Düsseldorf. Zum Start der Regionalliga-Spielzeit 2004/05 machte Fortunas “General Manager Fußball“ Thomas Berthold eines klar: „Die lustigen Zeiten sind vorbei!“ Kurz darauf brauchten Berthold und Coach Morales Polizeischutz. Ebenfalls Thema des fünften Teils der Serie “Einmal Oberliga und zurück“: die Arena-Einweihung, Uwe Weidemann und Rainer Calmund.

Düsseldorf. Zum Start der Regionalliga-Spielzeit 2004/05 machte Fortunas General Manager Fußball Thomas Berthold eines klar: „Die lustigen Zeiten sind vorbei!“ Dass er einige Monate später selber die Papiere in die Hand gedrückt bekam, lag unter anderem an seiner Transferpolitik. Das Satelliten-Scouting gipfelte in der Verpflichtung des untauglichen argentinischen Torjägers Walter Otta. Der hatte Berthold mit einem Bewerbungsvideo alter Treffer aus Bolivien überzeugt. Der leicht übergewichtige „Gaucho“ hatte allerdings so illustre Klubs wie Universidad aus Peru, Puerto Montt in Chile, Manta FC aus Ecuador, den Marathon FC aus Honduras und den englischen Drittligisten FC Walsall in der Vita verzeichnet. Otta, von den Calgary Mustangs an den Rhein transferiert, machte in neun Einsätzen keinen Treffer.

Bei der staubigen Voreröffnung der Arena waren 38 123 Fans beim 2:0 über Union Berlin dabei. Policella und Pasini trafen am 10. September 2004 für Fortuna. Intern verschlechterte sich die Stimmung. Auch, weil sich Coach Massimo Morales immer mehr im Ton vergriff. Nach dem 3:4 in Paderborn und einem Elfmetergegentreffer in der Nachspielzeit, als der Trainer und auch Manager Berthold Polizeischutz brauchten, war das Tischtuch nach einer wüsten Verbalattacke in der Kabine zerschnitten.

Mit der 1:3-Heimpleite gegen Werder Bremen II und akuter Abstiegsgefahr übernahm Uwe Weidemann das Zepter. Mit Erfolg. Fortuna wurde Rückrundenvierter, schaffte im Endspurt sogar noch Gesamtplatz acht. Und rettete sich drei Spieltage vor Ende durch einen 1:0-Sieg an der Lübecker Lohmühle. Abwehrchef Böcker zielte richtig.

„Mehr rennen, weniger Geld“

Zwischenzeitlich hatte der FC Bayern München als Gast der offiziellen Arena-Eröffnung der Fortuna geholfen. 44 583 Zuschauer wurden beim 1:5 gezählt. Der in den Jahren zuvor immer wieder verlassene Sparkurs wurde trotzdem von höchster Stelle neu verbalisiert. „Mehr rennen, weniger Geld!“ kündigte Aufsichtsratschef Erwin für die neue Saison an. Keine guten Voraussetzungen, um die Kicker zu motivieren. Nach einem Arbeitsgerichtsverfahren mit Vergleich war Weltmeister Berthold verschwunden. Im Aufsichtsrat saß nun mit Rainer Calmund ein anderes, volkstümlicheres Fußball-Schwergewicht.

Dem Kader traute man nicht über den Weg. Ohne Bellinghausen (zu Kaiserslautern), Ndjeng (zu Paderborn), Mayer (nach Chemnitz), Zeyer und Niestroj (beide nach Grindavik/Island) witterten die Fans eher Abstiegskampf. Der versemmelte Start schien das zu bestätigen. Gegen Rot-Weiss Essen verspielte Fortuna vor immerhin 18 749 Neugierigen ein 2:0, verlor noch 2:4. Nach einem 0:1 in Lübeck war die Rote Laterne gesichert.

Aufstiegshoffnung verballert

Als erste Zweifler am Weidemann’schen Stuhl sägten, kehrte der Erfolg zurück. Mit den Bundesliga erfahrenen Jörg „Ali“ Albertz und Marcus Feinbier ging es bis auf Tabellenplatz fünf hoch. Ausgerechnet auf Werders Platz 11 wurde die zarte Aufstiegshoffnung verballert. Beim 1:2 verschoss Albertz einen Handelfmeter.

In der Saison 2006/07 wurde bei Auswärtsspielen sogar der Mannschaftsarzt eingespart. Werner Heuser blieb beim 0:0 in Dresden zu Hause. Physiotherapeut Maurizio Reale musste die Platzwunden beim frisch aus Ahlen verpflichteten Jens Langeneke und bei Marcel Podszus flicken. Auch der Abwehrrecke Robert Palikuca (vom FC St. Pauli) mischte nach sechswöchiger Meniskus-OP-Pause fröhlich mit.

Was in der Hinrunde noch Mut gemacht hatte, wurde nach der Winterpause zum latenten Absturz. Rang zehn sicherte zwar einen Platz in der neuen 3. Liga. Doch zufrieden waren im Schnitt 10 600 Fans in der Arena wahrlich nicht.

„Angsthasenfußball“ und „nicht aufstiegsreif“ war das Urteil nach einer neuerlichen 0:2-Blamage bei den Bremer Amateuren auf Weserstadion-Nebenplatz 11.

Das registrierte natürlich auch der neue Manager der Fortuna, Wolf Werner. Vier Tage vor Weihnachten 2006 vorgestellt, brachte der einstige Werder-Nachwuchschef ab April 2007 seine eigene besonnene, leicht kautzige Note in die in der Vergangenheit oft so aufgeregt agierende Fortuna-Führungsetage. Vom Zeitungsboulevard verächtlich als Manager-Opa abqualifiziert, gab er die us-amerikanische Woop-Theorie zum besten: „Well over old people“. Was im übertragenen Sinne heißt, das erfahrene Alter schätzen zu wissen. Das machen sie bei Fortuna bis mindestens 30.Juni 2013 – was sich 2007 wohl niemand hätte vorstellen können.