Essen. Essener Profi-Boxer Tim Vößing bleibt Internationaler Deutscher Meister nach packendem Kampf. So lief es im Ring und so könnte es weitergehen.
Es war ein außergewöhnlicher, ganz sicher auch erfolgreicher Abend in der Essener Weststadthalle. Der „Gentlemen Boxing Club“ hatte in die ehemalige Krupp-Werkshalle, einem Industrie-Denkmal, zu einem Kampftag eingeladen, der federführend vom Essener Gym „Boxing Industry“ und dessen Team um Boss Sebastian Tlatlik organisiert wurde. Schweiß muss fließen, da kann man nur von einem stimmigen Ambiente sprechen.
Leichte Kost in Form von Live-Musik wurde den rund 500 Gästen, unter ihnen OB Thomas Kufen oder der ehemalige RWE-Kicker Ingo Pickenäcker, nur als Pausenfüller gereicht. Denn ganz klar, im ausverkauften Haus stand der Ring im Mittelpunkt. Manchmal ziehen sich solche Events ja wie Kaugummi, weil mehr oder minder niveauvolle Darbietungen für Spannungsverlust sorgen. Doch diesmal geriet das Ganze kurzweilig, wofür vor allem der Sport verantwortlich zeichnete.
Tim Vößing liefert sich packenden Fight mit Routinier Althof
Bloß kein Fallobst, das war die Vorgabe bei der Suche nach den Gegnern für die Schützlinge von „Boxing Industry“. Nico Göer (Punktsieger gegen Majed Maaruf) und Jonas Peters (technischer K.o. gegen Cornel Cristea) siegten nach guten Auftritten. Wer trotzdem nach zweieinhalb Stunden und einem mutigen „Manager“-Duell von Dirk Babilon und Jörg Amer etwas ungeduldig geworden war, wurde vom Hauptkampf um den Internationalen Deutschen Meistertitel im Cruisergewicht zwischen dem Essener Tim Vößing (25) und Oliver Althof (41/ Recklinghausen) fürs Warten belohnt.
Einen solch packenden Fight hatten die Box-Fans in dieser Stadt schon länger nicht mehr erlebt. Es entwickelte sich ein intensiver Schlagabtausch, spannend, temporeich und technisch auf gutem Niveau - weit entfernt von einer wilden Keilerei. Von 16 Jahren Altersunterschied keine Spur. Der erfahrene Althof, auch schon Europameister im Kickboxen, hatte eigens für diese Chance 16 Kilo abgespeckt und war topfit. „Ich habe mich auf alles eingestellt, auch auf zehn Runden“, sagte später Vößing mit der Lässigkeit des Siegers.
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12 Kämpfe hier, über 200 dort, aber von wegen Jungspund gegen alten Mann. Die beiden schenkten sich nichts, zehn Runden im Vorwärtsgang. Letztlich gewann der Essener klar nach Punkten und verteidigte seinen Titel. Althof, der zwischendurch gern mal provokant die Stimmung aufgeheizt hatte, fand sich zwar besser, aber die Wahrheit postete er später in den Sozialen Medien: „Einiges habe ich gut gemacht, vieles hätte ich deutlich besser machen können. Aber unter dem Strich bin ich einigermaßen zufrieden. Das Publikum war begeistert und viele Fachleute ebenfalls.“
Tim Vößing will den nächsten Stepp machen in Richtung
Althof bot seinem Bezwinger zwar einen Rückkampf an, doch der stellt sich die Zukunft anders vor. „Der würde uns auch nicht weiterbringen“, findet Trainer Tlatlik. Zunächst wird Vößing an der Ruhr-Uni in Bochum seinen Master machen in Energiesystemtechnik. Einen Doktor-Vater hat er auch schon gefunden, der seinem siegreichen Schützling vor Ort begeistert applaudierte. „Wir werden jetzt mal abklopfen, was möglich ist“, sagt Tim Vößing. Ein Schritt nach dem anderen. „Boxing Industry“ kooperiert mit dem Magdeburger Boxstall SES, dem bundesweit größten Promoter.
„Wenn Tim international einsteigen möchte, muss er so einen Mann wie Althof schlagen“, hieß es bei der Gala. Vößings Bilanz ist makellos: 13 Kämpfe, 13 Siege, Internationaler Deutscher Meister und Juniorenweltmeister. Der nächste Schritt soll den jungen Profiboxer in den nächsten zwei Jahren nach Europa führen.
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