Moers. In der Fußball-Landesliga kann der SV Scherpenberg oben mitspielen. Trainer Ralf Gemmer sucht noch einen Zehner für Ex-Kapitän Dennis Terwiel.

Als wortkarger Skeptiker seiner Zunft hat sich Ralf Gemmer bisher ganz sicher nicht hervorgetan. Ganz im Gegenteil: Der Ende Dezember gestartete Cheftrainer des SV Scherpenberg sorgt in der Regel intern für eine gute, positive Stimmung. Das brachte bisher fast nur positive Resultate. Doch Gemmer kennt mittlerweile seine mit immerhin zwölf meist namhaften Neuzugängen veränderte Truppe gut genug, um nicht für vorschnelle euphorische Töne später zahlen zu müssen.

„Natürlich können wir in der Fußball-Landesliga oben mitspielen“, sagt der 47-jährige Duisburger, der kürzlich mit seinem Team den P&P Cup bei Liga-Konkurrent Fichte Lintfort gewann, „hohe Ziele setzen aber auch erstmal einige Siege voraus. Die können wir erst ab 6. September holen.“ Dann startet das Team aus dem Wäldchen beim Gruppenneuling RSV Praest in Emmerich.

Bis dahin sollte vor allem eine spannende Frage geklärt sein: Wer macht den neuen Zehner im Scherpenberger Dress? Mit dem Abgang von Kapitän Dennis Terwiel zum VfB Speldorf fahndet Trainer Gemmer nach einem offensiven Spielmacher. In der bisherigen Testphase hat sich noch niemand für die Position aufgedrängt.

Mit Özil und Höwedes bei Schalke 04

Mögliche Kandidaten sind die Stamm-Sechser aus der alten Saison, die Scherpenberg bei Corona-Abbruch immerhin auf einem respektablen vierten Tabellenplatz abgeschlossen hatte. Ibrahim Üzüm gilt als spritzig und damit eher geeignet als Daniel Agostino, der im defensiven Mittelfeld seine Schokoladenposition gefunden hat. Technisch haben beide das Zeug zum Zehner. Ebenso Neuzugang Salih Altin vom Landesligisten SV Genc Osman Duisburg.

Der 33-jährige Routinier bringt reichlich Erfahrung aus Einsätzen in der 3. Liga mit dem Wuppertaler SV mit, spielte dazu in der Regionalliga Nord für den VfB Lübeck und wurde in der Jugend beim FC Schalke 04 ausgebildet – mit Einsätzen in der A-Junioren-Bundesliga. Mitstreiter damals beim königsblauen Talente-Entdecker Norbert Elgert unter anderem: die späteren Weltmeister Mesut Özil und Benedikt Höwedes sowie Torhüter Ralf Fährmann.

Salih Altin (links), hier gegen Fichte LIntforts Tim Konrad, ist eine der Topverstärkungen beim SV Scherpenberg.
Salih Altin (links), hier gegen Fichte LIntforts Tim Konrad, ist eine der Topverstärkungen beim SV Scherpenberg. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

In den Scherpenberger Tests bislang hat Altin seine Klasse meist in der Viererkette neben den Stamm-Innenverteidigern Nico Frömmgen und Damian Raczka gezeigt. Als Sechser-Ersatz für einen offensiveren Ibrahim Üzüm käme die neue Nummer 33 sicher auch in Frage.

Trainer Gemmer setzt zudem auf den in der Oberliga bei der SV Hönnepel erfahrenen Yunus Emre Kocaoglu. Doch bislang wirkt der 26-Jährige noch gehemmt und in vielen Spielsituation nicht reaktionsschnell genug. Das könnte an den Nachwehen einer siebenmonatigen Pause wegen Leistenproblemen liegen. „Yunus braucht Situationen auf dem Platz, wo er ein Erfolgserlebnis bekommt und ihm dabei körperlich nichts passiert“, betont Coach Ralf Gemmer.

Vorn mit den Torjägern Sadiklar und Stellmach

So ähnlich sieht es bei Außenverteidiger Lars Hoffmeister aus. Eine schwere Knieverletzung riss das 20-jährige Talent in der vergangenen Saison nach guten Partien aus der Spur. „Auch bei Lars ist das eine Kopfsache. Er muss über einen gewissen Punkt hinweg, dann ist er auf dem Feld auch wieder der alte“, bekräftigt Trainer Gemmer.

Vorn hängt viel von den beiden Torjägern ab. Samet Sadiklar, in der Saison 2017/18 für den VfB Homberg in der Oberliga unterwegs, stellte seine Spürnase in der Vorbereitung mehrmals unter Beweis. Maximilian Stellmach hat sich unter Trainer Gemmer zu einem verlässlichen Schützen gemausert. Es gab zuletzt kaum ein Match, wo die Nummer 9 hinterher nicht in der Trefferstatistik aufgetaucht ist.

Valdet Totaj (rechts), hier im Finale des P&P Cups gegen Fichte Lintfort, hat offensiv seine Qualitäten.
Valdet Totaj (rechts), hier im Finale des P&P Cups gegen Fichte Lintfort, hat offensiv seine Qualitäten. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Wer unterstützt die beiden? Der schnelle Andre Meier zeigte als Außenverteidiger bereits Vorwärtsdrang und Vorlagengeschick. Ebenso gut zu Fuß ist der wendige Valdet Totaj, der nominell die Nummer 10 auf dem Rücken trägt, allerdings noch Spielpraxis braucht.

Sorgenkinder Schützer und Gamal

Zwei Ausfälle gibt es bei den Scherpenbergern auch schon zu beklagen. Neuzugang Raffael Schütz muss nach einem Knöchelbruch wohl gut zwei Monate pausieren. Freitag geht es zum MRT. Vielleicht haben die Mediziner doch noch gute Nachrichten für den 24-Jährigen bezüglich der Schwere seiner Verletzung. Yousef Gamal fällt wegen eines Sehnenrisses in der Schulter ebenfalls bis auf Weiteres aus. Ob sogar eine Operation nötig wird, ist noch nicht raus.

Das ist das Aufgebot des SV Scherpenberg mit allen Rückennummern:

TOR:
1 - Tobias Prigge
29 - David Pawlowski (neu vom SV Straelen II)

ABWEHR:
3 - Raffael Schütz (neu von Hamborn 07)
4 - Damian Raczka
7 - Danilo Gazija
15 - Marcel Gesemann (neu von Hamborn 07)
20 - Mergim Rustemi (neu vom Duisburger FV 08)
22 - Nico Frömmgen (Kapitän)
30 - Lennart Hessen
33 - Salih Altin (neu vom SV Genc Osman Duisburg)

MITTELFELD:
5 - Lars Hoffmeister
6 - Daniel Agostino (2. Kapitän)
8 - Yunus Emre Kocaoglu (neu vom Duisburger SV 1900)
10 - Valdet Totaj (neu von SV Genc Osman Duisburg)
13 - Julian Klingen (neu vom SV Schwafheim)
14 - Andre Meier (neu von Hamborn 07)
17 - Okan Yilmaz (neu vom Duisburger SV 1900)
21 - Yousef Gamal
27 - Ibrahim Üzüm
70 - Ahmet Talha Kilinc (neu von SV Genc Osman Duisburg)

ANGRIFF:
9 - Maximilian Stellmach
11 - Samet Sadiklar (neu von SV Genc Osman Duisburg)
23 - Benedikt Thülig