Mainz. Nach vier Niederlagen steht für den VfL Bochum gegen Darmstadt viel auf dem Spiel. Trainer Thomas Letsch wird in Fanforen kritisiert.
Mit einem starken Endspurt, getragen von Teamgeist, Einsatzwille und famosen Fans, schaffte der VfL Bochum in der Vorsaison nach zwischenzeitlich vier Niederlagen in Folge noch die Wende, den Klassenerhalt. Rund ein Jahr später, nach dem 0:2 beim Abstiegskonkurrenten FSV Mainz 05, klingen die Worte der Verantwortlichen ähnlich wie nach der letzten großen Pleitenserie, die im 0:2 gegen Schalke gipfelte und sich dann mit einem 2:0 in Köln auflöste.
Es ist wieder Zeit für Appelle beim VfL Bochum.
VfL Bochum: Es gibt keine Trainerdebatte
„In der letzten Saison sind wir gefühlt dreimal abgestiegen und haben es geschafft“, meinte Trainer Thomas Letsch zum wiederholten Male. Zum zweiten Mal hat er nun eine Serie von vier Niederlagen zu verantworten als VfL-Coach - damals wie heute aber ist die Klubführung fest von ihm überzeugt, während in diversen Fanforen eine Trainerdebatte heiß läuft. „Der Trainer steht nicht zur Diskussion“, betonte Sport-Gechäftsführer Patrick Fabian gegenüber dieser Redaktion.
„Ich bin weit davon entfernt, in große Panik zu verfallen“, sagte Fabian bereits unmittelbar nach dem ernüchternden 0:2 des harmlosen VfL bei biederen Mainzern. Die Marschroute: „Wir müssen schauen, dass wir bei uns bleiben, die Gruppe zusammenhalten, das Umfeld und alle anderen zusammenhalten. Wir müssen wissen, wo wir herkommen, das ist ganz wichtig. Wir haben 25 Punkte, wir sind nicht kurz vor dem Abgrund. Aber wir müssen den Trend erkennen.“
Größerer Vorsprung des VfL Bochum als vor einem Jahr
Der Trend in Zahlen: Nach dem 3:2-Triumph gegen den FC Bayern gab es vier Pleiten am Stück. 0 Punkte, 4:13 Tore. Bochum hat mit 25 Punkten einen Zähler weniger geholt als nach 26 Spieltagen in der Vorsaison, als Letsch das Team erst am achten Spieltag mit nur einem Punkt übernommen hatte.
Der Vorsprung auf die bedrohliche Zone allerdings ist größer: Vor einem Jahr waren es vier und fünf Punkte auf die Plätze 16 und 17, jetzt sind es sechs (Mainz) und sieben (Köln). Beruhigend? Nicht mehr wirklich.
Bochums Trainer Letsch: „Es ist gefährlich, wenn man Angst hat“
Nach der Länderspielpause geht es am Abend des Ostersonntags (31. März, 19.30 Uhr) gegen das abgeschlagene Schlusslicht Darmstadt 98 – ein Spiel, das an Bedeutung stark gewonnen hat nach dem verlorenen Abstiegs-Krampf in Mainz. „Wir sind uns der gefährlichen Situation bewusst“, meinte Trainer Letsch nach erneut verpassten Big Points, wie schon in Mönchengladbach (2:5), wie gegen Freiburg (1:2).
Er setzt auf mehr Mut, mehr Selbstvertrauen in den kommenden zwei Wochen – Aufbauarbeit in positiver Richtung: „Es ist gefährlich, wenn man Angst hat. Wir wissen, was wir als Team leisten können. 25 Punkte reichen nicht, also müssen wir noch welche holen.“
Schiedsrichter-Debatte? Sportdirektor Lettau: „An eigene Nase fassen“
Dabei gibt es einige Gründe für die Talfahrt. Nur einer ist: Bei Schiedsrichter- und VAR-Entscheidungen hat der VfL weiterhin kein Glück. Gegen Freiburg gab es drei Schlüsselszenen, die zu Ungunsten des VfL bewertet wurden. Gegen Mainz gab es keinen Videocheck nach einem Kontakt von Bernardo an Jae-sung Lee – dabei spielte Bernardo zuerst den Ball. Elfmeter für Mainz kurz vor der Pause, Jonathan Burkardt traf, die Partie kippte. In einer ungeordneten zweiten Halbzeit des VfL mit klarem Mainzer Chancenplus machte erneut Burkardt den Deckel drauf.
Nach dem Freiburg-Spiel entfachten Patrick Fabian und Sportdirektor Marc Lettau eine große Benachteiligungs-Debatte, nach dem Mainz-Spiel wollten sie davon nichts wissen. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“, betonte Lettau. „Wir bleiben bei uns“, meinte Letsch.
Das ist nötig, denn der VfL muss viele Probleme lösen. Offensiv ist Bochum zu harmlos, ungefährlich, inkonsequent, verspielt, ohne Wucht im Strafraum. Defensiv ist er in entscheidenden Situationen nicht griffig, nicht wach genug.
Totale Intensität ist die Basis - und fehlte in den letzten Wochen
In Summe, und das sorgt für zunehmende Unruhe, „fehlen uns ein paar Prozente“, monierte Lettau erneut mit Blick auf Fokussierung, Bereitschaft. Dabei ist Bochum ohne totale Intensität, jener Grundtugend, die der VfL zur eigenen Spielphilosophie erkoren hat, nicht bundesligatauglich.
Vor allem dann nicht, wenn nicht nur Bundesliga-Neulinge wie der erneut schwache Stoßstürmer Moritz Broschinski, sondern auch Leistungsträger wie Kevin Stöger, Takuma Asano und Bernardo durchhängen. Hinzu kommen fehlende Kompaktheit und taktische Flexibilität. Die gewollte Linkslastigkeit des VfL etwa ist mittlerweile zu durchschaubar.
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Jetzt sind zwei Wochen Zeit, „um durchzuatmen“, meinte Lettau. „Die Pause tut uns sicherlich gut.“ Auch, weil in den letzten Wochen immer wieder Startelf-Spieler ausfielen. Patrick Osterhage gab trotz Trainingsrückstandes ein ordentliches Comeback im Zentrum. Flügelstürmer Christopher Antwi-Adjei, vielleicht auch der laufstarke Matus Bero und Rechtsverteidiger Tim Oermann könnten gegen Darmstadt zurückkehren. Es ist, für die Moral, Stimmung und den Klassenerhalt, das bisher wichtigste Spiel der Saison.
VfL Bochum vor wichtigem Heimspiel gegen Darmstadt
Trainer Letsch muss es schaffen, wieder eine stärkere Einheit mit mehr Geschlossenheit, mehr Überzeugung, größeren Siegeswillen zu finden. Patrick Fabian sagt: „Wir müssen in den nächsten Tagen noch konsequenter, noch fokussierter trainieren, um dann beim nächsten sehr wichtigen Heimspiel gegen Darmstadt wieder zu punkten.“