Düsseldorf. . Düsseldorf. Es gibt manch einen Hellseher unter den Fortuna-Fans. Mitte September 1997 orakelte doch nach der 1:3-Heimniederlage gegen den FC St. Pauli vor nur 6500 Zuschauern im Rheinstadion einer ganz laut: „Wir fahren nach Teveren!“ Der zweite Teil der Fortuna-Serie “Einmal Oberliga und zurück“ fasst die Zeit zwischen 1997 und 1999 zusammen.

Düsseldorf. Es gibt manch einen Hellseher unter den Fortuna-Fans. Mitte September 1997 orakelte doch nach der 1:3-Heimniederlage gegen den FC St. Pauli vor nur 6500 Zuschauern im Rheinstadion einer ganz laut: „Wir fahren nach Teveren!“ Bisschen zeitig für einen gerade abgestiegenen Fußball-Bundesligisten. Die Oberliga-Jahre 2002 bis 2004, in denen Teveren übrigens nicht mitspielte, waren schließlich noch fern. Und die Spielzeit im Unterhaus sollte keine katastrophale werden. Trotzdem: Das sechste (sieglose) Match der Zweitliga-Saison kostete Rudi Wojtowicz den Cheftrainer-Posten. Präsident Werner Buddenberg stattete dem Wattenscheider Haudegen Uli Maslo mit einem Kontrakt bis Sommer 1999 aus.

Eine Million Euro Aufstiegsprämie

Der siebte Tabellenplatz am Ende liest sich, betrachtet man den weiteren rot-weißen Geschichtsverlauf, gar nicht so übel. Trotzdem war’s eine Enttäuschung. Der gestrenge Maslo trimmte sein Team mit Hilfe von Zehnkämpfer Rainer Sonnenberg auf Vordermann, warf zwischenzeitlich aus seiner Sicht unlustige Kicker wie Jancula, Istenic und Rietpietsch aus dem Kader, hatte im albanischen Nationalspieler Igli Tare mit 13 Treffern den besten Torschützen. Doch so richtig Beine machte den Kickern selbst eine Aufstiegsprämie in Höhe von einer Million Euro nicht. Beim 2:3 gegen Fortuna Köln legten Younga-Mouhani und Akonnor den Düsseldorfern ein afrikanisches Osterei ins Netz.

Hertha BSC wollte parallel Torwarttrainer Enver Maric abwerben. Geschäftsführer Paul Jäger verlangte „45 Millionen Mark Ablöse“. War auch klar, warum: Maric wurde sechs Wochen vor dem Saisonende Maslos Cheftrainer-Nachfolger. Der spätere Herthaner brachte die Saison mit ungewöhnlichen Methoden gut zuende. Per Fragebogen hatte sich Maric bei seinen Schäfchen nach deren Schokoladentaktik erkundet.

Mit dem Versprechen „Die Neue Fortuna – Wir kommen wieder“ und mit Klaus Allofs auf der Trainerbank startete die Saison 1998/99. Es sollte ein Desaster werden. Nur fünf Siege in 24 Spielen mündeten im letzten Tabellenplatz. Igli Tare, mit elf Toren wieder der Beste, meldete sich schon im März 1999 zum 1. FC Kaiserslautern ab. Andere Protagonisten machten, was sie wollten. Der Albaner Edwin Murati hatte auf Einsätze in der Oberliga-Mannschaft keine Lust. Folge: Kündigung! Mathias Jack kassierte eine Abmahnung, weil er sich nach einem Turu-Testkick unabgemeldet verdünnisiert hatte.

Allofs wurde zur ratlosen Figur

Coach Allofs wurde Stück für Stück zur ratlosen Figur. 0:2 in Wattenscheid, 0:1 gegen den KSC, dann auch noch 0:1 in Bielefeld. Nach dem Alm-Absturz warf Präsident Helge Achenbach sämtliche Treueschwüre über Bord, schickte Allofs und seinen Co-Trainer Gerd Zewe in die Wüste. Feuerwehrmann Peter Neururer gab sich alle Mühe, feierte sogar einen 2:1-Heimsieg über den 1. FC Köln. Zuvor hatte Achenbach das alte Entschuldigungsplakat herauskramen und die Spieler dahinter für Medienfotos Aufstellung nehmen lassen. Das eher lächerlich wirkende Bild empfanden selbst einige Profis als Zumutung. Igor Dobrowolski beispielsweise zog sich eine Pudelmütze über das Gesicht, um nicht erkannt zu werden.

„Pico“ Niestrojs Wechsel zu den Wolverhampton Wanderers brachte bitter benötigte eine Million Euro Ablöse in die Kasse. Wie übel es um die Flingerner Finanzen stand, zeigte sich im Juli 1999. Während Trainer Jürgen Gelsdorf die Regionalliga-West/Südwest-Saison in Angriff nahm, verkaufte Präsident Achenbach die vermeintliche finanzielle Rettung so: „Es gibt ab sofort eine neue Zeitrechnung!“

Die Rede war vom Sportrechtevermarkter Michael Kölmel, der den seinerzeit angeschlagenen Traditionsklub mit Millionen Märkern versorgte, um diese über eine Beteiligung an den Fernsehrechten später mehr als zurückzubekommen. Per Fünfjahresvertrag mit Fortuna garantierte die „Kinowelt“ (später Sportwelt), damals einer der vier größten deutschen Vermarkter, rund 15 Millionen Mark.

Die von Vizepräsident Hein Hessling propagierte Planungssicherheit bewahrte Fortuna vor einem möglichen Abflug in die Oberliga. Doch die Chance aufs Comeback versandete. Die Millionen halfen nicht wirklich weiter, weil sie schlecht investiert wurden. Zwar qualifizierte sich Fortuna als Tabellensechster am Saisonende für die neue zweigleisige Regionalliga. Es überwog aber, wieder einmal, der Frust. Beim 1:1 in Idar-Oberstein randalierten die Fortuna-Anhänger, bewarfen den Bus im Stadion Im Haag mit Flaschen und Steinen, gingen auf einzelne Spieler los.

„Aleks wird gut“

Zwei Spieltage vor dem Saisonende trennte man sich auch noch von Jürgen Gelsdorf. Präsident Achenbach kündigt „Aleks wird gut“ an. Holte Publikumsliebling Ristic zurück. Doch Fortuna hatte nicht nur sportlich, sondern auch in der Stadt viel Kredit und damit gewaltig an Boden verloren. Die Footballer von Rhein Fire zogen im Rheinstadion pro Heimspiel 30 000 Fans, die finanziell angeschlagene DEG kehrte gestärkt in die Deutsche Eishockey-Liga zurück. Beides machte deutlich mehr Spaß als schlechter Drittliga-Fußball.