Moers. Vor dem Kreispokalfinale gegen den SV Sonsbeck spricht Nico Frömmgen, Kapitän des SV Scherpenberg, über die Lage beim Fußball-Landesligisten.
Nico Frömmgens Spiel merkt man an, dass da in der Scherpenberger Abwehrkette jemand mit einem feinen Füßchen mitmischt. Präzise Pässe, stramme Schüsse, eine gute Übersicht sind eigentlich eher einem Spielmacher zuzuschreiben. Der 27-jährige Innenverteidiger war als Jugendfußballer tatsächlich erst einmal in der Offensive unterwegs. Beim FC Schalke 04 im C-Juniorenbereich, wo Frömmgen mit späteren Profis wie Julian Draxler (Paris Saint-Germain) oder Kerem Demirbay (Bayer Leverkusen) zusammenspielte, ließ sich das Talent dann auf Verteidiger umschulen. Noch heute hält es Nico Frömmgen, wenn es um die Fußball-Leidenschaft geht, mit den Königsblauen. Auch wenn sich die Hoffnungen auf eine Profikarriere nach dem Wechsel zu den B-Junioren des 1. FC Kleve in die Niederrheinliga früh zerstoben hatten. Hier das Interview mit dem Scherpenberger Kapitän vor dem Kreispokalfinale am Sonntag (15 Uhr, Platzanlage des SV Menzelen) gegen den Landesliga-Konkurrenten SV Sonsbeck.
Herr Frömmgen, Ihr Spielvermögen als Defensivmann würde sicher mehr als nur Landesliga mit Scherpenberg hergeben, oder?
Nico Frömmgen: (schmunzelt) Ich weiß, dass ich höher spielen könnte. Im Moment ist aber alles so gut für mich, wie es ist.
Könnte nicht das Scherpenberger Ziel sein, angesichts einiger vielversprechender Zugänge auch mal die Oberliga anzupeilen?
Wir sollten realistisch bleiben. Andere Teams wie Fichte Lintfort oder die SV Hönnepel-Niedermörmter haben sich gut verstärkt. Was mir aber auch gefällt. Es hebt das Niveau der Landesliga, wenn es starke Zugänge aus höheren Spielklassen bei den Konkurrenten gibt.
In der Vorbereitung hat sich gezeigt, dass es bei zwölf Zugängen dauert, eine Mannschaft zügig zu finden, oder?
Wir sind gut beraten, als Ziel eine ruhige Saison auszurufen. Es gab in der vergangenen Spielzeit viel Unruhe im Team. Es war die richtige Maßnahme, auf der Trainerposition im November die Reißleine zu ziehen. Die fünf Siege am Stück und Platz vier bis zum Saisonabbruch haben das ja dann schnell gezeigt.
„Am Ende ist das Wort des Trainers Gesetz“
Es gab nicht nur den Wechsel von Abdassamad Sallay zu Ralf Gemmer auf der Trainerposition. Ein Dutzend neuer Spieler macht es durchaus schwer, den SVS einzuschätzen.
Die Stimmung intern ist sehr gut, es gibt keine Grüppchenbildung. Ralf Gemmer hat mit seinem Einstieg im Winter für Stabilität gesorgt. Er ist sehr menschlich, kann Dinge gut vermitteln, redet mit allen. Er kann aber auch auf den Tisch hauen. Am Ende ist das Wort des Trainers Gesetz, an das sich die Spieler zu halten haben. Dazu muss der Trainer die Mannschaft auch sportlich formen. Diesen Prozess durchlaufen wir gerade.
Als Kapitän kommt Ihnen da auch eine besondere Rolle zu.
Das stimmt. Das Amt ist für mich eine Wertschätzung, die ich vom Trainer bekommen habe. Ich gehe als Kapitän im Team voran, versuche positiv zu sein und immer Hilfestellung zu geben. Ein schlechter Tag kommt im Fußball vor, das weiß ich natürlich auch bei allem Ehrgeiz, immer gewinnen zu wollen. Nur: Laufen kann jeder. Das muss immer die Mindestvoraussetzung im Spiel bei allen sein.
Wir würden Sie Ihren Stil auf dem Platz charakterisieren?
Ich lenke das Geschehen von hinten heraus, deshalb bin ich in der Innenverteidigung eher zu Hause als auf der Außenposition. Ich spiele gern körperbetont, aber immer mit Respekt. Montags müssen schließlich alle Landesliga-Spieler wieder arbeiten gehen.
„Ich sehe gern Sergio Ramos von Real Madrid“
Haben Sie ein Vorbild?
Nicht direkt. Ich sehe aber gern Sergio Ramos von Real Madrid. Auch er geht als Innenverteidiger voran, bestimmt aus der Abwehr heraus das Geschehen und hat seine Mannschaft auch schon so manches Mal mitgerissen in seiner kämpferischen Art.
Die geht bei Sergio Ramos ja oft auch mit einer gewissen Portion Unfairness und Ungeduld einher, wenn es bei Real nicht läuft.
(schmunzelt) Ungeduld ist auch bei mir eine Schwäche.
Wie äußert sich die?
Als wir uns alle in der ersten Choronaphase nach dem Saisonabbruch individuell fit halten mussten mit Läufen beispielsweise, hat das nach relativ kurzer Zeit ganz schön weh getan.
„Wir haben durch den Ascheplatz natürlich Vorteile“
Inwiefern?
Ich bin seit 20 Jahren, als ich bei meinem Heimatverein TuS Haffen-Mehr angefangen habe, ein Mannschaftsspieler. Ich habe es immer gemocht, mit meinen Jungs auf und neben dem Platz zusammen zu sein. Wenn das plötzlich wegfällt über viele Wochen, tut einem das tief innen drin eben weh.
Weh tun ist ein gutes Stichwort: Würden Sie nicht auch gern die Scherpenberger Asche gegen einen Kunstrasen eintauschen?
(lacht) Das wäre schön, auch wenn ich mich an die Asche gewöhnt habe. Wir haben durch den Platz natürlich Vorteile. Manch ein Gegner ist nicht gerade motiviert, wenn er das Spielfeld sieht. Und die Staubentwicklung im Sommer bei Trockenheit ist ja legendär.
Apropos trocken: Was darf im Kühlschrank der Familie Frömmgen nie fehlen?
Milch, Eier, Wasser, Hähnchenfleisch – und Kleinigkeiten zum Kochen. Ich koche leidenschaftlich gern mit meiner Partnerin.
Was ist Ihr 1-A-Gericht?
Spaghetti Carbonara. Mit Speckwürfeln, Eiern, Parmesankäse und Sahnesoße. Fettreduziert natürlich.
Übrigens:
Für den VfL Rhede und die SV Hönnepel-Niedermörmter hat Nico Frömmgen insgesamt 36 Pflichtspiele in der Fußball-Oberliga bestritten.
Gemeinsam mit Leslie Rume (jetzt Fichte Lintfort) wechselte er 2015 von der SV Hönnepel zum SV Scherpenberg. Für die Moerser machte Frömmgen seitdem 128 Partien in der Bezirks- und Landesliga.