Moers. Mit Ralf Gemmer übernimmt ein neuer Coach den Fußball-Landesligisten SV Scherpenberg. Im Interview spricht der Duisburger über die neue Aufgabe.

Eine Partie hat Fußball-Landesligist SV Scherpenberg noch zu absolvieren. Am Freitag (20 Uhr) geht es gegen Abstiegskandidat SV Hönnepel-Niedermörmter. Es wird das vorerst letzte Spiel sein, bei dem Torwarttrainer Deniz Günes und Sportleiter Kay Bartkowiak an der Seitenlinie das Sagen haben. Mit Ralf Gemmer (46) ist ein neuer Cheftrainer verpflichtet worden, der am vergangenen Samstag beim 5:1 in Bedburg-Hau einen guten Eindruck seiner neuen Mannschaft gewonnen hat.

Herr Gemmer, ausgerechnet beim zuletzt etwas turbulenten SV Scherpenberg einzusteigen, lässt die Schlussfolgerung zu, dass Ihre Sehnsucht nach Fußball groß sein muss, oder?

Ralf Gemmer: (lacht) Der SV Scherpenberg ist speziell, schon immer gewesen, da gebe ich Ihnen recht. Es wird im Wäldchen eine spannende Geschichte. Ich freu mich drauf.

Mit welchen Zielen gehen Sie die Aufgabe an?

Wichtig wird sein, erst einmal eine gewisse Ruhe in die Mannschaft zu bekommen. Es wird sicher einige Gespräche geben intern, vor allem auch mit den Unzufriedenen. Ich habe das Team nun dreimal live gesehen, zuletzt beim 5:1 in Bedburg-Hau. Das spielerische Potenzial ist vorhanden und eine gute Voraussetzung dafür, möglichst schnell 40 Punkte einzusammeln, die für den Klassenerhalt reichen müssten. 23 haben wir ja schon.

Freut sich auf die neue Aufgabe in Scherpenberg: Ralf Gemmer.
Freut sich auf die neue Aufgabe in Scherpenberg: Ralf Gemmer. © Funke Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die Konkurrenten wie Blau-Weiß Dingden oder Fichte Lintfort sind eifrig dabei, ihre Teams zu verstärken. Blicken Sie sich auch um?

Ja, wir müssen personell etwas tun und den Kader breiter aufstellen. Ein der Liga angepasstes Training mit nur 14 Spielern oder gar weniger ist aber grundsätzlich schwierig. Und das der Ersatztorwart und der Sportleiter als Feldspieler zum Einsatz kommen wie in Bedburg, geht auch nur im absoluten Ausnahmefall.

Bora Karadag war einst schon Ihr Kapitän beim FSV Duisburg. Werden Sie den bis zur Trennung besten Scherpenberger Spieler im Team zur Rückkehr bewegen? Er hatte sich ja mit dem beurlaubten Trainerteam solidarisch erklärt.

Ich habe mit Bora schon gesprochen. Natürlich ist er ein Superfußballer, manchmal natürlich auch impulsiv. Aber er hat seine Entscheidung getroffen und wird im Januar sicher einen neuen Verein haben.

Ihr Angriffspieler Emre Camdali gilt als bester Freund von Karadag. Fürchten Sie, dass Ihnen der spielstarke Torjäger auch noch von der Fahne geht in der Winterpause?

Es würde mich überraschen, wenn er gehen würde. Ich kenne Emre noch gut aus gemeinsamen Zeiten bei Duisburg 1900.

Auf welchen Fußball dürfen sich die Anhänger im Wäldchen unter Ihrer Regie einstellen?

Ich orientiere mich in der Taktik immer daran, welche Spieler ich zur Verfügung habe. Beim FSV beispielsweise haben wir erfolgreich Tempofußball gespielt, in Mündelheim ging es dagegen zuerst immer darum, sicher zu stehen und kein Gegentor zu fangen. Die Scherpenberger haben ein gutes Pressung drauf, das habe ich schon gesehen. Ich denke, wir werden uns sicher nicht hinten reinstellen. (lacht)

Ihr letztes Engagement in Duisburg endete abrupt.

Stimmt, das habe ich auch so empfunden. Ich hatte in Mündelheim schon für die neue Saison verlängert, obwohl ich einige andere gute Angebote hatte. Dann wechselte der Vorstand. Und der neu hat sich dann im März von mir getrennt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Türen bei anderen Teams schon zu. Ich musste also warten.

Da kam die Anfrage von Kay Bartkowiak nach fast neun Monaten also gerade recht, oder?

Wir haben vor über 20 Jahren gemeinsam bei Duisburg 1900 gespielt und kennen uns. Der aktuelle Kontakt kam über Ex-Profi Gregor Grillemeier zustande, mit dem ich gut befreundet bin. Kay besorgt sich in Grillemeiers Sportgeschäft in Rumeln die Ausrüstung für Scherpenberg. Über diesen Weg kamen wir zusammen.

Haben Sie als Trainer ein Vorbild?

Wenn ich jemanden nenne, würde ich auf die Nase fallen. Grundsätzlich mag ich den engen Draht zu meinen Spielern und bin nicht unnahbar. Gerade jene Spieler, bei denen es aus unterschiedlichen Gründen hapert, müssen mit ins Boot. Nur so werden wir Erfolg haben.

Wie stets um Ihre Fitness?

Ich hoffe gut. Als Polizeibeamter in Duisburg muss ich schon was tun. Ich fahre in der Freizeit Mountainbike, gehe joggen. Das kommt mir als Trainer natürlich auch zugute.

Gilt das auch für Ihre frühere Position als Spieler?

Ich denke schon. Meist habe ich als Sechser im Mittelfeld gespielt. Als ein Abräumer mit Ideen nach vorn. Damals gab es aber auch noch den klassischen Libero.

Wie ihn in den 70er-Jahren noch Franz Beckenbauer bei Bayern und in der Nationalmannschaft gespielt hat. Haben Sie ein Lieblingsteam?

Als Duisburger aus dem Ortsteil Röttgersbach natürlich der MSV. Für mich geht da aber bei einer Niederlage auch die Welt nicht unter. Grundsätzlich bin ich Fan von jenem Verein, den ich grad trainiere. Ab 9. Januar also vom SV Scherpenberg.

Das ist Ralf Gemmer:

Seine Trainer-Karriere begann Ralf Gemmer als Spielertrainer der Reserve-Mannschaft beim Duisburger SV 1900, war vor zehn Jahren in Wanheimerort auch Sportlicher Leiter.

Vor dem Engagement beim FSV Duisburg trainierte Gemmer eine Saison den Oberhausener Bezirksligisten Grün-Weiß Holten.

Es folgten knapp drei Spielzeiten mit der Spielvereinigung Meiderich 06/95 in der Bezirksliga, bevor Gemmer im Winter 2017 zum Landesligisten SV Schwafheim wechselte.

Mit den Grün-Weißen war im zweiten Jahr der Abstieg nicht zu vermeiden. Gemmers anschließendes Engagement beim Duisburger Bezirksligisten TuS Mündelheim endete unerwartet vorzeitig im März.