Düsseldorf. . Fortunas erste Oberliga-Nordrhein-Saison war reich an Tiefpunkten. Der Negativ-Höhepunkt: das 2:4 im Kreispokal-Halbfinale gegen Landesligist BV 04. Damals neben Kultkicker Frank Mayer im Team: Axel Bellinghausen und ein gewisser Andreas Lambertz. Der vierte Teil der Fortuna-Serie “Einmal Oberliga und zurück“ widmet sich auch dem Joachim Erwin und Thomas Berthold.
Es gibt nicht wenige Beobachter, die behaupten, das Beste der ersten Oberliga-Nordrhein-Saison sei das „Mythos Fortuna“-Spiel am 29. Mai 2003 gewesen. Organisiert von der Düsseldorfer Sportpresse sahen 5268 Fans im Paul-Janes-Stadion das Benefizmatch der aktuellen Elf gegen eine 93-er Mannschaft, die sich erst im Endspurt mit 2:4 geschlagen geben musste. Rund 40 000 Mark blieben für die notorisch leere Kasse übrig.
Die erstklassigen Eishockey-Profis und der Umzug der Rhein-Fire-Footballer nach Schalke beherrschten vor zehn Jahren die Schlagzeilen. Das 2:2 zum Oberliga-Start gegen die MSV-Amateure mit zwei Treffern von Jan Tauer taugte nicht wirklich zum Aufmacher. Immerhin mischte mit dem heutigen Rückkehrer Axel Bellinghausen ein „Ur-Fortune“ mit. Dazu kam Kultkicker Frank Mayer. Der strohblonde Angreifer mit den tätowierten Oberarmen war bei allen fußballerischen Defiziten ein kämpferisches Vorbild. Das gefiel der überschaubaren Fangemeinde. Bis zum Winter waren im Schnitt 3823 Besucher zu den Heimspielen reingeschneit.
Ein Orkan wütete am Flinger Broich
Am 12. September 2002 war das Rheinstadion gesprengt worden – 30 Jahre nach dem 2:1-Eröffnungssieg vor 40 000 Fans gegen den Wuppertaler SV. Ein Orkan zerlegte das Catering-Zelt am Flinger Broich. Und die Truppe von Trainer Slavko Petrovic rutschte nach zehn sieglosen Matches zwischenzeitlich bis auf Platz elf ab. Thomas Allofs wurde im Türkei-Trainingslager in Colakli dem Chefcoach als Teammanager zur Seite gestellt. Viel besserte sich nicht. Das 2:4 im Kreispokal-Halbfinale gegen Landesligist BV 04 war der Negativpunkt einer vergessenswerten Saison.
Petrovic wurde drei Spiele vor Schluss auch noch von Präsident „Charly“ Meyer entlassen. Uwe Weidemann übernahm und kündigte an, auf A-Jugendliche wie einen gewissen Andreas Lambertz bauen zu wollen.
„Fortuna ist kein lahmer Gaul mehr“
Die Entscheidungsgewalt riss im Sommer Oberbürgermeister Joachim Erwin an sich, der ein Jahr zuvor den Aufsichtsratsvorsitz bekommen hatte. In der Frankenheim-Brauerei zauberte der OB mit dem italienischen Trainer Massimo Morales und dem neuen General Manager Fußball, Weltmeister Thomas Berthold, ein Gespann aus dem Hut, das niemand der wild spekulierenden Schreiber auf der Rechnung hatte. „Die Zeit der Schwätzer ist vorbei, Fortuna ist kein lahmer Gaul mehr“, trötete Erwin.
Die Protagonisten ließen bei dieser Gelegenheit gleich ganz profihaft die Verträge der neuen Retter auf dem Pressekonferenztisch liegen. Die in der NRZ veröffentlichten, nicht gerade bescheidenen Viertliga-Honorare waren wasserdicht. Bertholds Dreijahreskontrakt wies sogar ein Saisonsalär von maximal 250 000 Euro aus. Fremdfinanziert über Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen. Berthold ließ an seiner Position keine Zweifel und rief in der NRZ das persönliche Satelliten-Scouting vom Hausdach aus: „Wenn jemand in diesem Geschäft kompetent ist, dass bin dann doch wohl ich!“
Dazu hatte OB Erwin mit der Stadtsparkasse, die den Monkey’s-Island-Affen von Ex-Präsident Achenbach vom Dress gedrängt hatte, und den Stadtwerken zwei stadt-nahe Unternehmen, so wurde kolportiert, für Fortuna „dienstverpflichtet“.
Die Kicker kamen ihrer Favoritenrolle nach. Mit dem 4:1 bei Yurdumspor Köln im Oktober 2003 eroberte man erstmals seit neun Jahren wieder eine Tabellenführung. Frank Mayer (2), Regisseur Michael Zeyer und Jungspund Andreas Lambertz trafen.
Peinliche Restsaison
Weil die Spielvereinigung Velbert auf eine Drittliga-Lizenz verzichtet hatte, musste Fortuna eigentlich nur die Mönchengladbacher Amateure in Schach halten. Die patzten fröhlich: 4:6 nach 4:0 gegen Freialdenhoven, 0:2 in Solingen. So reichte am 28. April 2004 ein 0:0 gegen Leverkusens Amateure für die Fortuna, um sicher in die Regionalliga zurückzukehren. Dass die Restsaison eher peinlich auslief, Velbert die Fortuna sogar noch vom ersten Rang verdrängte und die Roten das FVN-Pokalfinale in Krefeld gegen die verstärkte RWE-A-Jugend mit 0:2 in den Sand setzte, regte Coach Morales mächtig auf: „Ja bin ich denn der einzige Profi hier?!“ Der ehemalige Trainer der Münchener Bayern sorgte so für einen Vorgeschmack darauf, dass im Misserfolgsfalle mit ihm gar nicht gut Kirschen essen sein würde.