Essen. Punktloser Football-Regionalligist hofft nach dritter Pleite auf die Wende. Nach 7:31 gegen Krefeld ist Stimmung gedämpft. Das sagen die Fans.
Als das erste Heimspiel der Saison längst abgepfiffen war, kam die Sonne noch einmal heraus. Der Regen prasselte weiter nimmermüde auf den Rasen des Sportparksam Hallo, ein Regenbogen bildete sich hinter den Bäumen, die die Anlage umranden. Die Ränge hatten sich inzwischen geleert, aus den Lautsprechern dröhnte der Song „Walking on sunshine“.
Cardinals-Coach Anderson: „Sehe Entwicklung in der Mannschaft“
Neben all der Tristesse und dem Frust, den die 7:31 (0:0, 0:10, 7:15, 0:6)-Niederlage gegen die Krefeld Ravens ausgelöst hatten, blieb also auch etwas Raum für Optimismus bei den Assindia Cardinals. „Ich sehe eine Entwicklung in der Mannschaft. Wenn dieser Trend weitergeht, werden wir auf jeden Fall ein paar Teams in dieser Liga schlagen“, sagte Sherman „DJ“ Anderson, der Headcoach der Essener Footballer.
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Trotz zuvor schon zwei Pleiten in dieser Regionalliga-Saison freuten sich die Cardinals-Fans unter den rund 500 Zuschauern auf die Heimpremiere in diesem Jahr: Vor dem Anpfiff flanierten sie am Merchandise-Stand, kauften Burger, drängelten sich auf dem Weg zum Slush-Eis oder einem frischen Stauder im Cardinals-Becher. Als die Spieler einliefen, stieg Nebel auf, kleine Pyrofontänen blitzten auf. Heimspiel am Hallo? Mehr als nur Football.
Cardinals-Maskottchen Ace heizt die Zuschauer ein
„Ich bin über meinen Sohn zu der Sportart gekommen und habe mich da vorher auch nicht so wahnsinnig mit beschäftigt“, sagt Thomas Angermeyer, Vater von Cardinals-Spieler Leon Angermeyer. „Das war sonst immer ein Ball, 20 Spieler – und Attacke. Aber da ist ja doch viel mehr dahinter. Ich finde es mittlerweile sehr spannend.“ Maskottchen Ace im Rotkardinal-Kostüm tanzt zur Musik, heizt die Zuschauer ein.
Angermeyer klatscht, feuert die Mannschaft an, ruft „Defense Go“. Die Verteidigung präsentiert sich tatsächlich stabiler als noch in der Vorwoche bei der 21:56-Niederlage in Krefeld, hält dem Ravens-Druck Stand. In der Offensive läuft über Vertretungs-Quarterback Rashaan Miller, der eigentlich Passempfänger ist, allerdings nicht viel zusammen, nur selten können die „Men in Blue“ größere Raumgewinne erzielen.
Cardinals: „In der Zweitliga-Aufstiegssaison war mehr los“
Zur Halbzeit leuchtet eine 10:0-Führung für die Ravens auf der Anzeigetafel. Auf den Rängen tummeln sich vor allem Familienmitglieder und Freunde der Spieler. „Man muss etwas für die Stimmung tun, es ist leider ein bisschen dünn, finde ich“, hadert Angermeyer. „Da war in der Zweitliga-Aufstiegssaison 2019 mehr los und mehr Stimmung insgesamt. Es ist ein bisschen verhalten.“
Nach der Halbzeit motiviert Cardinals-Urgestein Urs Lerch die Zuschauer. „Das ist unser Zuhause, wir brauchen euch!“, schreit er Richtung Tribüne. Die Hoffnung auf die Wende? Ist nach Wiederanpfiff aber schnell verflogen, weil die Ravens – allen voran Spielmacher Akiva Wedge – die Essener Defensive immer mehr durcheinanderwirbeln und schnell auf 25:0 erhöhen – ein krasser Stimmungsdämpfer. Zumal es kurz danach anfängt, in Strömen zu regnen.
Die Cardinals-Anhänger aber sind leidgeprüft, viele Siege durften sie in den vergangenen Jahren nicht bejubeln. „Ich liebe es, wenn wir unsere Mannschaft anfeuern – selbst, wenn sie verliert oder gerade mal keine Punkte macht“, sagt Katharina Eßer, Mutter von Cardinals-Spieler Lennart Eßer, einem der Aktivposten in der Offensive. Zwei ihrer Söhne spielen Football.
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„Seitdem arbeite ich mich auch nach und nach in die Regeln ein und inzwischen kann ich sie“, sagt die 47-Jährige. „Das macht Spaß und es ist tatsächlich viel spannender als Fußball.“ In den Schlussminuten des dritten Viertels dürfen die Heimfans dann aber zumindest einmal jubeln: US-Amerikaner Michiah Quick fängt einen langen Pass von Landsmann und Mitbewohner Miller und trägt den Ball in die Endzone. „Ihr seid das Ruhrgebiet“, dröhnt aus den Boxen.
Nächstes Heimspiel: Cardinals treffen am Sonntag auf Troisdorf
Die Sonne kommt wieder raus, verzieht sich aber schnell wieder. Auf dem Spielfeld zieht sich das Geschehen im Schlussviertel aufgrund von etlichen Strafen in die Länge, die Zuschauer sehnen den Abpfiff herbei, der nach über drei Stunden Spielzeit allmählich ertönt. Nach dem Spiel klatschen die Spieler die Fans ab, bedanken sich für den Support. „Ich glaube, wir haben gut gekämpft. Die ‚Big Plays‘ haben uns heute wieder wehgetan“ analysierte Anderson.
„Wir haben immer noch ein paar Probleme in der Offensive, aber wir arbeiten auch noch dran. Ich denke, dass das Team heute gezeigt hat, dass wir wirklich bereit sind, bis ans Limit zu gehen.“ Das müssen die „Men in Blue“ auch wieder am Sonntag (15 Uhr, Am Hallo), wenn die Troisdorf Jets in Essen zu Gast sind. Und wer weiß, vielleicht jubeln Angermeyer, Eßer und Co. dann auch noch nach dem Abpfiff.
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