Darmstadt/Duisburg. Torsten Lieberknecht stellte sich bei seinem neuen Klub der Darmstädter Presse vor. Der Coach blickte auch auf seine Duisburger Zeit zurück.
Zu Hause ist Torsten Lieberknecht nicht angekommen, aber die Heimat ist für den Pfälzer nun ein Stück nähergerückt. Bei der Vorstellung bei seinem neuen Klub, dem Zweitligisten SV Darmstadt 98, begrüßte der 47-Jährige die Journalisten mit einem „Gude“ – wie man es in Hessen eben so macht. Lieberknecht, der bei den Lilien bis 2023 unterschrieben hat, ist bei seinem neuen Klub schon Feuer und Flamme. „Ich brenne darauf, hier als Trainer an der Seitenlinie zu stehen“, sagte er am Donnerstag.
Lieberknecht, den der MSV Duisburg im November nach der 1:3-Heimniederlage gegen Viktoria Köln freigestellt hatte, tritt in Darmstadt die Nachfolge von Markus Anfang, der zum Bundesliga-Absteiger Werder Bremen gewechselt ist, an. Sein Vertrag in Duisburg läuft Ende des Monats aus, der Coach ist froh, weiter im Geschäft zu sein. Er habe sich zuletzt schon mit der Agentur für Arbeit herumgeschlagen, wie er am Donnerstag berichtete. Das hat sich nun erübrigt.
Der Blick zurück nach Duisburg
Lieberknecht und Darmstadt fanden nach der ersten Kontaktaufnahme schnell zusammen. Der Coach konnte es gar nicht erwarten, zum ersten Termin am Böllenfalltor aufzuschlagen. Er sei auf dem Weg nach Darmstadt gleich zweimal in Radarfallen gerauscht, wie Lieberknecht am Donnerstag schmunzelnd berichtete.
Torsten Lieberknecht ist ein Freund der Fußball-Tradition, da scheint der Mann bei einem Traditionsverein wie Darmstadt 98 bestens aufgehoben zu sein. Ja, er könne sich durchaus vorstellen, bei den Lilien viele Jahre tätig zu sein. Wie bei Eintracht Braunschweig, wo er zehn Jahre in der Verantwortung stand. In Duisburg hätte er ebenfalls gerne einen längeren Weg eingeschlagen – daraus wurde am Ende aber nichts.
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Auf Nachfrage äußerte sich Torsten Lieberknecht auch zu seiner Duisburger Zeit und zu der Phase, als er freigestellt war. „Ich habe mich reflektiert und versucht, alles aufzuarbeiten. Ich habe mich neu strukturiert“, so Lieberknecht. In Duisburg hatte er das Team im Oktober 2018 von Ilia Gruev übernommen, als es in der 2. Bundesliga auf dem letzten Platz stand. „Ich habe gemerkt, dass der Feuerwehrmann vielleicht nicht mein Job ist“, sagte Lieberknecht. Er sieht sich als ein Trainer, der Mannschaften aufbaut, einzelne Spieler weiter entwickelt. Deshalb habe er in Duisburg nach dem Abstieg auch weitergemacht. Und: Er hätte gerne seinen Vertrag bis zum Ende erfüllt.
„Wenn dir dein Co-Trainer genommen wird“
Erstmals äußerte sich Lieberknecht am Donnerstag öffentlich zur Trennung von seinem langjährigen Assistenten Darius Scholtysik, dessen Vertrag der MSV im vergangenen Sommer nicht verlängert hatte. Der MSV hatte dies damals zunächst mit wirtschaftlichen Zwängen begründet. Beim Internetalk mit den Fans im Dezember erklärte Sportdirektor Ivica Grlic, dass Lieberknecht sich nicht für eine Weiterbeschäftigung von Scholtysik ausgesprochen habe. Grlic im Dezember: „Der Cheftrainer hat eine klare Aussage zu treffen, wer sein Co-Trainer sein soll.“ Dies sei offenbar nicht geschehen. Bei Torsten Lieberknecht hörte sich das am Donnerstag an. Es sei eine Situation gewesen, „wenn dir dein Co-Trainer genommen wird.“
In Darmstadt wird Darius Scholtysik dennoch vorerst noch nicht anheuern. Wie Lieberknecht erklärte, sei für ihn ursprünglich klar gewesen, den nächsten Job gemeinsam mit seinem langjährigen Assistenten anzugehen, nach einem Gespräch seien aber beide Seiten zum Schluss gekommen, dass „wir beide erst einmal einen anderen Input suchen.“ Die Tür am Böllenfalltor scheint aber nicht fest verschlossen zu sein.
Auf einen guten Bekannten aus Duisburger Zeit trifft Torsten Lieberknecht in Darmstadt aber dennoch. Mittelfeldspieler Fabian Schnellhardt gehört zum Aufgebot des Tabellensiebten der abgelaufenen Saison.