Duisburg. Die Verantwortlichen des MSV Duisburg stellten sich im Internet den Fragen der Fans. Der angeschlagene Verein hat finanzielle Probleme.

90 Minuten plus sechs Minuten Nachspielzeit, am Ende des Livechats mit den Fans sagte Ingo Wald, Präsident des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg: „Ich bin für jeden dankbar, der sich kritisch äußert.“ Den ersten Reaktionen auf den Internettalk in den sozialen Medien nach hat der Vereinschef bei den Anhängern kräftig gepunktet. Die Geschäftsführer Peter Mohnhaupt und Thomas Wulf sowie Sportdirektor Ivica Grlic blieben da im Schatten. Ingo Wald berichtete, dass er darauf hofft, dass Ausrüster Capelli sein Engagement beim MSV erhöht und somit die finanzielle Lage entspannt.

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Die souveränen Moderatoren Nils Halberscheidt und Tim Zeiger versuchten, die Vielzahl der Fragen, die die Fans im Vorfeld des Chats und während des Abends einreichten, abzuarbeiten. Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alles zur Sprache kam.

Zwei Kandidaten für den Sportvorstand des MSV Duisburg

Die Diskussion um Sportdirektor Ivica Grlic, der bei vielen Fans in der Kritik steht, wollte Ingo Wald nicht führen. „Ich möchte keine Personaldiskussionen, mir sind Strukturen wichtiger“, so der Präsident. Hier verwies er auf den Plan, einen Sportvorstand zu installieren. Laut Wald gibt es aktuell zwei Kandidaten.

Sportdirektor Ivica Grlic brach eine Lanze für den neuen Trainer des MSV Duisburg. 
Sportdirektor Ivica Grlic brach eine Lanze für den neuen Trainer des MSV Duisburg.  © D.R.

Grlic seinerseits stärkte Trainer Gino Lettieri den Rücken, die Kritik am neuen (alten) Coach hält er für nicht gerechtfertigt, „verbrannte Erde“ nach Lettieris erstem Engagement beim MSV sieht der 45-Jährige nicht. Grlic: „Es ist der falsche Weg, negativ zu denken.“ Der Sportdirektor verwies auf den engen Spielplan der letzten Wochen, Lettieri habe noch nicht die Möglichkeit gehabt, gezielt zu arbeiten. Grlic: „Gino braucht Zeit.“

Der finanzielle Druck lastet weiter auf dem Verein. Wie Thomas Wulf bestätigte, ist die Saison weiterhin nicht durchfinanziert. Präsident Ingo Wald hatte unlängst einen Zeitraum bis „Ende Januar/Anfang Februar“ benannt, Wulf nannte kein konkretes Zeitfenster, sagte aber: „Es besteht eine Riesen-Unsicherheit.“ Der Geschäftsführer sprach von „sehr guten Gesprächen“ mit potenziellen Investoren. Präsident Ingo Wald sagte: „Wir sind uns einig, den Lückenschluss nur über den Verkauf von Anteilen an der KGaA erzielen zu können.“ Am liebsten würde Wald den bereits beim MSV engagierten Ausrüster Capelli stärker ins Boot holen. Wald: „Capelli ist unser erster Ansprechpartner, unser Wunschpartner.“

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Insolvenz ist für MSV-Präsident Wald letzte Option

Eine Insolvenz will Ingo Wald vermeiden, es wäre für ihn die letzte Option. „Wir fühlen uns den Gläubigern verpflichtet“, so der 62-Jährige, der es für schwierig hält, im Falle einer Insolvenz einen neuen Sponsorenpool für einen Neustart aufzustellen. Wald: „Wenn Geld vernichtet ist, ist die Bereitschaft gering, frisches Geld zu geben.“

Auf die Frage, wie groß die Lücke ist, wollte Thomas Wulf keine konkrete Zahl benennen. Aber es gibt offenbar aktuell einen Dissens mit dem Deutschen Fußball-Bund, der dem MSV eine Summe genannt hat, die er bis zum 21. Januar aufbringen muss. „Wir haben Beschwerde eingelegt“, so Wulf.

MSV Duisburg hat kein Geld für neue Spieler

Den finanziellen Verlust im Zuge der Corona-Krise bezifferte Wulf für die vergangene Saison mit 2,5 Millionen Euro, die aktuelle Spielzeit schlage mit 2,6 Millionen Miesen zu Buche. Eine Kompensation der Verluste war bislang nur ansatzweise möglich. Der MSV erhielt einen KfW-Kredit in Höhe von 800.000 Euro. Der Griff in die öffentlichen Zuschuss-Töpfe blieb den Meiderichern bisher verwehrt. Wie Thomas Wulf erklärte, sei der MSV derzeit „nicht antragsberechtigt, weil wir zum 31.12.2019 als angeschlagener Verein gelten.“

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Aufgrund des negativen Eigenkapitals sei der MSV nicht berechtigt, Zuschüsse zu erhalten. „Ich habe hier kein Verständnis für die Politik“, so Wald, der hier auch eine Wettbewerbsverzerrung sieht: Gesunde Vereine erhalten noch mehr Geld, notleidende Klubs schauen hingegen in die Röhre. Apropos Geld: Thomas Wulf stellte direkt zu Beginn der Fragerunde klar, dass nach jetzigem Stand kein Geld für weitere Spielerverpflichtungen im Winter vorhanden ist.

Neue Gespräche mit Grope im Frühjahr

Die Verantwortlichen bezogen am Donnerstag auch Stellung zur Meldung, dass der Meidericher Malerbetrieb Grope aufgrund einer „katastrophalen Außendarstellung des Vereins“ und der Verpflichtung von Gino Lettieri zum Saisonende seinen Sponsorenvertrag gekündigt hat. „Das ist mehr als traurig und auch eine mittlere Katastrophe, wenn sich ein langjähriger Sponsor in dieser Art äußert“, bekannte Ingo Wald. Geschäftsführer Peter Mohnhaupt berichtete, dass er am Vormittag mit Grope-Geschäftsführer Frank Klein telefoniert habe. Die Herren wollen sich demnach im Frühjahr noch einmal austauschen.

Der komplette Live-Chat ist über die Internetseite und den Youtube-Kanal des MSV Duisburg zu sehen.