Essen. Moskitos reisen am Freitag zu den Hannover Scorpions zum Spitzenspiel. Darum freut sich Scorpions-Geschäftsführer Haselbacher für die Moskitos.

Als die Moskitos Essen am dritten Spieltag der laufenden Saison die Hannover Scorpions am heimischen Westbahnhof entzauberten, schauten viele Beobachter der Eishockey-Oberliga ungläubig auf das Ergebnis und rieben sich womöglich die Augen. Kann das wirklich wahr sein? Nicht nur diese Zeitung schrieb nach dem Essener 3:2-Heimsieg von einer Sensation. Inzwischen hat sich das allerdings relativiert: Die „Mücken“ habe ihre überragende Frühform in eine kaum für möglich gehaltene Konstanz verwandelt und stehen neun Wochen später verdient an der Tabellenspitze.

Der Verfolger? Die vermeintlich übermächtigen Scorpions, die Essen an diesem Freitag (20 Uhr, ARS-Arena) zum absoluten Spitzenspiel empfangen. „Besser geht’s nicht: Erster Dezember, Freitagabend, Heimspiel bei uns“, freut sich Eric Haselbacher Geschäftsführer und Sportlicher Leiter der Scorpions, im Gespräch mit dieser Redaktion.

Ansprüche der beiden Teams könnten widersprüchlicher nicht sein

Die Ansprüche der beiden Oberligisten könnten unterschiedlicher kaum sein: Die Mellendorfer wollen endlich den Aufstieg in die DEL2 realisieren, die Moskitos peilen die direkte Playoff-Qualifikation an. „Mich freut es mal für Essen, dass es in diesem Jahr so gut funktioniert“, sagt Haselbacher. „Ich denke, dass vor Saisonbeginn nicht zwingend klar war, dass Essen so stark mitmacht. Nach 18 Spielen kann man sicherlich auch nicht nur von Glück reden.“

In den letzten Wochen hat sich ein Zweikampf an der Spitze entwickelt: Die Moskitos haben Hannover durch den 3:2-Erfolg bei den Tilburg Trappers kürzlich wieder überholt und nach wie vor ein Spiel weniger absolviert. Den drittplatzierten Trappers ist Essen mit einem Vorsprung von satten zehn Punkten zumindest vorerst enteilt.

„Moskitos haben gute Verpflichtungen getätigt“

„Die Moskitos haben gute Verpflichtungen getätigt. Angefangen im Tor mit Bastian Flott-Kucis, die drei Letten funktionieren gut, und Dennis Reimer hat ja in der vergangenen Saison noch bei uns gespielt“, erklärt Haselbacher. „Insgesamt, denke ich, sind in Essen alle mehr als zufrieden. Es herrscht wahrscheinlich gerade ein bisschen Euphorie, die hoffentlich mehr Zuschauer an den Westbahnhof bringt.“

Er freue sich immer für die Konkurrenz, „denn letztendlich spielen wir in derselben Liga. Jeder ist auch von jedem ein bisschen abhängig.“ Im letzten Jahr gingen in der Oberliga Nord noch 15 Vereine an den Start, in dieser Saison sind es nur noch zwölf. Die finanziellen Herausforderungen sind groß. „Ich freue mich immer, wenn in anderen Vereinen Stabilität reinkommt und wir stabile Gegner haben“, so der Scorpions-Geschäftsführer. Für ihn sei das Spiel am Freitag ein „positives Highlight“. „Wir wollen versuchen, dem Tabellenführer eine Niederlage beizubringen“, sagt Haselbacher mit einem leichten Schmunzeln.

Scorpions befinden sich noch in der Findungsphase

Die Saison, sie werde aber nicht am Freitag entschieden, was dem Deutschen Meister von 2010 zugutekommt. Die Scorpions befinden sich aktuell „ein bisschen in der Findungsphase“, so Haselbacher. Angreifer Ralf Rinke feierte am vergangenen Wochenende sein Comeback nach neun Monaten – genauso wie André Reiß nach sechs Wochen. Kultstürmer Bradley Snetsinger hat die Scorpions unter der Woche verlassen, bei der 3:4-Niederlage bei den Icefighters Leipzig stand der kanadische Neuzugang Travis Oleksuk erstmals in Scorpions-Farben auf dem Eis.

„Wir sind sicherlich nicht auf dem spielerischen Niveau, was wir Ende Januar oder Mitte Februar haben werden, weil sich dafür zu viele Sachen eben erst wieder einspielen müssen“, erklärt Haselbacher. Spätestens dann dürfte sich der Nord-Meister aus dem vergangenen Jahr wieder an der Tabellenspitze fest spielen. Den Aufstieg möchte der Geschäftsführer aber nicht als klares Ziel ausgeben. „Das ist ja irgendwann schwierig“, sagt Haselbacher. „Wenn wir aufsteigen würden, würden wir uns natürlich freuen. Ich denke, da sind wir nicht die einzigen. Sich selbst tierisch unter Druck zu setzen, möchten wir aber eigentlich nicht mehr.“

Dennis Reimer ist zum Spitzenspiel fit

Die Moskitos Essen können in den Spielen bei den Hannover Scorpions am Freitag (20 Uhr, ARS-Arena) und gegen die Hammer Eisbären am Sonntag (18.30 Uhr, Westbahnhof) voraussichtlich wieder auf Dennis Reimer zurückgreifen. Der erfahrene Angreifer hatte am vergangenen Wochenende mit Schulterbeschwerden pausiert. Topscorer Elvijs Biezais kehrt nach seiner Sperre in Tilburg in die erste Reihe zurück.

Fragezeichen hinter drei Moskitos-Youngstern

Derweil steht noch ein Fragezeichen hinter den Einsätzen von zwei, drei Youngstern – unter anderem Maksim Anton und Förderlizenzspieler Niclas Focks. Moskitos-Trainer Danny Albrecht sieht Verfolger Scorpions am Freitag als Favorit: „Beim letzten Mal wurden wir vielleicht ein bisschen unterschätzt, dieses Mal ist es ein absoluter Gradmesser. Unsere Prämisse ist, die Scorpions schnell unter Druck zu setzen und sie spielerisch nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Es wird, denke ich, bei beiden Mannschaften viel von der Top-Reihe abhängen.“

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