Duisburg. Im 100. Drittligaspiel zeigt der Kapitän des MSV Duisburg eine herausragende Leistung. Er nutzt den Moment zur Reflexion über seine Karriere.
Moritz Stoppelkamp hat 71 Spiele in der Fußball-Bundesliga gemacht. 223 Mal lief der Duisburger Jung für verschiedene Zweitliga-Klubs auf. Dass er am Montag seine 100. Partie in der 3. Klasse gemacht hat, musste ihm erst von einem Fernsehreporter zugetragen werden. Ein solches Jubiläum ist vermutlich keines, das mit Champagner gefeiert werden will. Seine Spielfreude zum 100. aber war von solcher Art, dass selbst bekennende Guttempler die Korken knallen lassen wollten.
MSV Duisburg: Stoppelkamps Jubiläumsspiel sorgt für Jubelstimmung
Bei den 9700 Zuschauern (die 31 Fans des Gastes aus dem Blick gelassen) in der Schauinsland-Reisen-Arena herrschte jedenfalls nach dem 3:1 (1:0) des MSV Duisburg über den SC Freiburg überschäumend gute Laune. Das Jubiläumsspiel sorgt für Jubelstimmung. Stoppelkamp toppte den perfekten Augenblick mit einem Bekenntnis: „Ich liebe diesen Verein.“
Der 35-Jährige schoss ein Tor selbst. In der 58. Minute nahm der Kapitän im linken Mittelfeld einen Pass von Caspar Jander auf, tanzte sich dann in den Strafraum und schlenzte die Kugel ins rechte Toreck. Zwei Treffer bereitete der Jubilar zudem per Eckball vor: erst das 1:0 durch Joshua Bitter in der 30. Minute und dann das 2:0 durch Aziz Bouhaddouz kurz nach der Pause. Für Marvin Bakalorz (14./per Ecke) und erneut Bouhaddouz (62./per Freistoß) hatte der Mann für den ruhenden Ball ebenso perfekt serviert. Die Kollegen ließen diese Gelegenheiten aber aus.
Moritz Stoppelkamp: „Hatte ab und an zu große Klappe“
Stoppelkamp selbst nutzte den Moment nach dem ersten Heimsieg zur Reflexion. Dass er vielleicht hätte mehr in seiner Karriere erreichen können, merkte der Magenta-Mann beim Interview an. Der „Fußballgott“, wie ihn die Fans beim Verlesen der Aufstellung nennen, antwortete sehr bodenständig: „Ich höre nicht zum ersten Mal, dass ich zu wenig Spiele im Oberhaus habe, aber ich bin so, wie ich bin. Im Laufe meiner Karriere habe ich viele Fehler gemacht und muss zugeben, dass ich ab und an eine zu große Klappe hatte.“
Doch dann macht er deutlich, es sei doch alles irgendwie planmäßig verlaufen: „Ich bereue eigentlich nichts. Ich bin froh, hier zu sein. Ich bin jetzt bei meinem Herzensverein und werde hier meine Karriere beenden. Es geht nicht alles immer nur ums Geld. Ich spiele mit dem Herz Fußball. Wenn mich diese Art, die ich hatte, die mir etwas verbaut hat, hierhin geführt hat, dann ist alles super.“
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Alles super, so beschreibt sich auch die Startbilanz des Kickers, der bei Viktoria Buchholz den Umgang mit dem Ball lernte. An allen sechs Toren des MSV in dieser Spielzeit war der Chef auf dem Platz beteiligt. Zwei davon machte er selbst. Dreimal legte er per Ecke auf. Die Standards mundgerecht zu servieren, das falle in diesem Jahr leichter, denn mit Sebastian Mai, Marvin Senger und Marvin Bakalorz haben „wir jetzt drei Funktürme als Zielspieler im Zentrum“.
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Trainer Torsten Ziegner nimmt derweil den guten Lauf des Kapitäns als eher selbstverständlich: „Ich finde nichts Außergewöhnliches. Der Junge hat vom ersten Tag der Vorbereitung Vollgas gegeben. Er hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Er ist sich bewusst, welche tragende Rolle er bei uns spielen kann, und lebt das jeden Tag im Training vor. Diese Situationen, diese entscheidenden Momente im Spiel sind einfach nur der Lohn für seine Arbeit unter der Woche.“
Der Coach steigerte sich dann aber doch zu einer angemessenen Lobeshymne zum 100.: „Dass Moritz Stoppelkamp, rein was die fußballerische Klasse angeht, außergewöhnlich gut ist, das wissen wir. Jetzt ist er dazu noch mannschaftsdienlich, fit und im Kopf klar und weiß, dass er die Mannschaft eben führen soll.“
MSV Duisburg am Sonntag in Meppen
So viel Lorbeer sollte für ein hübsches Ruhekissen reichen. Doch der „alte Mann“ will noch mehr. Die müden Beine bremsen seinen Ehrgeiz keineswegs: „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Da müssen wir jetzt einfach weitermachen. Ich will in dieser Saison etwas erreichen mit den Jungs.“ Eine Spielzeit ohne Abstiegssorgen wäre schon mal was. Die Partie am Montag lässt darauf berechtigt hoffen.
Dank des Kapitäns, der dem Willen der Mannschaft mit seiner individuellen Klasse den Weg bahnt. Deshalb verzichtete der Drittliga-Jubilar auf ein „Prosit“ nach dem Spiel: „Ich bin nicht so gut am Glas. Ich vertrage nichts und brauche dann immer drei, vier Tage. Von daher ist das für mich heute eher ausgeschlossen“, sagte er am Montagabend. Bereits am Sonntag in Meppen geht es weiter. Im 101. Drittliga-Spiel für Moritz Stoppelkamp. Doch nichts spricht dagegen, auch an so einem Alltag festlich aufzuspielen.