Kamp-Lintfort. Drei Wochen vor dem Start der 2. Handball-Bundesliga muss sich das Frauenteam des TuS Lintfort nach gravierenden Personalwechseln noch finden.
Die Blicke richten sich mittlerweile wieder klar in die Zukunft – fokussiert und wie immer voll konzentriert. Die Zweitliga-Handballerinnen des TuS Lintfort wollen in der kommenden Saison erneut überwiegend positive Schlagzeilen schreiben. Auch wenn die vergangene Meisterschaft, die wegen der Corona-Krise bekanntlich vorzeitig abgebrochen wurde, einige Narben und eine große Portion Wehmut hinterlassen hat. Der Verein befand sich immerhin auf direktem Weg, die beste Platzierung in der Zweitliga-Historie einzufahren.
Die Erwartungshaltung sollte deshalb nicht zu hoch angesetzt werden. Cheftrainerin Bettina Grenz-Klein und ihr Co-Trainer David von Essen müssen zwar nicht ganz von vorne anfangen, aber das Personalkarussell hat sich doch mächtig gedreht. Sechs Leistungsträgerinnen stehen nicht mehr zur Verfügung (siehe Box),. Fünf Neuzugänge versuchen, künftig die Lücken zu schließen.
Eva Legermann ist neue Kapitänin beim TuS Lintfort
Das große Plus war in der Vergangenheit immer der Teamgeist, die gute Laufarbeit und die dazugehörige Disziplin. Die Mannschaft hat von all diesen Faktoren extrem profitiert und ist konsequent ihren Weg gegangen. Die Truppe muss sich jetzt allerdings neu aufstellen, sich finden, einspielen und wichtige neue Hierarchien aufbauen.
„In der Liga hat sich zum Vergleich der Vorsaison einiges getan“, betont TuS-Trainerin Bettina Grenz-Klein. „Etliche Vereine, wie wir auch, haben Stammkräfte verloren. Daher ist das Leistungsniveau nur schwer einzuschätzen. Ich denke, Berlin und Zwickau werden vorangehen, dahinter kommt ein ganz breites Teilnehmerfeld. Hoffentlich mit uns. Für meine Mannschaft zählt einzig der Klassenerhalt.“
Die Vorbereitung verlief bisher überraschend positiv. Die Auftritte und die Ergebnisse waren vielversprechend, so dass der Verein zwar nicht entspannt, aber relativ ruhig dem Saisonstart entgegenfiebern kann. Doch die ersten richtigen Drucksituationen stellen sich bekanntlich erst mit dem Anpfiff der ersten Zweitliga-Partie in Nürtingen am 13. September ein.
Lintforter Defensive ist in der 6:0-Deckung stark
Lintfort ist darauf angewiesen, dass die Mannschaft ihre kämpferischen Tugenden in den Vordergrund rückt. Und diese Ausrichtung soll sich insbesondere in der Defensive widerspiegeln. Das Team kann seine vorhandenen Stärken am Besten in einer defensiven 6:0-Deckung ausleben. Die Spielerinnen können im Verbund demnach schnell aufkommende Gefahren erkennen, Lücken schließen und Räume zustellen. Die läuferischen Fähigkeiten müssen zudem stimmen, ebenso wie eine gewisse Grundhärte im Zweikampfverhalten.
Eva Legermann, die neue Kapitänin, übernimmt dabei wie in der Vergangenheit eine Schlüsselposition. Ihr Einsatz, ihre Motivation, ihre Laufbereitschaft waren bisher immer überragend. Sie geht als großes Vorbild stets voran. Aber die Mannschaft wird dennoch nur Erfolg haben, wenn das gesamte Kollektiv sticht. Alle Spielerinnen sind wichtig – Jana Willing und Naina Klein sollen beispielsweise den Verband aus dem Zentrum heraus organisieren. „Wir haben zwar eine defensive Grundformation, wollen aber dennoch versuchen, unsere Gegner in Teilen offensiv und aggressiv anzugehen“, so Bettina Grenz-Klein.
Prudence Kinlend wird vorn immer wertvoller
Im Angriff wird es ungleich schwieriger, sich zu behaupten. Die Mannschaft benötigt aufgrund der vielen Neuzugänge einfach noch mehr Zeit, um die Abläufe wie die Automatismen besser zu verinnerlichen und sicher abzuspulen. Die Spielerinnen sollten im selben Takt schlagen, der vorgegebenen Marschroute ihrer Trainer vertrauen.
Gleichwohl: Die individuellen Fähigkeiten, wie das Gespür für die Situation, dürfen dabei aber nicht verloren gehen. Die Vorbereitung hat bislang gezeigt, dass gerade Prudence Kinlend für die Offensive immer wertvoller wird, sie ihre Rolle nach Startschwierigkeiten immer besser interpretiert.
„In unseren Auftritten gibt es nach wie vor noch Stolpersteine. Aber ich sehe uns auf einem guten Weg“, beschließt Trainerin Bettina Grenz-Klein.
Das sind die fünf Neuzugänge
Der TuS Lintfort hat sich für die kommende Saison 2020/21 mit fünf Neuzugängen verstärkt. Hier eine kurze Einschätzung von Trainerin Bettina Grenz-Klein zu den neuen Spielerinnen.
Yara ten Holte (Tor/Sercodak Dalfsen): „Yara verfügt über reichlich Talent. Nicht umsonst besitzt sie ein Zweifachspielrecht für den Bundesligisten Borussia Dortmund. Yara kann zudem das Spiel schnell machen, mit raumgreifenden, sicheren Pässen beim Gegenstoß. Yara bringt einfach einen neuen, anderen Input in unser Torhüterspiel.“
Jule Samplonius (Rückraum/TV Aldekerk): „Jule ist das Küken im Team. Sie kniet sich voll rein, muss aber noch viel lernen und unterliegt logischerweise Leistungsschwankungen. Aber Jule hat einen richtigen ,Hammer’ im Arm, weiß sich gerade im Spiel Eins-gegen-Eins gekonnt durchzusetzen.“
Hannah Haase (Mitte/Fortuna Köln): „Hannah wird unser Angriffsspiel aufgrund ihrer enormen Schnelligkeit beleben. Sie soll als Spielmacherin die Mannschaft führen, hat ihre eigenen Vorzüge allerdings im individuellen Bereich, ist unglaublich wendig, sehr durchsetzungsstark und torgefährlich.“
Dana Gruner (Linksaußen/Rechtsaußen/HSV Solingen/Gräfrath): „Dana ist auf beiden Außenpositionen einsetzbar. Ihre Flexibilität ist ihre Stärke. Sie hat sich bislang gut integriert, hat eine clevere Art, beispielsweise mit überraschenden Pässen, sich im Spiel zu präsentieren.“
Andra Lucas (Rechtsaußen/SG Kirchhof): „Andra ist jung und wird sich bei uns in Zukunft noch weiterentwickeln. Sie hat eine gute Einstellung zum Sport, ist bei jeder Trainingseinheit eifrig dabei. Andra hat einen guten Zug zum Tor, eine konsequente Rücklaufmoral und ist eine solide Deckungsspielerin.“