Kamp-Lintfort. Bettina Grenz-Klein hat bei TuS Lintfort viel erlebt. Wieso sie dem Klub die Treue hielt – und welche Spielerinnen sie am meisten schätzt.

Es ist eine tiefe Verbundenheit, eine echte Herzensangelegenheit: Bettina Grenz-Klein und „ihr“ TuS Lintfort gehören irgendwie einfach zusammen. Die Vollbluthandballerin war zu ihrer aktiven Zeit eine echte Torjägerin, ehe sie die Seiten wechselte und nun schon seit mehr als zwei Jahrzehnten als Trainerin den Taktstock schwingt. Die 57-jährige Diplom-Verwaltungswirtin beim Sportamt der Stadt Kamp-Lintfort hat nun ihren Vertrag bei den erfolgsorientierten ortsansässigen Zweitliga-Handballerinnen um ein weiteres Jahr verlängert. Für Bettina Grenz-Klein beginnt dann ab dem kommenden Sommer ihre mittlerweile 23. Saison als Chefin. Die Redaktion sprach mit der nimmermüden Trainerin über die Beweggründe zu verlängern und einiges mehr.

Frau Grenz-Klein: Wie muss man sich die Vertragsgespräche im Hause Klein vorstellen. Sitzen Sie mit Ehemann und Manager Ulrich Klein am Frühstückstisch, schauen sich in die Augen und die Verlängerung ist fix? Oder ist es doch ein längerer Prozess bis zum Ja?

Bettina Grenz-Klein: Eigentlich ist es relativ einfach, und wir kommen schnell auf dem Punkt. Der Trainerjob ist ja mein Ding und in dieser Aufgabe gehe ich zu einhundert Prozent auf. Aber so einfach ist es dann auch wiederum nicht, denn damit es beim TuS Lintfort läuft, gehört noch jede Menge anderer Arbeit dazu.

Jubeln natürlich erlaubt: Trainerin Bettina Grenz-Klein (Mitte) an der Bank beim Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 im September.
Jubeln natürlich erlaubt: Trainerin Bettina Grenz-Klein (Mitte) an der Bank beim Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 im September. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Haben Sie denn wirklich schon einmal ernsthaft darüber nachgedacht, den TuS Lintfort zu verlassen und ein anders Engagement anzunehmen?

Nicht wirklich. Ich habe beim TuS Lintfort alles, um erfolgreich zu arbeiten. Und welche Zweitliga-Trainerin kann schon von sich behaupten, dass sie mit dem Fahrrad zum Training fährt. Ich bin zudem eine absolute Vereinsmeierin, fühlte mich hier in Kamp-Lintfort wohl und heimisch.

Gab es denn überhaupt schon einmal eine Anfrage. Oder ist selbst ein Anruf strikt verboten?

Ich kann mich nicht erinnern. Aber meine Antwort wäre wohl klar

Was reizt Sie so am Trainerjob?

Es ist jedes Jahr etwas Neues. Ich kann gestalten, mich weiterentwickeln, bekomme von unserem Trainerstab immer neuen Input – und ganz wichtig: ich kann mit Menschen zusammenarbeiten. Ein weiterer und auch sicher sehr schöner Aspekt ist dann, gerade die tolle Atmosphäre in der Eyller Sporthalle zu genießen.

Nachdenklich, wenn es auf dem Parkett für den TuS Lintfort mal nicht so läuft: Bettina Grenz-Klein.
Nachdenklich, wenn es auf dem Parkett für den TuS Lintfort mal nicht so läuft: Bettina Grenz-Klein. © FUNKE Foto Services | Rüdiger Bechhaus

Sind in Ihrer langen Karriere besondere Momente hängen geblieben?

Es sind so viele. Vielleicht die wichtigen Aufstiegsspiele gegen Gröbenzell oder als gegen Haunstetten die Eyller-Halle rappelvoll war. Aber auch das Auswärtsspiel in Berlin, als wir nur mit acht Spielerinnen in die Bundeshauptstadt angereist waren und uns einen Punkt erkämpft haben.

„Unsere Holländerinnen waren stets das Salz in der Suppe“

Welche Spielerinnen aus den vergangenen 20 Jahren haben einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen?

Auch das waren so viele, deshalb ist es nicht einfach nur ein paar Namen zu nennen. Aber sicherlich gehören Andrea Glasmacher, Ute Hohmann, Caroline Mook, Nicole Hillig oder auch Vanessa Dings dazu. Aber wir hatten auch immer ein Riesenglück mit unseren niederländischen Spielerinnen wie beispielsweise Eefje Huijsmans oder Tatjana van den Broek. Unsere Holländerinnen waren stets auf ihre ganz besondere Art und Weise das Salz in der Suppe.

Haben Sie irgendwelche Rituale vor einem Spiel?

Eigentlich nicht. Ich brauche nur kurz vor dem Spiel meine Ruhe, um mich mental einzustellen, ganz im Gegenteil zu dem Mädels, bei denen die Musik nicht laut genug sein kann.

Lagebesprechung: Trainerin Bettina Grenz-Klein im Kreise ihrer Mannschaft.
Lagebesprechung: Trainerin Bettina Grenz-Klein im Kreise ihrer Mannschaft. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Was bringt Sie auf die Palme?

Nicht so viel. Ich bin halt ruhiger geworden (lacht). Mich stört aber mangelnder Einsatz oder sich einfach in sein Schicksal zu ergeben und nicht zu kämpfen.

Wie wichtig ist, dass die Familie mitzieht?

Familie ist das wichtigste überhaupt. Ohne deren Rückhalt und die Unterstützung meines Mannes, meiner Kinder, meiner Mutter und Schwiegermutter hätte ich den Trainerjob so nicht ausüben können.

Handball-WM: Mehr als das Viertelfinale ist nicht drin

Zur Zeit läuft die Handball-Weltmeisterschaft der Frauen. Ihre Einschätzung zur deutschen Mannschaft: Wo landet das Team in der Endabrechnung?

Jedes Mal wird die Euphorie seitens des Verbandes hochgeschraubt. Ich denke, wir sind aber noch ein ganzes Stück von der Weltspitze entfernt. Eventuell setzt der neue Trainer neue Kräfte frei. Wir werden das Viertelfinale erreichen – mehr ist meiner Meinung nach nicht drin.

Die Weihnachtszeit läuft auf vollen Touren. Haben Sie schon ihren Wunschzettel geschrieben?

Ach nein. Bei uns läuft alles ganz normal ab, zwar oft auf dem letzten Drücker, aber wir haben bislang immer alles hinbekommen. Zwischen den Tagen wünsche ich mir allerdings ein bisschen Ruhe, dass eine oder andere Erstliga-Spiel von Metzingen mit meiner Tochter Naina anzuschauen und eventuell ein paar Ausflüge machen.

Wenn Sie jetzt in die Glaskugel schauen. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Schwer zu sagen. Aber Ich könnte mir schon vorstellen auch in fünf Jahren noch als Trainerin zu arbeiten. Aber das ist noch so weit weg.