vorweihnachtlichen Frust beim Team am Donnerstagabend aber auch ein wenig verbal einfangen: „Solch ein schwaches Spiel kann natürlich immer mal passieren. Wir sind bei 16 Punkten derzeit über dem Soll, die Ausbeute hätte ich vor der Saison sofort unterschrieben.“ Bekanntlich steigen in dieser Saison vier Mannschaften ab, vor dem Relegationsplatz zwölf hat Lintfort immerhin schon sechs Punkte Vorsprung.
TuS Lintfort: Kothen (Graef bei zwei Siebenmetern) - Breitbarth (1), Kinlend (7/3), Lupisella, Samplonius (2), Faßbender, Gruner (1), Heimes, Drent (2/1), Muilenburg, Kühn (3), Willing (4), Bücker.