Am Niederrhein. Der gebürtige Mehrhooger spricht über seinen Abschied in Dinslaken, die Rückkehr zur HSG Wesel und Freundschaften, die bleiben.
Fabian Hoffmann hatte es sich nicht leicht gemacht, seinen Entschluss aber schließlich in den Tagen vor Weihnachten endgültig gefasst. „Es war eine 50:50-Entscheidung, die ich am Ende aus dem Bauch heraus getroffen habe, und die sich im Nachhinein auch absolut richtig anfühlt“, sagt der Handballer des MTV Rheinwacht, der den Dinslakener Regionalligisten im Sommer nach fünf Jahren wieder verlassen wird. Der gebürtige Mehrhooger, der seine gesamte Jugendzeit bei der HSG Haldern/Mehrhoog/Isselburg verbrachte und dort auch die ersten Schritte im Seniorenbereich ging, kehrt, wie sein Mitspieler Torsten Sanders, zurück zum Verbandsligisten HSG Wesel.
Warum der 1,98 Meter große Rückraumspieler mit der überragenden Physis, der mit seinen 30 Jahren noch voll im Saft steht, sich für den Wechsel zum aktuell zwei Klassen tiefer spielenden Verein entschieden hat? Für Hoffmann gibt es da durchaus mehrere Gründe. Einer liegt für den Sportwissenschaftler, der im Visalis Therapiezentrum in Wesel die Trainingstherapie leitet und auch in der Stadt lebt, auf der Hand: Der Aufwand ist deutlich geringer, nicht nur was die Fahrt zu den Übungseinheiten, sondern natürlich auch zu den meisten Auswärtsspielen angeht. Außerdem wird in Wesel nur zweimal in der Woche trainiert. „Die letzten Jahre in Dinslaken waren zwar sehr schön, weil die mannschaftliche Geschlossenheit wirklich immer da war, aber die Zeit war eben auch sehr intensiv mit dem permanenten Abstiegskampf und den Unruhen, die es im Verein gab“, sagt Hoffmann, der deshalb auch dem Werben höherklassiger Vereine eine Absage erteilte.
Fabian Hoffmann reizt das Projekt HSG Wesel
Zumal den abwehrstarken Halblinken das Projekt HSG Wesel, mit einem Team, das im Schnitt deutlich jünger ist als die aktuelle MTV-Formation durchaus reizt. „Es wäre sicher vermessen, gleich vom Aufstieg zu reden, aber klar ist, dass wir natürlich eher nach oben wollen und jetzt sicher die Möglichkeit haben, in Wesel etwas aufzubauen.“
Bei der HSG dürfte Hoffmann bei seiner Rückkehr unbestritten eine Führungsrolle einnehmen. Die Zeit in der vierten Liga hat den Mann, der in der Jugend bei der HSG HMI nur in der Kreisklasse unterwegs war, noch einmal weitergebracht: „Aber ich habe auch das Gefühl, dass ich da an mein Maximum gestoßen bin.“
Ungeliebte Einsätze am Dinslakener Kreis
Ganz sicher nicht vermissen wird Hoffmann künftig bei der HSG die Einsätze als Kreisläufer. In Dinslaken musste der Rückraumspieler zuletzt mangels Alternativen zu Stammkraft Nik Dreier immer wieder auf der ungeliebten, weil eben auch ungelernten Position aushelfen. Der Weseler kommunizierte auch mehrfach deutlich, dass er sich dort nicht gut aufgehoben sah, stellte sich aber letztlich immer wieder in den Dienst der Mannschaft. Eine Mannschaft, in der er sich aber stets wohlgefühlt hat: „Da sind wirklich neue Freundschaften entstanden, und das ist es doch auch eigentlich, was zählt. Handball spielen wir alle in ein paar Jahren nicht mehr“, sagt Hoffmann, für den es daher auch besonders emotional war, seinem Kumpel Maximilian Reede den bevorstehenden Abschied mitzuteilen.
Weseler sieht weiter großes Potenzial beim MTV Dinslaken
Der 30-Jährige will aber keineswegs abstreiten, dass auch die Unruhe, die beim MTV nach der Abwahl von Heinz Buteweg als Abteilungsleiter Ende 2023, entstanden sei, in seine Entscheidungsfindung mit eingeflossen ist. „Wir hatten in den letzten anderthalb Jahren schon das Gefühl, im Verein ziemlich isoliert zu sein. Vieles haben wir gar nicht oder erst sehr spät mitbekommen“, sagt Hoffmann, der trotzdem extra betont: „Der MTV Dinslaken hat wirklich großes Potenzial, und man hat ja zuletzt auch gesehen, dass der Verein lebt. Mit Marco Banning und den neuen Trainer Harald und Robert Jakobs sind auch Leute am Werk, die Dinslaken in den nächsten zwei, drei Jahren wieder nach oben führen können.“
Was die Rheinwacht-Chancen auf den Regionalliga-Klassenerhalt angeht, bleibt Hoffmann Realist: „Da muss man sich nichts vormachen. Es sieht nicht gut aus, aber wir werden auf jeden Fall bis zum Schluss alles raushauen, was möglich ist. Wir haben schon mehrfach gezeigt, dass es in dieser Liga Mannschaften gibt, die wir auch mit unserem kleinen Kader schlagen können.“ Für den Weseler ist die Tatsache, dass sein Team in dieser Spielzeit meist nur mit zehn oder sogar noch weniger Akteuren in die Partien geht, ein klarer Wettbewerbsnachteil: „Andere Mannschaften würden das gar nicht mehr mitmachen. Wir reißen uns trotzdem jede Woche den Hintern auf, kriegen ihn dann aber halt auch manchmal versohlt.“
Wie am Sonntag bei der klaren 28:40-Schlappe gegen das Spitzenteam aus Ratingen, bei der alle Dinslakener Akteure am Ende unter Normalform blieben. Die Motivation für die nächste Aufgabe ist dennoch ungebremst. Am Samstag geht es um 19.15 Uhr zum „Nachbarn“ OSC Rheinhausen, für den auch der Dinslakener Nik Dreier in der kommenden Spielzeit auflaufen wird. „Es ist ein Derby“, so Hoffmann, „mehr muss man eigentlich nicht sagen.“