Düsseldorf. Der World Team Cup ist seit fast einem Jahrzehnt weg. Doch Tennis bleibt in Düsseldorf die Sportart Nummer eins – wäre da nicht Fortuna.

Internationales Weltklasse-Tennis und Düsseldorf, das gehörte Jahrzehnte so eng zusammen wie Altstadt und dunkler Gerstensaft vom Fass. Von 1978 bis 2012 rückte der World Team Cup alljährlich im Mai den Rochusclub im Grafenberger Wald in den Tennis-Mittelpunkt. Nach zweimal Power Horse Open in den Jahren 2013 und 2014 war allerdings Schluss mit der populären Turnierwoche, die in der Regel weltweit im Fernsehen auch die Landeshauptstadt strahlen ließ. Das Aus bedauerte einst selbst Boris Becker, Deutschlands immer noch erfolgreichster Tennisspieler.

Tennis allerdings blieb in Düsseldorf trotz des schmerzhaften Verlustes der Team-Weltmeisterschaft eine Topsportart. Und dies wahrlich nicht nur, weil im Sommer bei den Bundesligaspielen im Grafenberger Wald auch toller Sport geboten wird. Oder weil etwa am kommenden Freitag und Samstag die Davis-Cup-Mannschaft in der Reisholzer Halle gegen Weißrussland um die Qualifikation für das Finalturnier Ende November in Madrid kämpft.

16.000 Mitglieder in Düsseldorf

„Wir sind in der Stadt die Nummer zwei hinter Fußball – und noch vor Turnen“, betont Dietloff von Arnim, bis 2014 Turnierdirektor im Rochusclub und derzeit Vorsitzender des Tennisverbandes Niederrhein sowie des TVN-Tennisbezirks 3, zu dem Düsseldorf zählt. Stattliche 16.000 Tennis-Mitglieder vereinigen die Vereine der Landeshauptstadt auf sich. Die Fußballer führen zwar mit derzeit 41.000 Mitgliedern. Würde man allerdings die gut 28.000 größtenteils passiven Mitglieder von Bundesligist Fortuna hier abziehen, würde Tennis sogar vorn liegen.

Dietloff von Arnim, Turnierdirektor des Tennis Word Team Cups, konnte das Rochusclub-Turnier mit Hilfe von Power Horse aus Österreich noch bis 2014 fortführen.
Dietloff von Arnim, Turnierdirektor des Tennis Word Team Cups, konnte das Rochusclub-Turnier mit Hilfe von Power Horse aus Österreich noch bis 2014 fortführen. © dpa | Horst Ossinger

Dietloff von Arnim ist diese statistische Feststellung durchaus wichtig. „Tennis lebt – und wir wachsen in den Düsseldorfee Vereinen immer noch“, betont der Werbe-und Marketing-Fachmann und schiebt hinterher: „Wir wollen für die Sportart positive Nachrichten verbreiten.“ Und dies aus mehreren Gründen. In Düsseldorf boomen gerade die Vereine aus dem Nord und dem Osten: etwa der TC Blau-Schwarz, der TC Rot-Weiß, DSD, DJK Agon, TC Gerresheim, TC Oberkassel, TC Kaiserswerth oder auch TG Nord.

Einmal im Jahr treffen sich die Klubvertreter im Uerige. Zuletzt fokussierten sich die Themen auf ein Kernproblem: Woher Spielzeiten nehmen, gerade im Winter? Hintergrund: Nicht nur in Düsseldorf gibt es kaum kommerzielle Hallen, die Tennis-Spielzeiten anbieten. Weil es sich finanziell nicht rechnet. Wer spielen will, muss in einen Verein. Und die meisten Klubs setzen auf endliche Lösungen. Etwa Freiplätze per Blasebalg zu überdachen für die kalte Jahreszeit, um so Spielflächen zu schaffen. Oder eben einen Mitgliederstopp zu verhängen. Eine wenig populäre Maßnahme, wo in anderen Sportarten doch händeringend Mitglieder gesucht werden.

Kleinere Klubs in Düsseldorf in Gefahr

Gute Nachrichten ziehen immer auch einen Pferdefuß nach sich. Kleinere Vereine im Tennis haben es schwer, wenn es um Spielflächen, Trainer, Mannschaften oder eine taugliche Gastronomie an der Platzanlage geht. Im Gegenzug schielt die Stadt Düsseldorf auf das eine oder andere wertvolle Grundstück, auf dem jetzt noch Tennis gespielt wird. Deshalb wirbt Dietloff von Arnim als Chef des Düsseldorfer Bezirks für seine Sportart.

Es geht aber auch ein wenig darum, Düsseldorf wieder auf die nationale und internationale Landkarte zu bringen. Mit einem Einmal-Event wie dem erneuerten Davis Cup am Wochenende, bei dem in Alexander Zverev der aktuell beste deutsche Spieler fehlen wird, hält sich das Vorhaben in engen Grenzen.

Möglicherweise steht zur Debatte, ein 250er-Turnier der Damen in Düsseldorf auszutragen. Eine Chance scheint gegeben. Oliver Müller, ehemaliger Eishockey-Manager der Kölner Haie, hatte im Januar die WTA-Lizenz des nach sieben Jahren mangels Hauptsponsors eingestellten Turniers von Nürnberg erworben. Nachdem zunächst klar angepeilt worden war, das Frauenturnier möglichst mit Vorzeigespielerin Angelique Kerber ab Mai 2021 in Köln auszutragen, war zuletzt nur von einem „sportlichen Highlight im Rheinland“ die Rede.

WTA-Turnier: Plätze werden gesucht

Müller und seine Lizenzgesellschaft müssen schließlich einen geeigneten Spielort mit mindestens sechs Aschenplätzen finden. Einer muss als Center Court mit einer Zuschauerkapazität von mindestens 2500 Plätzen dienen – so die von der Spielerinnen-Gewerkschaft WTA vorgegebenen Leitlinien. Ob das in Köln umsetzbar ist, scheint unsicher. Vielleicht rückt der mit Großturnieren erfahrene Rochusclub Düsseldorf hier noch in den Fokus.

Gesetzt ist der Traditionsklub, wenn es um die Olympia-Bewerbung von Rhein und Ruhr für die Spiele im Jahr 2032 geht. Die Anlage am Rolander Weg dürfte das Zentrum für das Damen- und Herrenturnier im Zeichen der fünf Ringe werden, sollte die Region den Zuschlag für das größte Sportevent neben der Fußball-WM erhalten. Es dürften dann allerdings Umbauarbeiten anstehen, um zwei Teilnehmerfelder von 64 Startern nebst Center Court olympia-tauglich zu stemmen.

Übrigens:

Im Reisholzer Castello, einst Spielstätte der Düsseldorfer Bundesliga-Handballer und -Basketballer, wird am Freitag (ab 16 Uhr) und Samstag (ab 12 Uhr) die Davis-Cup-Partie gegen Weißrussland steigen.

Für Deutschland spielen Jan-Lennard Struff, Philipp Kohlschreiber, die Doppelsieger der French Open, Kevin Krawietz und Andreas Mies, sowie als Ersatz Dominik Koepfer.