Moers. So reagiert Nico Frömmgen vom SV Scherpenberg, der wohl beste Innenverteidiger der Fußball-Landesliga, nach seinem Kreuzbandriss.

Für Nico Frömmgen war die vergangene Woche eine, die noch lange nachwirken wird. Körperlich, wie auch mental. Der Kapitän des SV Scherpenberg hatte sich im Mittwochabendtraining auf dem Asberger Kunstrasen nach einem unglücklichen Zusammenstoß mit Torhüter Martin Hauffe eine schwere Knieverletzung zugezogen. Riss des vorderen Kreuzbandes, Schädigung des Innenmeniskus und des Außenbandes im rechten Knie - so lautete die Diagnose nach einer MRT-Untersuchung in der Duisburger BG-Klinik am Tag danach. Für den wohl besten Innenverteidiger der Fußball-Landesliga ist damit die Saison beendet.

Nico Frömmgen: „Es gehen einem tausend Gedanken durch den Kopf“

Das war nicht nur ein Schock für Trainer Ralf Gemmer und die gesamte Scherpenberger Mannschaft, die arg ersatzgeschwächt am Freitagabend gleich beim Tabellenzweiten SV Biemenhorst mit 3:6 untergegangen war. Auch Nico Frömmgen selbst hatte rund ums Wochenende zu knabbern. „Die vergangenen Tage waren nicht einfach. Es rauschen einem tausend Gedanken durch den Kopf“, gibt der 30-jährige Abwehrspieler im Gespräch mit der Redaktion zu: „Ich habe allerdings auch unzählige positive und aufmunternde Nachrichten von Fußballern bekommen, die auf dem Platz eigentlich meine Gegner sind.“

Mit Leslie Rume (links) meldete sich auch der Kapitän des 1. FC Lintfort bei Nico Frömmgen.
Mit Leslie Rume (links) meldete sich auch der Kapitän des 1. FC Lintfort bei Nico Frömmgen. © Moers | Arnulf Stoffel

Darunter war auch Leslie Rume, der Kapitän des Liga- und Derbykonkurrenten 1. FC Lintfort, mit dem Frömmgen in Hönnepel und in Scherpenberg einst zusammengespielt hatte und der bekanntlich bis September mit einer ähnlich schweren Blessur fast ein Jahr lang bei den Lintfortern ausgefallen war. „Das baut einen schon wieder etwas auf und zeigt, dass der Fußball einen über Vereinsfarben hinaus verbindet“, versichert Frömmgen.

SV Scherpenberg: Tim Ramroth als Vorbild für ein Comeback

Mental stark bleiben und am Comeback arbeiten, sobald es geht, das hat sich Nico Frömmgen nach dem ersten Schock auf die Fahne geschrieben. Mit Tim Ramroth hat er ein gutes Vorbild im Team. Der ehemalige Buchholzer hatte sich im finalen Spiel der vergangenen Saison gegen Arminia Klosterhardt ebenfalls eine schwere Knieverletzung zugezogen und seitdem kein Match mehr bestreiten können. „Großer Respekt, wie Tim damit seit Monaten umgeht und was er alles für seine Rückkehr auf den Platz tut“, lobt Teamkollege Frömmgen den 28-jährigen Allrounder.

Vergangene Saison im entscheidenden Spiel vor 1500 Zuschauern beim Mülheimer FC 97 im Einsatz für Scherpenberg: Tim Ramroth (links).
Vergangene Saison im entscheidenden Spiel vor 1500 Zuschauern beim Mülheimer FC 97 im Einsatz für Scherpenberg: Tim Ramroth (links). © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Dem Abwehrchef steht ein ähnlich beschwerlicher Weg bevor. Sobald die Schwellung aus dem rechten Knie gewichen ist, dürfte dazu eine Operation des lädierten Bandapparates anstehen. Aktuell geht Fortbewegung nur mit Krücken. „Ich hoffe, dass ich in zwei Wochen mit einer Schiene wieder einigermaßen laufen kann. Dann bin ich auch sicher wieder am Platz live dabei“, so Frömmgen, der in Oberhausen-Osterfeld wohnt, aber aus der kleinen Reeser Gemeinde Haffen-Mehr vom Niederrhein stammt und dort in der Jugend für den TuS Haffen-Mehr und den SV Rees gespielt hat.

Nico Frömmgen: „Fußball ist meine große Liebe“

193 Ligaspiele seit Sommer 2015 stehen für den Teamleader in der Scherpenberger Statistik. „Ich hatte in der Vergangenheit auch schon einige Bänderrisse. Ausgefallen bin ich aber bislang nur maximal acht Wochen. Der Kreuzbandriss jetzt ist ein anderes Kaliber“, sagt Frömmgen. Er muss auch erst einmal beruflich kürzertreten, auch wenn es gute Aussichten dafür gibt, den Job alsbald zumindest im Home Office fortzusetzen.

Einst mit Nico Frömmgen bei Schalke 04 in der Jugend zusammen in einer Mannschaft: Nationalspieler Julian Draxler.
Einst mit Nico Frömmgen bei Schalke 04 in der Jugend zusammen in einer Mannschaft: Nationalspieler Julian Draxler. © Getty Images | DeFodi images

Ob‘s das nun mit dem Fußball war für Nico Frömmgen? „In den vergangenen Tagen habe ich daran keine Sekunde einen Gedanken verschwendet“, betont der Scherpenberger, „Fußball ist meine große Liebe. Und das Ziel wird es sein, dass ich im neuen Jahr wieder auf dem Platz stehen kann.“

In der Jugend des FC Schalke 04 mit Draxler und Demirbay

Der ehemalige Oberliga-Fußballer des VfL Rhede und der SV Hönnepel-Niedermörmter hat in der Jugend auch beim FC Schalke 04 gelernt. Im C-Juniorenbereich, wo Frömmgen mit späteren Profis wie Julian Draxler (von Paris Saint-Germain im September zu al-Ahli SC Doha/Katar) oder Kerem Demirbay (Galatasaray Istanbul) zusammenspielte, ließ sich das schuss-starke Talent vom Angreifer zum Verteidiger umschulen. Noch heute hält es Nico Frömmgen, wenn es um die Fußball-Leidenschaft geht, mit den Königsblauen. Auch wenn sich die Hoffnungen auf eine Profikarriere bei S04 spätestens nach dem Wechsel zu den B-Junioren des 1. FC Kleve in die Niederrheinliga früh erledigt hatten.

SV Scherpenberg am Sonntag gegen SV Hönnepel-Niedermörmter

Sportliches Ziel in diesem Jahr war es eigentlich, mit dem SV Scherpenberg in die Oberliga aufzusteigen. Das wurde im Endspurt-Zweikampf gegen den Mülheimer FC 97 Ende Mai bekanntlich bitter verspielt. Eine Rückkehr in die fünfthöchste deutsche Fußballspielklasse muss nun noch ein wenig warten für Nico Frömmgen. Ohne den Abwehrchef und Kapitän wird es für die Elf um Trainer Ralf Gemmer noch schwieriger, in den Kampf um Landesliga-Platz eins und zwei einzugreifen. Vor dem letzten Vorrundenspiel am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) gegen Schlusslicht SV Hönnepel-Niedermörmter stehen die Moerser auf Platz sechs mit fünf Punkten Rückstand auf den möglichen Relegationsplatz zwei.