Essen. Eishockey-Profi Sandis Zolmanis spielt jetzt auch Skaterhockey für die Moskitos. Sein Debüt lief vielversprechend. So denkt der Lette über Essen.

Als die Schlusssirene längst durch die Halle gedröhnt war, die Spieler der Moskitos Essen schon in der Kabine verschwunden waren, drehte Sandis Zolmanis noch entspannt seine Ehrenrunden in der Hockey-Arena an der Raumerstraße. Mit seiner Tochter auf dem Arm fuhr der Lette über die Spielfläche, Zolmanis-Sprechhöre schallten durch die Halle, seine Frau strahlte hinter Bande.

Die kleine Familie fühlt sich sichtlich wohl in Essen – nicht nur am Westbahnhof, sondern auch an der Raumerstraße. Beim 13:2-Heimsieg gegen den IHC Atting feierte das Eishockey-Ass der Moskitos, das in der abgelaufenen Saison zum Spieler des Jahres der Oberliga Nord gewählt wurde, sein Skaterhockey-Debüt für den Verein.

Moskitos: Zolmanis spielte schon Inlinehockey in Lettland

„Ich genieße das. So kann ich in der Sommerpause ein bisschen in Form bleiben und etwas tun, um mich zu verausgaben“, erklärt Zolmanis. Komplettes Neuland ist die Sportart nicht für ihn. „Ich fühle mich ziemlich gut, weil wir jeden Sommer in Lettland Inlinehockey spielen.“ Der wesentliche Unterschied: Inlinehockey wird mit einem Puck und ohne Körperkontakt gespielt, Skaterhockey mit einem Ball und Körperkontakt.

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Dazu spielte Zolmanis Inlinehockey in Lettland auf einem Kunststoffuntergrund mit einem besseren Grip, als ihn der schnelle Betonboden in Frohnhausen hat. „Es braucht normalerweise ein bis zwei Einheiten, bis du dich daran gewöhnst“, sagt der 29-Jährige. „Für mich war das Problem, mich an den Ball zu gewöhnen, weil ich damit noch nie gespielt habe.“ Er „struggle“ immer noch ein bisschen.

Moskitos: Zolmanis an der Seite von Enrico Saccomani

Bei der Annahme versprang das Spielgerät noch das ein oder andere Mal, rutschte über den Schläger. Dennoch sah das bei seinem Moskitos-Debüt nach nur fünf Trainingseinheiten aber trotzdem schon ansehnlich aus, oder? „Wegen meiner Mitspieler“, schmunzelt Zolmanis. Auf dem Feld am besten versteht sich der Lette mit Enrico Saccomani, der über weite Strecken der Eishockey-Saison neben Elvijs Biezais Zolmanis‘ Sturmpartner war und jetzt auch beim Skaterhockey-Bundesligisten an seiner Seite spielt.

Sandis Zolmanis (am Ball) in Aktion: Hier beim 13:2-Sieg gegen den  IHC Atting.
Sandis Zolmanis (am Ball) in Aktion: Hier beim 13:2-Sieg gegen den IHC Atting. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Vor dem Bully grinsen sich die beiden an, scherzen herum. Immer wieder zaubern Zolmanis und Co. Kombinationen auf die Platte, der Lette lässt hier und da schon seine individuelle Qualität aufblitzen. Eingewöhnungszeit? Pustekuchen. Nach knapp sechs Minuten sorgt Zolmanis für den Dosenöffner – Moskitos-Stich Nummer eins. Viele Eishockey-Fans sind gekommen, brüllen Zolmanis‘ Namen begeistert. Sie kennen ihn bestens aus der Eishalle, wo der Name in den vergangenen Monaten aus über 2000 Kehlen durch die Halle schallte.

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„Sandis lebt eigentlich von der Länge der Fläche, hier ist ja alles ein bisschen enger“, sagt Danny Albrecht, Eishockey-Trainer der Moskitos und Skaterhockey-Legende der ehemaligen Rockets, in der zweiten Drittelpause. „Aber ich glaube, zwei, drei Tore hat er schon gemacht. Können tut er das auch.“ Im Mitteldrittel beweist Zolmanis seine Übersicht und legt ab auf Saccomani, sechs Minuten später verwandelt er eine Direktabnahme zum zwischenzeitlichen 7:1.

Zwei Tore, ein Assist: Was für eine Leistung zum Einstand, die nach der Schlusssirene mit der Auszeichnung zum Spieler des Tages belohnt wird – wie schon das ein oder andere Mal beim Eishockey. Wo liegen die Unterschiede zwischen den beiden Sportarten? „Eishockey ist viel schneller. Hier ist das Spielfeld kleiner, im Eishockey ist es größer“, antwortet Zolmanis. „Auf Inlineskates ist es schwer, schnell die Richtung zu wechseln oder eine gute Bewegung zu machen. Hier musst du ein bisschen schlauer sein.“

„Wir waren schon auf Zeche Zollverein, auch schon im Grugapark. Wir versuchen, aktiv zu bleiben, sind immer unterwegs.“
Moskitos-Angreifer Sandis Zolmanis über seine Freizeit-Aktivitäten in Essen

Auf dem Eis glänzt der Angreifer mit seiner Geschwindigkeit, ist den Gegenspielern in vielen Situationen einen Schritt voraus, während im Skaterhockey noch mehr mit dem Körper gearbeitet werden muss. Vorerst bis Mai steht Zolmanis für die Moskitos-Hockeyskater auf der Platte, bis er mit seiner Frau und seiner Tochter nach Lettland reist. Zuerst in die Hauptstadt Riga, dann in seine Geburts- und Heimatstadt Valmiera: Familie und Freunde treffen.

Moskitos: Zolmanis hat Eishockey-Vertrag um zwei Jahre verlängert

Ein paar Freunde besuchten die kleine Familie, die in einer Spielerwohnung des Vereins wohnt, aber auch schon in Essen. „Wir gehen sehr viel spazieren mit der Kleinen“, sagt Zolmanis. Acht Monate ist seine Tochter alt. „Wir waren schon auf Zeche Zollverein, auch schon im Grugapark. Wir versuchen, aktiv zu bleiben, sind immer unterwegs. Den Freunden, die uns besucht haben, haben wir auch die Stadt gezeigt.“

Seit fast einem Jahr lebt Sandis Zolmanis bereits in Essen, mindestens zwei weitere werden nach der Eishockey-Vertragsverlängerung hinzukommen. Wie hoch ist bereits jetzt die Identifikation mit der Stadt? „Es fühlt sich schon an wie ein zweites Zuhause“, antwortet Zolmanis. „Mehr muss ich nicht sagen.“