Essen. Der Essener Kanute Max Rendschmidt will auch bei Olympia in Paris eine Medaille holen. Sein Trainer vergleicht ihn mit einem Tiger.
Einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen, ist der Traum vieler Sportler. Dann eine Goldmedaille zu gewinnen und ganz oben auf dem Olymp zu stehen, ist nur ganz wenigen Athleten vergönnt. Einer von diesen ist Max Rendschmidt von der KG Essen. Der war in Rio 2016 und Tokio 2021 dabei und kehrte bei drei Starts mit drei Goldmedaillen zurück. Eine Hundert-Prozent-Ausbeute. Genug hat er noch lange nicht und geht auch in Paris an den Start.
„Ja, mit einem Olympiasieg ist man eigentlich schon ganz oben angekommen. Aber ich bin einfach sportbegeistert. Okay, Laufen hat nicht die erste Priorität. Dafür aber umso mehr Kanusport, in all seinen Facetten, mit all der Anstrengung, vielem Training und Entbehrungen. Da ist kreuz und quer alles dabei. Mich gibt es definitiv nicht ohne Kanusport – und das wird immer so sein“, setzt Max Rendschmidt mal ein Statement.
Was für Rendschmidt dabei die Faszination am Paddeln ausmacht und sein Leben prägt, ist die Freude an der Sache. „Die meisten Tage, an denen ich diesen Job mache, müssen einfach Spaß machen“, stellt er klar. Geplant war das nun wirklich nicht, mal Olympiasieger zu werden. Nach eigener Aussage ist er da irgendwie so reingerutscht. Dies optimiert mit der Entscheidung für eine Ausbildung bei der Bundespolizei; Oberkommissar ist er inzwischen. Und er erfährt im Rahmen der Sportförderung die Unterstützung und Freistellung, die ihm den Sport auf höchstem Niveau ermöglicht.
„Mich gibt es definitiv nicht ohne Kanusport - und das wird immer so sein“
Mehr als die Hälfte seines Lebens hat der inzwischen 30-jährige somit in Essen verlebt; dies aber in engster Verbindung mit seinem Heimatort in Bonn. „Aber zuhause in Bonn konnte mich kein Trainer auf dem Rhein mit dem Boot begleiten; da wurde es schon etwas schwierig und wir haben diese Entscheidung gefällt.“ Die ersten Jahre ist er noch für Rheydt gestartet, dann aber 2012 auch vereinsmäßig zur KG Essen gewechselt.
Ein Leben zwischen Essen und Bonn
Mehr als die Hälfte seines Lebens hat der inzwischen 30-jährige somit in Essen verlebt; dies aber in engster Verbindung mit seinem Heimatort in Bonn. „Essen ist meine Arbeits-; Bonn meine Familien-Heimat“, erklärt Max Rendschmidt seine optimale Heimat-Symbiose. Montag bis Donnerstag trainiert und lebt er in Essen, am Wochenende in Bonn. Dies alles in Absprache mit Robert Berger, Herrentrainer am Essener Bundesstützpunkt.
„Es macht mir so einen Spaß, dann am Wochenende auch mit meinem Bruder (Tim Dietzler) kleine Flüsse oder auf dem Rhein zu fahren. Das sind dann meine Einheiten. Aber schon mit sportlichem Ehrgeiz, immer wach bleiben, schauen, wo Baumstämme oder sonstige Hindernisse im Wasser liegen, Strömungen einschätzen usw. Ich habe Bock auf alles, was von der Normalität abweicht“, beschreibt Rendschmidt mit leuchtenden Augen. Auch mal Surf Ski, Wildwasserrennen inklusive. Einfach „alles, was Spaß macht. Selbst wenn man danach drei Wochen platt ist“.
Rendschmidt kauft alte Kajaks auf und baut sie um
Auf der Suche nach dem Spaßfaktor ist der Essener auch in den vielen umfangreichen Trainingslagern. „Die bestehen ja überwiegend aus sehr viel Training, Essen und schlafen. Aber mir fehlte da irgendwie doch etwas“. Und so kaufte Rendschmidt in den zurückliegenden Jahren alte Kajaks auf, um sie für seine Bedürfnisse während der Trainingslager umzubauen. Beispielsweise mit Klappsteuer und Wellenbrechern auszustatten, um für die Trainingseinheiten auf dem Rhein (dies auch im Winter) gerüstet zu sein. Da staunen nicht nur die Trainingskollegen, auch die für die Verbandsboote verantwortlichen Servicekräfte haben Spaß daran, mal Hand anzulegen, auszuhelfen und Werkzeug bereitzustellen. „Ja, vielleicht eine Win-Win-Situation“, wie Max Rendschmidt lachend beschreibt.
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Und was macht Max Rendschmidt abseits des Leistungssports? Nach vielen Wochen Trainingslager zu Hause sein in Bonn, das ist für ihn Urlaub. Da kann er tatsächlich auch mal wenige Tage ruhig liegen bleiben und ist „für nichts zu gebrauchen“. Dann muss er schon wieder aufs Wasser, ist auf der Suche nach Beschäftigung, und wenn es nur „Rasenmähen oder Unkrautzupfen“ ist.
Bei Rendschmidt gibt es auch schon mal Fritteusen-Partys
In Essen lebt und wohnt Max Rendschmidt in einer Kanu-Wohngemeinschaft im Essener Süden; wie so einige seiner Trainingskollegen. Dass auch hier der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt, kann man sich denken. Da hat es schon die eine oder andere „Fritteusen-Party“ gegeben; ein Anlass, gemeinsam Pommes, Frühlingsrollen, Hähnchenschenkel in geselliger Runde zuzubereiten.
Als Trainingsweltmeister gilt Max Rendschmidt nicht. „Aber das steuere ich gar nicht, sondern mein Körper. Der signalisiert mir ganz deutlich, was geht und was nicht, auch wenn es sicher dem ein oder anderen Trainer schon graue Haare verursacht hat“. Das macht auch Trainer Robert Berger deutlich: „Max ist ein Wettkampftyp, ein Talent und Schlagmann mit einem begnadeten Wassergefühl. Einer, der im entscheidenden Moment mit dem von ihm eingeleiteten und der Konkurrenz gefürchteten Endspurt wie ein Tiger anzugreifen weiß. Da passiert dann was im Boot. Er kann sich optimal einschätzen. Über ihn brauche ich mir als Trainer keine großen Sorgen machen“.
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Neben vollendetem Hausbau und noch in diesem Jahr anstehender Hochzeit könnte es in den nächsten Tagen noch einen weiteren Spaß-Faktor für Max Rendschmidt geben: „Gegner ärgern“ wie er gerne sagt und möglichst mit einer Medaille von den Olympischen Spielen in Paris zurückkehren. Erstmals dabei sein wird vor Ort seine Familie. Auch dies eine „Riesen-Freude“ für Max Rendschmidt.
In Paris geht Max Rendschmidt im Viererkajak über 500m mit Max Lemke, Jacob Schopf (beide Potsdam) und Tom Liebscher-Lucz (Dresden) sowie im 500m-Zweierkajak mit Tom Liebscher-Lucz an den Start. Vorläufe am Dienstag, 6. August.; Finale im Vierer am 8. August; Finale im Zweier am 9. August.
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