Am Niederrhein. Die große Euphorie nach der Lockerung in Zeiten der Corona-Krise ist bei den Fußballern im Kreis Moers bisher nicht ausgebrochen.

Vermutlich rollt am kommenden Dienstagabend bei Landesligist Fichte Lintfort wieder der Ball. „Wir machen dann das Fußball-ABC – wie in der Jugendschule: Passen, Ball stoppen, schießen. Viel mehr ist ja nicht erlaubt“, betont Fichte-Trainer Volker Hohmann mit Blick auf den seit fast zwei Monaten verwaisten Kunstrasen an der Franzstraße. Die Lockerung der Corona-Maßnahmen freut die Fußballer im Grundsatz schon. Doch die Rückkehr ins Training ist allerdings mit allerlei Haken verknüpft. Das dämpft die Euphorie erheblich.

Die Kicker müssen mindestens mal bis zum 30. Mai, so die Ansage der NRW-Landesregierung, ohne Zweikämpfe und Emotionen, also ohne Körperkontakt auskommen. Und das Datum relativierte bekanntlich Andrea Milz, die zuständige Staatssekretärin für Sport, weil es in Zeiten einer Pandemie mitnichten zementiert sei.

Bedenken beim Fußballtennis

„Da habe ich schon Bedenken, das beliebte Fußballtennis spielen zu lassen, weil man sich da nach einer guten Aktion quasi automatisch abklatscht“, hebt SV Scherpenbergs Cheftrainer Ralf Gemmer hervor. Der ist sich ohnehin nicht sicher, ob unter den gegebenen Einschränkungen überhaupt auf der Asche im Wäldchen trainiert werden wird: „Spieler, die uns verlassen, sind gedanklich schon beim neuen Verein. Dazu wird es wohl keine Spiele mehr bis zu den Sommerferien geben.“

Immerhin stehen noch die beiden Kreispokalfinals auf dem Zettel. Scherpenberg bekäme es mit Ligakonkurrent SV Sonsbeck zu tun. Um den dritten Startplatz im Niederrheinpokal der Saison 2020/21 streiten sich Fichte Lintfort und Bezirksligist SV Budberg. Die Partien hätten schon Mitte April ausgetragen werden sollen.

SV Scherpenbergs Trainer Trainer Ralf Gemmer bleibt skeptisch, was das Training anbetrifft.
SV Scherpenbergs Trainer Trainer Ralf Gemmer bleibt skeptisch, was das Training anbetrifft. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

„Das Pokalfinale muss wirklich nicht sein. Alle Spieler haben lange ausgesetzt und sind nicht fit. Da plädiere ich eher, dass die Partie ein Teil der Sommervorbereitung sein wird“, sagt Sonsbecks Cheftrainer Heinrich Losing. Der wird sich am Montag mit dem SVS-Vorstand beraten, ob ein Training zumindest auf freiwilliger Basis angeboten wird.

Bußgelder wegen Corona möglich

Überaus skeptisch blickt Manfred Wranik auf die nächsten Wochen. „Die Vorgaben sind nicht leicht umzusetzen. Was passiert, wenn man sie nicht einhält und angeschwärzt wird? Ich habe jedenfalls keine Lust, Bußgelder zu zahlen, weil sich Spieler aus Versehen im Training per Handschlag freuen“, sagt der Chefcoach des Fußball-Bezirksligisten SV Schwafheim, „dazu wäre es eine komplett falsche Entscheidung, jetzt noch über eine Fortsetzung der Ligen nachzudenken.“

Das sieht auch Wraniks Kollege Sascha Weyen vom VfL Repelen so: „Am Montag besprechen wir, wie wir es mit möglichem Training machen. Mit dieser schnellen Öffnung der Plätze seitens der Landesregierung hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet.“

Thomas Geist, scheidender Trainer beim Bezirksligisten FC Meerfeld, ist verhalten: „Wir haben viele Spieler, die den Verein verlassen. Da wird Training maximal zur Beschäftigungstherapie. Es stellt sich da auch die Sinnfrage, wenn keine Spiele mehr ausgetragen werden.“

Xantens Thomas Dörrer: „Alle sind untrainiert“

Trainer Thomas Dörrer vom Kreisliga-Spitzenreiter TuS Xanten gibt sich ebenfalls skeptisch: „Wir treffen uns nächste Woche, um zu sehen, was machbar ist. Derzeit sind alle nach zwei Monaten Pause ziemlich untrainiert, da muss man vorsichtig sein.“

In der Videokonferenz: FVN-Pressechef Henrik Lerch (links oben), FVN-Präsident Peter Frymuith (rechts oben) und Wolfgang Jades, Vorsitzender des Fußballkreises Moers.
In der Videokonferenz: FVN-Pressechef Henrik Lerch (links oben), FVN-Präsident Peter Frymuith (rechts oben) und Wolfgang Jades, Vorsitzender des Fußballkreises Moers. © FVN / Facebook Screenshot | FVN

Nach 25 Videokonferenzen im Gebiet des Fußballverbandes Niederrhein wird in der kommenden Woche noch elektronisch abgestimmt, was mit der Saison passiert und wie bei einem Abbruch gewertet werden soll. Den basis-demokratischen Prozess, an dem die große Mehrzahl der FVN-Vereine teilgenommen hat, finalisiert aber laut Satzung ein Verbandstag.

Verbandstag erst Ende Mai oder Anfang Juni

Der stimmt erst Ende Mai oder Anfang Juni über die Empfehlung inklusive Wertungsvorschlag – vermutlich zwei bis drei Aufsteiger, keine Absteiger – ab. Erst danach wäre die Saison offiziell beendet. Und alle wüssten, in welcher Gruppe sie in der nächsten Saison antreten.

Die Fußballer brauchen also noch weitere drei Wochen Geduld. Sollte die Corona-Krise über die Sommerferien hinaus einen weiter positiven Verlauf nehmen, könnte der FVN immerhin an seinem Rahmenspielplan mit einem Start der Punkterunde am dritten August-Wochenende festhalten.